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Würzburg
Personalnot in Unterfrankens Kitas belastet weiter: Es gibt immer noch nicht genug Erzieherinnen und Erzieher
Trotz gestiegener Beschäftigungszahlen herrscht weiter Personalmangel bei der Kinderbetreuung in Unterfranken. Über 200 Stellen sind aktuell unbesetzt. Was das bedeutet.
Trotz gestiegener Beschäftigungszahlen in Unterfrankens Kitas herrscht weiterhin großer Personalmangel. Die Folge sind Kürzungen der Betreuungszeiten und Überlastung des Personals.
Foto: Ivana Biscan | Trotz gestiegener Beschäftigungszahlen in Unterfrankens Kitas herrscht weiterhin großer Personalmangel. Die Folge sind Kürzungen der Betreuungszeiten und Überlastung des Personals.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 15.04.2025 02:39 Uhr

Es gibt deutlich mehr Personal in den Kitas der Region, aber immer noch nicht genug. Die Zahl der Erzieherinnen und Erzieher ist in Unterfranken in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Dennoch herrscht weiter Personalmangel. Im März meldete die Agentur für Arbeit 210 offene Stellen in der Kinderbetreuung in Unterfranken. Da die Meldungen freiwillig sind, sei der tatsächliche Bedarf vermutlich viel höher, sagt Wolfgang Albert, Sprecher der Agentur für Arbeit in Würzburg.

Im Zehnjahresvergleich gibt es einen Beschäftigungszuwachs um 46 Prozent, erklärt Albert. Im Jahr 2014 waren in Unterfranken rund 11.300 Menschen in der Kinderbetreuung gearbeitet, 2024 waren es mehr als 16.500. Vor allem Frauen entscheiden sich nach wie vor für diesen Beruf. Der Männeranteil liegt bundesweit bei knapp 8 Prozent. Gleichzeitig wächst die Zahl der betreuten Kinder. Laut dem Paritätischem Gesamtverband bleiben im Schnitt 2,6 Stellen pro Einrichtung unbesetzt.

Bei einem Austausch der Bildungsgewerkschaft GEW im Februar dieses Jahres mit Kita-Leitungen und Beschäftigten wurde erneut klar: Personalnot, hoher Krankenstand und Dauerstress beeinträchtigen die Betreuung in Kitas, Krippen und Horten. "So können wir den Kinderschutz nicht sicherstellen", sagt Christian Gündling, selbst Kita-Leiter und Vorstandsmitglied der Bildungsgewerkschaft GEW in Würzburg.

Ein Problem seien auch die knappen Finanzen kirchlicher und kommunaler Träger sowie die fehlende Tarifbindung vieler freier Träger. "Eine Lösung ist nicht in Sicht", stellt Gündling fest.

Christian Gündling, Leiter der Kita an der Löwenbrücke in Würzburg, warnt vor einer zunehmenden Überlastung des Kita-Personals.
Foto: Ivana Biscan | Christian Gündling, Leiter der Kita an der Löwenbrücke in Würzburg, warnt vor einer zunehmenden Überlastung des Kita-Personals.

Vor allem Leitungsstellen bleiben oft unbesetzt, sagt das GEW-Vorstandsmitglied. Einige Beschäftigte hätten die Leitung übernommen, obwohl sie lieber direkt mit den Kindern arbeiten würden. "Immer wieder werden Mitarbeiterinnen aus dem bestehenden Team in Leitungspositionen gedrängt, obwohl sie sehen, wie ihre Vorgängerinnen überlastet wurden. Dies führt zu einer hohen Fluktuation und einer zunehmenden Überlastung des Personals", erklärt Gündling.

Personalnot in Unterfrankens Kitas belastet weiter: Es gibt immer noch nicht genug Erzieherinnen und Erzieher

Angesichts der komplexen Aufgaben und knappen Mittel überrasche es nicht, dass immer mehr Kolleginnen und Kollegen den Beruf aufgeben, sagt Mario Schwandt, Gewerkschaftssekretär der GEW Bayern. Es ist ein Burnout-Job. Viele scheitern an den Anforderungen und schleppen die Probleme ins Privatleben." Der Verlust von Fachkräften verschärfe die Lage: "Weniger Fachkräfte im Team verschlechtern die pädagogische Arbeit und belasten das verbleibende Personal zusätzlich."

Laut einer repräsentativen Elternbefragung der Hans-Böckler-Stiftung bekamen knapp 60 Prozent der Familien im Herbst 2025 erneut Kürzungen der Betreuungszeiten oder kurzfristige Schließungen von Einrichtungen zu spüren. Knapp 30 Prozent der Eltern berichteten von zwei oder mehr ausgefallenen Betreuungstagen innerhalb von drei Monaten. Knapp vier Prozent gaben an, dass die Betreuung mehr als zehn Tage ausgefallen war. Für berufstätige Eltern, besonders für Mütter, ist diese Unzuverlässigkeit ein großes Problem, lautet ein Ergebnis der Studie.

"Arbeiten in einer Kita ist ein toller Job - aber die Bedingungen müssen stimmen", sagt Kita-Leiter Christian Gündling. "Wir müssen für die Menschen, die aktuell in den Kitas arbeiten, flächendeckend gute bis sehr gute Arbeitsbedingungen schaffen. Nur dann können sie wieder so arbeiten, wie es Kinder, Eltern und Fachkräfte brauchen."

 
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  • Ilona Roppelt
    Vielleicht sollte hier auch mal die Möglichkeit der qualifizierten Kindertagespflege (Tagesmütter und -Väter) genannt werden?
    Ich (gelernte Erzieherin) arbeite seit 14 Jahren als selbstständige Tagesmutter und hatte weder ungeplante Schließtage noch Kürzungen der Betreuungszeiten in dieser Zeit .
    Ich habe eine zuverlässige und gut funktionierende Vertretung. Und ein Jugendamt, das mich nicht nur kontrolliert, sondern auch fortbildet und unterstützt bei Bedarf.
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