Es ist ein großer Schritt für Menschen mit Gehbehinderung in Würzburg und ein großer Schritt zu einer barrierefreien Stadt. Bis Ende des Jahres sollen alle Straßenbahnen mit speziellen Rollstuhl-Rampen ausgestattet werden, die den Einstieg auch für mobilitätseingeschränkte Menschen möglich machen sollen. Die erste Straßenbahn mit Rampe ist bereits in Betrieb.
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Ein großer blauer Sticker mit einem weißen Rollstuhl auf der Windschutzscheibe markiert sie deutlich: die erste Straßenbahn mit Rollstuhl-Rampe in Würzburg. Seit Dienstagmorgen ist sie nun in Betrieb - und bleibt selbstverständlich nicht die einzige. 850 000 Euro investiert die Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) für die Ausstattung der Fahrzeuge, Informationsmedien und den Umbau der Haltestellen. Innerhalb von drei Jahren sollen alle die Chance haben, uneingeschränkt mit der Straßenbahn von Ort zu Ort zu kommen.
Das Kostenintensive ist der Umbau der Haltestellen
"Die Rampen kosten nicht viel. Das Kostenintensive ist der Umbau der Haltestellen", erklärt Paul Lehmann, Geschäftsführer der WSB, bei einem Vorstellungstermin am Dienstagnachmittag an der Haltestelle Fechenbachstraße, zu dem unter anderem auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt, zweiter Bürgermeister Adolf Bauer, einige Stadträte und Vertreter des Behindertenbeirates gekommen waren.
Viele Haltestellen erfordern einen erhöhten Umbauaufwand, da die notwendigen Freiflächen für den Rangierraum vor der Rampe auf der Haltestelle nicht gegeben sind. "Wir müssen an der Stelle, an der die Rampe ausgeklappt wird, im Hintergrund der Haltestelle aufräumen." Zum einen müssen Automaten, Fahrkartenschilder oder Bänke versetzt werden, zum anderen müssen die Haltestellen ausreichend breit ausgebaut sein. "Sonst kann die Rampe nicht ausgeklappt werden." 1,50 Meter Raum müsse mindestens hinter der Rampe vorhanden sein. Und: Befindet sich die Haltestelle direkt an der Straße, muss die gesamte Haltestellenlänge eingegittert werden, "damit nicht die Gefahr besteht, dass der Rollstuhl in den Verkehr rollt."
Der Zugang zu Mobilität für jeden ist seit Jahren erklärtes Ziel der Stadt Würzburg und der Würzburger Straßenbahn. "Gerade bei der Nutzung des ÖPNV ist es wichtig, dass sich ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung sicher fühlen können und ihnen die Fahrt so einfach wie möglich gemacht wird", heißt es von Seiten der Würzburger Versorgungs-und Verkehrs GmbH (WVV).
23 Straßenbahn-Haltestellen sind bereits für den Einsatz der Rampen geeignet
Die Rampen sind in einer Halterung gleich neben der Tür angebracht und werden bei Bedarf von der Fahrerin oder dem Fahrer der Straßenbahn an geeigneten Haltestellen ausgelegt. Wer die Rampe benötigt, positioniert sich im vorderen Bereich der Haltestelle und gibt dem Fahrer ein deutliches Zeichen. Dieser bedient dann die Rollstuhl-Rampe und unterstützt auch beim Ein- oder Ausstieg. Möchte der Rollstuhlfahrer aussteigen, muss er den blauen Knopf an der Sondernutzungsfläche drücken. So weiß der Fahrer Bescheid, kann nach hinten kommen und die Rampe händisch ausfahren.
Gestartet wird mit den Zügen der GT-N-Reihe. Alle weiteren Fahrzeuge der GT-E Baureihe werden im Anschluss nachgerüstet. 23 der insgesamt 86 Straßenbahn-Haltestellen in Würzburg sind bereits für den Einsatz der Rampen geeignet. Bis 2023 sollen dann alle Haltestellen dementsprechend umgebaut sein, "wobei es einige Haltestellen gibt, an denen dies nicht möglich sein wird", erklärt Lehmann. An der Haltestelle Sanderring stadteinwährts beispielsweise sei der Platz auf dem Gehsteig zu gering, um hier eine Rampe ausfahren zu können.
Viele Haltestellen erfordern einen erhöhten Umbauaufwand
Im Oktober vergangenes Jahres wurde zwischen Vertretern des Behindertenbeirates, den Fachdienststellen der Stadt und der WSB eine Prioritätenliste zur Erweiterung der rampengeeigneten Haltestellen erarbeitet. Der Umbauprozess richtet sich dabei nach dieser Prioritätenliste.
So wurden beispielsweise in den Sommerferien bereits die Straßenbahnhaltestellen DJK Sportzentrum stadtein- und stadtauswärts umgebaut. Unter der Reduzierung der rückwärtigen Fahrspur wurden die Haltestellen verbreitert und mit Blindenleitsystemen sowie Wetterschutzeinrichtungen versehen. Das Investitionsvolumen lag hier bei rund 200 000 Euro.
"Das ist ein ganz wichtiger Schritt für uns alle", weiß Julian Wendel. Der 35-Jährige ist Mitglied des Behindertenbeirates der Stadt und ist auf einen elektrischen Rollstuhl angewiesen. "Für mich ist Barrierefreiheit einzig und allein der Zustand, wo wirklich keine Barriere ist." Dass nun bis Ende des Jahres alle Straßenbahnen mit einer Rampe versehen werden sollen, freut ihn sehr. "Ich kann dann alleine in die Stadt fahren. Dieser enorme Zuwachs an Mobilität lässt mich besser teilhaben am gesellschaftlichen Leben."
Im Liniennetzplan und im Fahrplan der Straßenbahnen werden alle Haltestellen mit einem blau-weißen Symbol gekennzeichnet, die für den Einsatz von Rollstuhl-Rampen geeignet sind. Darüber hinaus wird das bestehende Haltestellen-Schild durch ein neues Haltestellenschild mit blauen Balken und Rampensymbol ergänzt. Das Wort „Rollstuhl-Rampe“ im oberen Bereich der Straßenbahn-Tür kennzeichnet den Zugang, an dem sich die Rampe befindet.
Bis Ende des Jahres Rampen in allen Fahrzeugen
"Wir bauen jedes Jahr rund 20 bis 30 Haltestellen um, sodass ich davon ausgehe, dass wir bis 2023 Barrierefreiheit an allen möglichen Haltestellen gewährleisten können", verspricht Lehmann. Warum bislang nur eine Straßenbahn mit einer Rampe ausgerüstet werden konnte, liege an Lieferschwierigkeiten von Seiten des Herstellers, erklärt er. Aber: "Bis Ende des Jahres möchten wir in jedem Fall in allen Straßenbahnen eine Rollstuhlrampe anbieten können."
Auf der WVV-Homepage gibt es unter www.wvv.de/barrierefrei einen eigenen Bereich mit allen Infos und Hinweisen zur Barrierefreiheit. Auch die Termine für die regelmäßig stattfindenden Schulungen zum sicheren Ein- und Aussteigen sind dort aufgelistet. Ebenfalls steht der Liniennetzplan online zur Verfügung.
wenn ich allerdings mal so die Haltestellen Revue passieren lasse, kommt mir schon die eine oder andere in den Sinn, wo die Platzverhältnisse so eingeschränkt sind, dass man mit einem Rolli verdammt aufpassen muss, wo man hinfährt.
Insgesamt sollte es grundsätzlich Niederflurwägen geben denn immer mehr Menschen benötigen einen Rollator und auch mit einem Einkaufstrolli kommt man schlecht die Stufen rauf.
Aus Bayreuth kenne ich schon seit vielen Jahren, Rampen in den Bussen, welche der Fahrer auf Knopfdruck ausfahren kann. Da muss der Fahrer nicht extra aufstehen und mit einem Hebelwerkzeug die Rampe herausklappen.
In Berlin habe ich vor Jahren gesehen: Sicherheitsgurte für Kinderwägen und Rollstühle.
In Mallorca vor cá 17 Jahren: Dauerkarten in Form einer kleinen Scheckkarte, welche durch ein Lesegerät gezogen werden. Einige Punkte zum Nachdenken?
Trotz allem, bin ich mit unserer WVV ziehmlich zufrieden und nutze sie fast täglich. Liegt vielleicht auch an dem günstigen Platz meiner Wohnung.
Unverständlich nur noch, warum keine bessere Verkehrsanbindung in der Kantstraße nähe der AWO. Dort sich überwiegend ältere Herrschaften untergebracht und für Angehörige schlecht zu erreichen.