
Für Liebe, Gleichberechtigung queerer Menschen und Vielfalt zogen am Samstagmittag mehrere hundert Menschen durch die Innenstadt von Würzburg. Weil es ihrer Ansicht nach "fünf vor zwölf" ist für die Rechte queerer Menschen in Deutschland, sind in rund fünfzig deutschen Städten am Samstag zeitgleich um 11.55 Uhr tausende Menschen auf die Straße gegangen.
In Würzburg folgten nach Schätzungen der Polizei 500, nach Angaben der Veranstalter vom Verein "Queer Pride Würzburg" bis zu 800 Menschen dem Aufruf. Sie wollten eine Woche vor der Bundestagswahl unter dem Motto "Wählt Liebe!" ein deutliches Zeichen für Vielfalt und gegen Diskriminierung und Hass setzen.
Kundgebung am unteren Markt in Würzburg mit verschiedenen Redebeiträgen
Der Verein "Queer Pride Würzburg" organisiert seit 2018 jedes Jahr Ende Juni den Christopher-Street-Day (CSD) in Würzburg. "Wir sehen es als unsere Aufgabe, für queere Rechte auf die Straße zu gehen", hatte Vereinsmitglied Alyssa Spieker im Vorfeld der Demonstration erklärt. "Wir wollen, dass Menschen wählen gehen und dabei für Liebe und Vielfalt einstehen."
Die Auftaktkundgebung am unteren Markt begann mit einer Schweigeminute für die Opfer des mutmaßlichen Anschlags auf eine Demonstration am Donnerstag in München. Bei der Bundestagswahl stehe viel auf dem Spiel, denn "rechte und rechtsextreme Kräfte könnten so stark werden, dass sie unser Land verändern". Das betonte Katharina Döner, Vorstandsmitglied von "Queer Pride Würzburg" bei der Kundgebung am unteren Markt. Was in so einem Fall passieren kann, zeige sich aktuell in Ungarn, Polen und den USA.
Symbolische "Brandmauer" gegen die AfD bei Demozug durch Würzburg
"Jede Stimme, die nicht bei demokratischen Parteien landet, ist eine Stimme gegen Demokratie, gegen Rechtsstaatlichkeit, gegen Vielfalt, gegen Freiheit und für den Hass", betonte Döner weiter. Die deutsche CSD-Bewegung fordert von der Politik unter anderem, die sexuelle Orientierung und die geschlechtliche Identität aller Menschen durch das Grundgesetz zu schützen.
Sehr deutlich positionierte sich auch eine Sprecherin des queerfeministischen Referats der Uni Würzburg: "Wer die AfD wählt, wählt den Faschismus in Deutschland. Wer nicht wählt, nimmt den Faschismus in Kauf." Beim Demo-Zug durch die Innenstadt kam der bunte Zug der Demonstrantinnen und Demonstranten auch am AfD-Wahlkampfstand vorbei, der am Domvorplatz von einer größeren Menschengruppe als symbolische "Brandmauer" abgeschirmt wurde.

Etwa hundert Meter weiter hatte die CSU ihren Wahlkampfstand aufgebaut. Die Demo-Teilnehmenden blieben deutlich auf Distanz. Weiter ging es durch Schönbornstraße, Juliuspromenade und Theaterstraße zur Residenz und dann über die Balthasar-Neumann-Promenade, Neubaustraße und Augustinerstraße zurück zum Marktplatz, wo die Veranstaltung gegen 13.30 Uhr endete.