Es ist eine Stolperfalle für Senioren und Menschen mit eingeschränkter Mobilität: Die Straßenbahn-Haltestelle in der Arndtstraße in der Sanderau entspricht nicht den Ansprüchen an die vom Gesetzgeber geforderte Barrierefreiheit. Bei einem Ortstermin der Seniorenvertretung mit Bernd Karl von der Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) wurde deutlich, dass zumindest aus Sicht der Straßenbahn-Planer eine Lösung für den Umbau derzeit nicht in Sicht ist.
An der Kreuzung Friedrich-Spee-Straße/Arndtstraße in Richtung Endhaltestelle Königsberger Straße müssen die Fahrgäste beim Ein- und Aussteigen auf die Straße und dadurch schon bei einem der modernen Niederflur-Straßenbahnzüge einen Höhenunterschied von 28 Zentimetern überwinden. Sogar bis zu 38 Zentimeter sind es bei den ganz alten Straßenbahnen, die auf den Linien 1 und 4 in der Sanderau immer noch im Einsatz sind. Günther Rinke, der Vorsitzende der Seniorenvertretung im Arbeitskreis Verkehrsangelegenheiten, legte vor Ort selbst den Zollstock an, um die Ein- und Ausstiegshöhe genau zu ermitteln.
Längere Straßenbahn-Züge sorgen für Haltestellen-Problem
"Die Haltestelle steht auf der WSB-Ausbauliste ganz oben, aber diese Botschaft hören wir schon seit Jahrzehnten. Der Glaube daran schwindet langsam", sagte SPD-Stadtrat Hans-Werner Loew, der im Namen seiner Fraktion zum Ortstermin eingeladen hatte: "Wer bei dieser Einstiegshöhe nicht aufpasst, hat sich ganz schnell einen Oberschenkelhalsbruch geholt."
Glaubt man Bernd Karl, dem stellvertretenden Betriebsleiter der WSB, dann würde diese die Haltestelle, die zu den am stärksten frequentierten im Stadtteil gehört, lieber heute als morgen barrierefrei ausbauen. Das Hauptproblem ist die Länge: Die WSB will ihre Straßenbahn-Flotte in den kommenden Jahren komplett auf 38 Meter lange Züge umstellen - passende Haltestellen müssen daher 45 Meter lang sein.
Bis 2022 muss der Halt barrierefrei sein
Das ist bei der Haltestelle Arndtstraße nicht möglich: Etwa 35 Meter beträgt der Abstand von der Einmündung bis zur Hofeinfahrt neben der Metzgerei Naser, die nicht blockiert werden darf. Eine Verlegung auf die andere Seite der Kreuzung, also auf die Höhe der bereits barrierefrei ausgebauten Haltestelle in der Gegenrichtung, scheitert laut Karl ebenfalls an einer Garageneinfahrt und an der Besucher-Zufahrt zum Hospiz des Juliusspitals.
"Die Haltestelle ist auch aus unserer Sicht völlig unzureichend. Eine durchschlagende Lösung, mit der wir morgen anfangen könnten, haben wir aber nicht", sagte Karl. Im schlimmsten Fall müsse die Haltestelle gestrichen werden, weil sie irgendwann die rechtlichen Voraussetzungen nicht mehr erfüllt. "Das haben wir aber nicht vor", schränkte Karl ein. Bis Ende 2022 müsste ein geplanter barrierefreier Ausbau im Nahverkehrsplan stehen, um die rechtlichen Anforderungen zu erfüllen.
Besser ein Kompromiss statt Wegfall der Haltestelle
Die Seniorenvertretung fordert in einem Eilantrag an den Seniorenbeirat des Stadtrats den "baldmöglichen Umbau" der Haltestelle - und hatte beim Ortstermin auch Vorschläge parat: Als Wunschlösung der Anwesenden kristallisierte sich eine für den PKW-Verkehr überfahrbare Rampe zwischen Gehsteig und Straba-Gleis heraus - wie an der Haltestelle "Ulmer Hof" in der Juliuspromenade. Dort wird der Straßenverkehr mit einer Ampel gestoppt, um den Straba-Fahrgästen ein sicheres Ein- und Aussteigen ohne Höhenunterschied zu ermöglichen.
Diese so genannte "Cap-Lösung" könnte zwar aufgrund der beengten Verhältnisse in der Arndtstraße nur etwa 35 Meter lang sein, "aber es wäre doch besser, eine dreiviertel Lösung zu machen, statt diese gut genutzte Haltestelle aufzugeben", sagte Hans-Werner Loew.
...liegt ja nicht alleine an dem hohen Abstieg aus der Straba sondern nach einem halben Schritt zum Gehsteig muß der Fuß wieder angehoben werden um über die Bordsteinhöhe auf diesen zu gelangen!
Dieser "Hürdenlauf" kann selbst für rüstige Leute leicht zur Stolperfalle werden, von Gehbehinderten ganz zu schweigen.
Eine Lösung mittels "Straßenrampe" wäre auf jeden Fall sinnvoll und mit etwas gutem Willen können Gehbehinderte dann darauf hingewiesen werden nur im vorderen (des dann auf Ausstiegshöhe gebrachten Haltestellenbereichs) Ein- und Aus zu steigen.
Wer zum Metzger will und gut zu Fuss ist, fällt ja aus der hinteren Tür der Bahn fast in den Laden
MfG