Tobias M. soll sich in Australien wegen Mordes an seiner Freundin Simon Strobel vor Gericht verantworten. Am Donnerstag entschied Richterin Margaret Quinn in Sydney jedoch, den inhaftierten Familienvater aus dem Landkreis Main-Spessart bis zu einem Prozess auf freien Fuß zu setzen. Das heißt, dass der beschuldigte 42-Jährige nach Perth zurückkehren kann, wo seine Frau ihr drittes gemeinsames Kind erwartet.
Freilassung von Tobias M. unter mehreren Auflagen
Das Gericht machte die Freilassung gegen 450.000 australische Dollar (etwa 300.000 Euro) Kaution von mehreren Auflagen abhängig: Er muss sich dreimal pro Woche bei der Polizei an seinem Wohnort in Perth melden, seinen Pass abgeben und sich mindestens 500 Meter von Flughäfen fernhalten, von denen aus eine Flucht ins Ausland möglich wäre. Australische Gerichtsreporterin wie Candace Sutton von der australischen Zeitung "Daily Mail" erwarten, "dass Tobias M. Wegen des mutmaßlichen Mordes an Frau Strobel und des Vorwurfs der Rechtsbeugung vor Gericht gestellt wird" - vermutlich nicht vor dem Sommer 2023, vielleicht sogar noch später.
Zunächst schien es, als müsse der Beschuldigte im Gefängnis bleiben. Denn der Ankläger bestand auf einer Entscheidung vor dem Obersten Gerichtshof. Dies berichteten am Mittag Reporterin Lauren Tomasi vom Fernsehsender "9news" sowie Cathy Adams von der Zeitung "Lismore City News". Doch wenige Stunden später folgte die Wende: M.'s Anwalt legte Beschwerde gegen die Verzögerung ein. Daraufhin habe der Ankläger seinen Protest zurückgezogen, erfuhren die Gerichtsreporter. Das heißt: Tobias M. kommt frei.
Australische Richterin bewertet vorgelegte Beweise kritisch
Die Richterin hatte zuvor die ihr vorliegenden Beweise durchaus kritisch bewertet: "Es ist nicht der stärkste Indizienfall, den ich gesehen habe", sagte sie: Die vorliegenden Beweise zeigten, dass das Paar aus Unterfranken 2005 um die Zeit des mutmaßlichen Mordes gestritten, viel getrunken und vielleicht einige Drogen genommen hatte. "Aber es scheint keine direkten oder indirekten Beweise zu geben, die ihn mit der Straftat in Verbindung bringen."
Die 25-jährige Simone Strobel war mit Tobias vor 17 Jahren per Wohnmobil in Australien unterwegs. Mit dessen Schwester und einem Freund waren sie im Februar 2005 auf einem Campingplatz in Lismore, als Strobel plötzlich verschwand. Sechs Tage später wurde ihre Leiche in der Nähe, unter Palmwedeln versteckt, gefunden. Trotz eingehender Ermittlungen blieb der Fall bis heute ungelöst. Ihr Freund gilt seitdem als Hauptverdächtiger für die Ermittler, beteuert aber seine Unschuld.
Australisches Mordanalyse-Team: "Die Tötung war eine Beziehungstat"
Jahrelang war M. nichts nachzuweisen. Er hatte sich aber verdächtig gemacht, als er die Polizei über einen massiven Streit in der Beziehung vor Simones Verschwinden getäuscht hatte und auch seine Mitreisenden anwies, darüber bei Befragungen kein Wort zu verlieren. Und die "Tötung war eine Beziehungstat, bei der es eine enge Verbindung zwischen Täter und Opfer gab", sagt der 38-seitige Bericht eines Mordanalyse-Teams, der uns vorliegt.
Außerdem schließt der Profiler aus den Funden am Tatort: Der Täter war wahrscheinlich kein Fremder für Simone. Und wahrscheinlich waren zwei Personen an der Entfernung und Verbergung der Leiche beteiligt. Aber selbst DNA-Spuren am Fundort der Leiche konnten nicht nachweisen, dass Tobias M. dort war. Bisher ist nicht bekannt, was die Ermittler jetzt so sicher machte, dass sie M. verhafteten und 4000 Kilometer quer durch Australien nach Sydney vor Gericht brachten.
Todesursache unklar
Denn laut M.'s Verteidiger wissen die Ermittler noch nicht einmal sicher, woran Simone starb. Sie sprechen von möglichem Ersticken mit einem Kissen oder einer Tüte. Doch das ist nur eine Annahme. Der Zustand der Leiche ließ dazu keine sicheren Aussagen zu.
Das bestätigen Ermittler in Würzburg, wo in dem Fall mit Opfer und Tatverdächtigen aus Unterfranken parallel ebenfalls ermittelt wird. Einer dieser Ermittler sagte der Redaktion: "Wenn jemand erstickt wird, setzt er sich normalerweise verzweifelt zur Wehr." Folglich hätte man Hämatome auf den Oberarmen sehen, Bisse auf die Zunge oder Kratzspuren sowie fremde DNA unter den Fingernägeln beim Opfer finden müssen. Doch: "Nichts davon steht im Bericht der Rechtsmediziner zum Tod von Simone."
Familie von Simone. Klarheit/Wahrheit wünsche ich Ihnen.
Ach. Für solche Binsen braucht es sicher kein „Mordanalyse-Team“.
Solches Geraune hat keinerlei Beweiswert und sagt Null darüber aus, was tatsächlich geschehen ist.