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Euerhausen
Proteste für eine B 19-Umgehungsstraße bei Giebelstadt gehen weiter: "Aufgeben ist keine Option"
Mit Kind, Roller und Rollator standen 60 Euerhäuserinnen und Euerhäuser an der B19. Ihrem Anspruch auf Leben und Unversehrtheit galt nicht selten ein Stinkefinger.
'Raus mit dem Verkehr. Die Umgehung muss her', skandieren die Anwohnerinnen und Anwohner. In Euerhausen und Herchsheim bremsen parkende Fahrzeuge seit einer Woche den Verkehr auf der B19.
Foto: Antje Roscoe | "Raus mit dem Verkehr. Die Umgehung muss her", skandieren die Anwohnerinnen und Anwohner. In Euerhausen und Herchsheim bremsen parkende Fahrzeuge seit einer Woche den Verkehr auf der B19.
Antje Roscoe
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:47 Uhr

Seit ein paar Tagen tun Anwohnerinnen und Anwohner der B 19 in Euerhausen und Herchsheim wieder das, was seit jeher erlaubt ist: Sie parken ihre Autos am Rand der Bundesstraße. Autofahrer werden dadurch zu umsichtigem Fahren, gebremstem Tempo, einer Slalomtour durchs Dorf und in Stoßzeiten auch zu Wartezeiten gezwungen. Es ist eine Form des Protests, mit der die Menschen auf die Verkehrsbelastung aufmerksam machen und ihrer Forderung nach einer Umgehungsstraße Nachdruck verleihen wollen. 

"Sehr viele verstehen uns und heißen es gut, dass man sich wehrt. Der Daumen geht nach oben", berichtet Gemeinderätin und Anwohnerin Regina Hombach von den Erfahrungen. Bei der Polizeiinspektion Ochsenfurt sind keine besonderen Vorkommnisse protokolliert, wie stellvertretender Leiter Heiko Kieser mitteilt.

Viele Fahrerinnen und Fahrer zeigen kein Verständnis

Anderen fehlt das Verständnis, dass Fahrzeuge am Straßenrand abgestellt sind und die Anwohner am Montag genau an der Stelle mit Pfeifen, Plakaten und Sprechchören auf sich aufmerksam machen, an der viele der Kinder die B 19 queren müssen, um zur Bushaltestelle zu gelangen. "Wir wissen nicht, wie wir sonst auf uns aufmerksam machen sollen", erklärt Hombach.

In Euerhausen und Herchsheim bremsen die Anwohner seit einer Woche den Verkehr auf der B19 durch parkende Fahrzeuge aus. Sie fordern die Umgehungsstraße.
Foto: Antje Roscoe | In Euerhausen und Herchsheim bremsen die Anwohner seit einer Woche den Verkehr auf der B19 durch parkende Fahrzeuge aus. Sie fordern die Umgehungsstraße.

Seit das Planfeststellungsverfahren für eine Umgehungsstraße Giebelstadt im April 2022 durch die Regierung von Unterfranken gestoppt wurde, scheinen 40 Jahre Bemühungen und Hoffnung der Perspektivlosigkeit preisgegeben zu sein. Das will man nicht hinnehmen. Regina Hombach: "Aufgeben ist keine Option". Sechs Menschen hätten hier in vergangenen Jahrzehnten bereits durch die B 19 ihr Leben verloren. Allein in den letzten acht Wochen habe es zwei Unfälle gegeben. Die Autoteile seien bis auf den Gehweg geflogen, führt Hombach an.

Schlimmer als der Lärm ist die Gefährlichkeit der Straße

Lärm sei das eine, schlimmer aber sei die Gefährlichkeit dieser Straße, mit der sich die Bewohner allein gelassen fühlen. Auch die vage Aussicht auf Querungshilfen beruhigen sie nicht, sagt Regina Hombach. "Ein Fußgängerüberweg? Wo soll der sein? Und wie sicher wäre das?" fragt sie zweifelnd. Vorstellbar sei das nur bei einem Tempolimit von 30 Stundenkilometern und einem fest installierten Blitzer. Bei diesem Straßenverkehr müsse man einfach immer mit allem rechnen.

"Es ist doch verrückt", so Hombach. "Da haben die Leute um ihre Fahrzeuge so große Angst, dass sie sie normalerweise nicht auf der B 19 abstellen wollen. Aber wir sollen unser Kinder über die Straße schicken", sagt sie. Was sie meint, demonstriert da gerade der Fahrer des Linienbusses nach Tauberrettersheim, der seinen Unmut bei der Durchfahrt um 16.46 Uhr mit Dauerhupen kundtut.

Regina Hombach weiß um das Unverständnis für die Belange der Anwohnerinnen und Anwohner. "Ich scheiß auf euer Kaff", zitiert den Unmut eines anderen Fahrers. Dass die Protestierenden sogar mit Klimaklebern verglichen werden, irritiert die Gemeinderätin. "Damit haben wir nichts zu tun", stellt sie klar, "wir wollen niemanden ärgern, wir wollen hier nur leben."

Stellvertretender Landrat von Zobel spricht von "unterlassener Hilfeleistung"

Die Kreisräte Thomas Haaf (CSU) und Felix von Zobel (FW) sagen den Euerhäusern vor Ort bei der Forderung nach einer Westumgehung ihre Unterstützung zu. "Aus politischer Sicht wäre alles andere unterlassene Hilfeleistung", sagt Zobel. Auf den Bannern des Aktionsbündnisses B19 sind jetzt Telefonnummern der Regierung von Unterfranken genannt. Dort könnten sich die Fahrzeuglenker ja über die unbefriedigende Situation beschweren.

Auf Anfrage teilt die Pressestelle der Regierung von Unterfranken mit, dass Mitte Oktober nochmals ein Fachgespräch unter den beteiligten Behörden über den möglichen Fortgang des Planfeststellungsverfahren stattfinden soll. "Dieses erfolgt sachlich auf Basis rechtlicher Vorgaben und unabhängig von irgendwelchen Aktion", so die Pressestelle weiter. Auch Anrufe und Nachfragen würden in diesem Sinne beantwortet.

 
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  • Daniel Brust
    Richtig so.

    Muss zwar leider selbst jeden Tag durch die Ortschaften fahren - Extrem nervig, aber ich habe Verständnis für die Anwohner.
    Die Durchfahrt ist auch ohne die jetzt geparkten Fahrzeuge schon nervig und gefährlich genug...

    Traurig, dass man mit sinnvollen und rationalen Argumenten politisch offensichtlich nichts mehr erreicht und sich nur noch durch "negative" Schlagzeilen Gehör verschaffen kann.

    Mangelnde Geduld kann man den Anwohnern jedenfalls nicht vorwerfen...
    Zwischen Parteien und Behörden herrscht weiter Machtkampf, wer am längeren Hebel sitzt.
    Ich hoffe die verantwortlichen Behörden wachen endlich auf.
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