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Würzburg
Mordfall Simone Strobel: Anhörung vor Gericht in Australien auf Bitten der Polizei verschoben
Weiter Ungewissheit: Der Verdächtige Tobias M. blieb dem Termin in Lismore fern. Die Ermittler benötigen mehr Zeit, um ihre Beweisaufnahme vorbereiten zu können.
Wird Simone Strobels Tod 2005 in Australien je geklärt? Das Gericht im australischen Lismore macht im Fall der 25-jährigen Erzieherin aus Unterfranken am 9. November einen neuen Anlauf
Foto: Peter Johannsen Sat1/Bayern | Wird Simone Strobels Tod 2005 in Australien je geklärt? Das Gericht im australischen Lismore macht im Fall der 25-jährigen Erzieherin aus Unterfranken am 9. November einen neuen Anlauf
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 10.02.2024 02:50 Uhr

Auf den Beschuldigten Tobias M. warten die Reporter vergeblich, als das Gericht im ostaustralischen Lismore am Mittwochmorgen den Mordfall Simone Strobel aufruft. Kaum einer könnte zur Klärung des Falles mehr beitragen als Simones einstiger Freund. Doch der 42-Jährige bleibt wieder fern – wie schon bei der ersten Anhörung 2007, als er lieber in Südafrika surfen ging, als bei der öffentlichen Anhörung in Australien zur Aufklärung des Todes seiner Freundin aus dem unterfränkischen Rieden (Lkr. Würzburg) beizutragen. "Der Tag ist zu schön, um über Simone nachzudenken," sagte er damals einem Reporter. Jetzt schweigt er zu den Vorwürfen der Ermittler.

Erst Ende Juli war Tobias M. verhaftet und angeklagt worden, das Gericht hatte ihn dann jedoch wenige Tage später unter Auflagen freigelassen. Er musste 450.000 australische Dollar (etwa 300.000 Euro) Kaution hinterlegen und muss sich zudem dreimal pro Woche bei der Polizei an seinem Wohnort in Perth melden. Eine Teilnahme an der Anhörung am Mittwoch gehörte nicht zu den Kautionsbedingungen.

Eine Gedenktafel erinnert an Simone Strobel vor dem Lismore Central Tourist Park in Lismore. Im Fall der vor 17 Jahren in Australien getöteten deutschen Erzieherin bemüht sich ein Gericht um Aufklärung. 
Foto: Jason O'brien, dpa | Eine Gedenktafel erinnert an Simone Strobel vor dem Lismore Central Tourist Park in Lismore. Im Fall der vor 17 Jahren in Australien getöteten deutschen Erzieherin bemüht sich ein Gericht um Aufklärung. 

Der 42-jährige Tobias M. ist in seiner neuen Heimat Australien offiziell angeklagt, am Tod seiner damaligen Freundin im Jahre 2005 schuld zu sein. Doch noch geht es vor dem Bezirksgericht am Tatort in Lismore nur um formale Vorbereitungen eines später startenden Prozesses. Welche Fakten die Ermittler gegen den Angeklagten haben, wird auch bei der Anhörung an diesem Mittwoch nicht bekannt. Details wollen sie auf unsere konkrete Anfrage nicht nennen. Jetzt, wo der Fall vor Gericht komme, dürfe man sich nicht mehr dazu äußern, sagt auf Anfrage dieser Redaktion eine Sprecherin der australischen Polizei.

Angeklagter Tobias M. verlässt Polizeistation mit Sprung über Zaun

Stattdessen flirren am Mittwoch wieder markante Bilder von Tobias M. über die Bildschirme: Wie Reporter vor kurzem den auf Kaution freigelassenen Ex-Freund an seinem Wohnort in der westaustralischen Stadt Perth zu der Polizeistation verfolgen, bei der er sich mehrmals pro Woche melden muss. Wie er danach heimlich hinter der Polizeiwache über einen Zaun klettert, um den Kameras zu entkommen.

Ihr wegen Mordes an Simone Strobel angeklagter Ex-Freund Tobias M. springt beim Verlassen einer Polizeistation in Perth heimlich über den Zaun.
Foto: West Australian | Ihr wegen Mordes an Simone Strobel angeklagter Ex-Freund Tobias M. springt beim Verlassen einer Polizeistation in Perth heimlich über den Zaun.

In Lismore wurde die Anhörung am Mittwoch um weitere sechs Wochen vertagt. Die Polizei habe um mehr Zeit zur Präsentation ihrer Beweise beantragt, sagt sein Anwalt David Quayle nach Angaben von Cathy Adams, Reporterin der örtlichen Zeitung Lismore City News: Auch bei diesem Termin am 9. November müsse Tobias nicht persönlich erscheinen. Für Simones geplagte Eltern heißt das: Weiter quälendes Warten in Ungewissheit.

Würzburger Ermittler hat Zweifel: Wie starb Simone?

Ein langjähriger Mordermittler, der am Fall Simone Strobel mitgewirkt hat, gibt im Gespräch mit unserer Redaktion zu bedenken: Man habe sich vielleicht vorschnell auf die These festgelegt, Simone Strobel sei mit einem Kissen oder einer Tüte erstickt worden. "Selbst nach sechs Tagen hätte man Spuren davon an der Leiche finden müssen", so der Polizist, der aus der Erfahrung von Dutzenden von Mordfällen schöpfen kann. 

Er erklärt: Menschen wehren sich gegen das Ersticken mit aller Kraft. Dies hinterlasse beim Opfer meist Spuren im Gesicht, auf den Lippen, der Zunge sowie bei Abwehrhandlungen unter den Fingernägeln. Werde ein Kissen verwendet, finde man hinterher häufig Fasern in der Mundhöhle des Opfers, sagt der Ermittler. Nichts davon ist nach uns vorliegenden Informationen bei den Obduktionen in Australien und später in Würzburg gefunden worden. Es sei bis heute völlig unklar, wie Simone starb.

Die nächste Anhörung in dem Fall ist am 9. November

Dass Simone von fremder Hand getötet wurde, ist dagegen selbst für ihn unzweifelhaft. Schließlich hat sich die 25-jährige Erzieherin kaum selbst die Kleider vom Leib gerissen, sie verschwinden lassen und sich selbst am Fundort auf dem Sportplatz vor ihrem Tod mit Palmzweigen bedeckt, die vom Baum daneben gerissen wurden.

Gibt es dazu konkrete Spuren am Tatort? Vielleicht kommt das am 9. November zur Sprache. Laut australischer Polizei gehören DNA-Beweise an den Zweigen zu den entscheidenden Fakten gegen Tobias M. Stammen sie von Simones Ex-Freund, würde ihn das belasten. Denn er hatte erklärt, nie am Fundort der Leiche gewesen zu sein.

 
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