
Höhere Kindergartengebühren werden künftig in Frickenhausen erhoben. Weil mit der Sanierung und der Erweiterung des Gebäudes auch eine Krippengruppe eingerichtet wird, waren für diese gesonderte Gebühren festzulegen. Die neuen Sätze hat der Gemeinderat mehrheitlich beschlossen.
Anna Schmidt von der Arbeiterwohlfahrt Unterfranken, Träger der Einrichtung, erläuterte die zahlreichen Faktoren, die bei der Kalkulation zu berücksichtigen sind. Dabei stehe man im Spannungsfeld zwischen guter Pädagogik und Wirtschaftlichkeit. Ein möglichst kostendeckender Beitrag sei schwer planbar. Es gebe viele Unwägbarkeiten. Beispielsweise wisse man im Voraus nicht, welche Betreuungszeiten die Eltern buchen wollen. Der Personalaufwand werde höher, wenn Kinder mehr Betreuung brauchten, beispielsweise wegen Sprachschwierigkeiten oder Behinderung.
Die AWO hatte eine "moderate Gebührenanhebung" für den Kindergarten vorgeschlagen. So wären bei einer Betreuungszeit von drei bis vier Stunden für das erste Kind 110 Euro zu zahlen, für das zweite Kind 93,50 Euro. Derzeit liegen die entsprechenden Sätze bei 100 und bei 70 Euro. Bei der längstmöglichen Betreuungszeit von acht bis neun Stunden wären laut AWO-Vorschlag 135, beziehungsweise 114,75 Euro zu zahlen. Die Gemeinde brachte aber deutlich höhere Beiträge ins Spiel im Hinblick auf die Investitionen in die Einrichtung und auf den höheren Personalaufwand, der durch die Krippe entsteht. Als Orientierungshilfe wurden auch Kita-Beiträge von Nachbarkommunen betrachtet. Die entsprechenden Vorschläge wurden in einer Besprechung mit den beiden Bürgermeistern, dem VG-Kämmerer, der AWO und der Kindergartenleitung erarbeitet.
Diskussion im Gremium
Reiner Laudenbach war damit nicht einverstanden. Er wollte die Gebühren lassen, wie sie sind. Denn die im Gemeindehaushalt angesetzte Beteiligung am Betriebskostendefizit von 60.000 Euro habe man vergangenes Jahr nicht ausschöpfen müssen. Es hätten 39.000 Euro gereicht. Laudenbach bemängelte auch, dass die Zahlen "nur angenommen, aber nicht errechnet" seien. Bürgermeister Günther Hofmann meinte aber, dass man mit den höheren Sätzen näher an der Wirklichkeit sei, wenn man in Richtung Kostendeckung gehen wolle. Der Bürgermeister gab ebenso zu bedenken, dass die laufenden Baumaßnahmen viel Geld kosten. Dafür habe man aber einen Kindergarten, der ausgestattet sei mit dem Modernsten, was es gibt. Und für die Krippe brauche man mehr Personal. Anna Schmidt von der AWO rechnet mit zwei bis drei zusätzlichen Kräften. Der Bürgermeister und einige Ratsmitglieder wiesen auch darauf hin, dass die Eltern die Beiträge nicht komplett selbst zahlen müssen. Der Freistaat Bayern gibt 100 Euro pro Kindergartenkind dazu und bis zu einer gewissen Einkommensgrenze der Eltern den gleichen Betrag pro Krippenkind.
Bei zwei Gegenstimmen wurden die neuen Gebühren beschlossen. Im Kindergarten sind es bei der geringsten Buchungszeit für das erste Kind 170, für das zweite 120 Euro im Monat. Bei der längsten Buchungszeit sind es 220, beziehungsweise 170 Euro. Diese Sätze gelten ab 1. Januar 2023. Bereits ab November dieses Jahres gelten die neuen Krippengebühren. Sie beginnen in der geringsten Buchungszeit bei 180 Euro für das erste und 130 für das zweite Kind, steigern sich dann bis zur längsten Buchungszeit auf 230 und 180 Euro.
Aber wie so oft in der Politik, was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.
Ich finde die neuen Gebühren angepasst. Die kürzeste Buchungszeit sind 5 Stunden am Tag, macht in der Woche 25 Stunden und im Monat ca. 100 Stunden. Wenn man jetzt die 70€ Eigenanteil annimmt, kommt man auf 0,70€ pro Stunde für eine Kinderbetreuung mit Fachpersonal. Was ist daran zu teuer? Außerdem ist es jedem freigestellt sein Kind woanders betreuen zu lassen oder zuhause zu betreuen.
Auch die Begründung, die Eltern würden ja 100 € vom Freistaat bekommen, ist nichts anderes, wie wenn Mineralölkonzerne eine Umsatzsteuersenkung nicht weitergeben sondern einsacken.
Eine vernünftige Begründung kann nur sein, dass das mtl. Defizit der laufenden Kosten steigt. Denn auch die Sanierung des Kindergartens zahlen nicht die Eltern allein, sondern die Gemeindebürger komplett über die Steuern.
Wenn Herr Laudenbach recht hat und das Defizit zuletzt sogar kleiner geworden ist, sehe ich keinen Grund für eine vorauseilende Erhöhung.
Von einer Einbindung des Elternbeirates oder gar der Eltern ganz zu schweigen, die erfahren das erst aus der Zeitung. Sie werden offenbar eher zum Arbeiten (Umzug etc.) gebraucht. Bürgernahe Politik sieht anders aus.
Benedikt Zeplin