Sonntag, 1. Mai: Polizei bereits um 21 Uhr vor Ort an der Unterführung, Partyvolk bei sehr lauter Musik und mit Alkohol feiernd, fast kein Durchkommen. Montag, 2. Mai: Laute Boxenmusik, laute Feiernde. Samstag, 7. Mai: Musik dröhnt und pumpert durch geschlossene Fenster. Sonntag, 8. Mai: Nach 22.30 Uhr immer wieder heimkehrende Grüppchen unterwegs mit Musik, Geplärr, Polizei wurde gerufen, als sie weg war, wurde Musik wieder aufgedreht... Das DIN A4-große Protokoll von Karin Knorr schildert die Lärmprobleme in der Sanderau bis ins Detail.
Knorr ist Anwohnerin und Teil der Interessensgemeinschaft Äußere Sanderau. Mehrfach schon haben sich die Mitglieder an die Stadt und diese Redaktion gewandt. Die Gründe: Partys, laute Musik, Müll, Geschrei und vollurinierte Hauswände. Doch sie fühlen sich im Stich gelassen. Das nun vom Stadtrat beschlossene abgewandelte Nachtleben-Konzept sehen sie als "Schlag ins Gesicht".
Anwohnerinnen und Anwohner haben Angst erkannt zu werden
Ein Rückblick: Unter dem Namen "Nachtleben in Würzburg - sicherer und konfliktfreier machen!" hat die Stadt ein Konzept entwickelt, um Lärm und Müll an den sogenannten Party-Hotspots entgegen zu wirken. Das Ursprungs-Konzept sah unter anderem ein nächtliches Alkoholverbot vor - auch am Sanderauer Mainufer. "Ein Hoffnungsschimmer für uns", sagt Knorr. Bei einem Vor-Ort-Termin zwischen der Redaktion und mehreren Anwohnerinnen und Anwohnern ist sie die einzige Person, die namentlich erwähnt werden möchte. Alle anderen möchten unerkannt bleiben - aus Angst. "Nicht, dass jemand meinen Namen auf dem Klingelschild liest und mich attackiert", sagt ein Anwohner.
Alkohol in den Grünanlagen weiter erlaubt
Fast drei Stunden benötigte der Würzburger Stadtrat Anfang Mai, um sich auf konkrete Maßnahmen zu einigen, die das Nachtleben in der Stadt konfliktfreier machen sollen. Während an den Party-Hotspots Sanderstraße und Juliuspromenade ab 1. August ein Alkoholverbot auf der Straße eingeführt wird, darf in den Grünanlagen am Mainufer dagegen weiterhin ohne Einschränkung Alkohol konsumiert werden. Lediglich Musikanlagen sind am späteren Abend verboten.
"Das ist ein Desaster, das ist eine Frechheit, das wird absolut nichts bringen", schimpft eine Anwohnerin. "Andere Städte bekommen das doch auch hin, warum nicht wir?" Den Menschen ist die Enttäuschung und Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Ein Alkoholverbot hätte eine Besserung der Situation ernsthaft erwirken können, sagen sie. Der Alkohol mache das Partyvolk hemmungsloser, "die Leute merken doch teilweise gar nicht mehr, wie laut sie eigentlich sind", sagt Knorr.
Aggressive Antworten von Seiten des Partyvolks
Regelmäßig rufen diese Menschen die Polizei. Nicht nur Karin Knorr führt Protokoll darüber. Einmal habe ein Mann im Garten seines Mietshauses "sein Geschäft erledigen" wollen, erzählt einer der Anwohner. "Ich habe ihn konfrontiert, ihm gesagt, er soll gefälligst seine Hose wieder hochziehen, dann kam nur die aggressive Antwort, dass ich mich verpissen soll." Seine Stimme bebt. Kinder würden nachts aufwachen. Eine Nachbarin mit Kind habe bereits die Reißleine gezogen und sei weggezogen.
Zu den Präventionsmaßnahmen des Nachtleben-Konzepts gehört auch die Einführung eines "Allparteilichen Konfliktmanagements Würzburg" (AKIW). Vorbild ist ein Projekt aus München, bei dem ehrenamtliche Kräfte seit zwölf Jahren an Hotspots präsent sind und bei nächtlichen Konflikten vermitteln. Doch das sorgt bei den Anwohnerinnen und Anwohnern für Kopfschütteln. "Wie soll das bitte gehen? Wenn hunderte von Menschen dort sind und eine oder vielleicht zwei Personen schlichten wollen. Das ist doch ein Witz", sagt eine Anwohnerin und fasst sich ungläubig an den Kopf.
Was sagt der Kommunalreferent zum neuen Konzept?
Besonders verärgert sind die Anwohnenden, so sind sich alle einig, über fehlende Reaktionen von Seiten der Stadt, sie fühlen sich im Stich gelassen. "Wir werden ignoriert", schimpft Knorr. "Viele, viele Mails hab' ich geschrieben, doch keine einzige Antwort erhalten", ergänzt ihr Sitznachbar.
Würzburgs Kommunalreferent Wolfgang Kleiner dementiert das. "So pauschal" lasse sich schwer nachvollziehen, dass die Anwohnenden keine Antworten erhalten haben. "Wir nehmen alle Anwohnerbeschwerden sehr ernst und gehen ihnen nach. Dies bedeutet in der Praxis, dass wir nicht nur formal antworten, sondern auch inhaltlich den Anliegen nachgehen", sagt er auf Anfrage der Redaktion.
Der Kommunalreferent hat das Nachtleben-Konzept in seiner Ursprungsform mitentwickelt. Bereits in mehren Gesprächen mit dieser Redaktion in den letzten zwei Jahren versicherte er, an Lösungsvorschlägen für das Lärm- und Müllproblem besonders in der Sanderau zu arbeiten. Doch auf die Frage, was er zu den Änderungen des Konzepts sagt, die nun im Stadtrat beschlossen worden sind, äußert sich Kleiner nur vage.
"Zunächst werte ich es als Erfolg, dass dieses Konzept in ganz überwiegenden Teilen vom Stadtrat mit Ergänzungen beschlossen worden ist", sagt er. Er nennt insbesondere das zusätzliche professionelle Konfliktmanagement, die Öffentlichkeitskampagne, die Eventlocation im Bereich der Konrad-Adenauer-Brücke und das nächtliche Alkoholverbot in der Juliuspromenade sowie Sanderstraße als Beispiele. Der Stadtrat sei das oberste Verwaltungsorgan einer Stadtverwaltung. "Seine Aufgabe ist es auch, sich mit Beschlussvorlagen zu befassen, diesen zuzustimmen, sie abzuändern oder auch gänzlich abzulehnen. Das ist das Wesen und Selbstverständnis einer kommunalen Demokratie."
Kleiner positioniert sich klar für ein Alkoholverbot
Als Kommunalreferent und berufsmäßiges Mitglied des Stadtrates habe er sich "mit dem expliziten Vorschlag eines zeitlich begrenzten Alkoholverbotes ab 22 Uhr am Sanderauer Mainufer eingebracht und sich damit auch klar positioniert."
Trotzdem denkt er, dass auch nur ein Verbot von Musikboxen die Lärmsituation vor Ort verbessern wird. In der Vergangenheit habe es zahlreiche Beschwerden von Anwohnern gegeben, die durch den Betrieb von Musikanlagen in ihrer Nachtruhe gestört worden seien, sagt er. Unabhängig davon sei das Musikverbot Bestandteil des Gesamtkonzeptes. "Auch in den Sanderauer Mainwiesen sollten das sukzessive einzuführende Konfliktmanagement, die Öffentlichkeitskampagne sowie insbesondere die Attraktivitätssteigerung der Eventlocation für die Anwohner sowie bezüglich der Müllsituation für spürbare Verbesserungen sorgen", so Kleiner. "Wir werden die Entwicklungen intensiv beobachten und dem Stadtrat im Herbst einen Zwischenbericht vorlegen."
Wenn alle rücksichtsvoll miteinander umgingen, wäre das überflüßig .
Hier läuft allerdings etwas grundlegend schief.
Als Anwohner mit Kind können wir schon seit Jahren am Wochenende nicht mehr vernünftig Fahrrad fahren.
Sowohl Fußgängerweg als auch Fahrradweg sind mit zertrümmerten Flaschen übersät.
Hunde schlitzen sich die Pfoten auf und Krähen und Enten wühlen in Abfällen.
Das Mainufer alle zwei Meter mit Mülltonnen vollzustellen, NEBEN die dann auch gerne der Müll entsorgt wird, ist auch keine Lösung.
Komasaufen kann ich mittlerweile auch wieder im Club, den idyllischen Main nimmt bei dem Pegel eh keiner mehr bewußt wahr.
PS:
Dass gerade Parteien die sich die Rettung des Planeten zu eigen machen hier einen Kompromiss verhindern, der auch die Rechte der Familien und der am Main lebenden Tiere berücksichtigt ist schade.
stand die "Berittene Bayerische Polizei" mit ihren Gäulen vor den Hbf in WÜ.
MP Söder sollte diese auf die Mainwiese beordern. Die freundlichen uniformierten
Reiterinnen .... hätten das Partyvolk schnell von oben herab im Griff und die Vierbeiner
weichen Boden unter den Hufeisen. ......... achso ... es ist ja Nacht ?! ..... na dann wird die
Sanderau weiterhin um den Schlaf gebracht.
"Farbe zu bekennen" passt nicht mit dem gewünschten Zeitgeist zusammen - so schwimmt auch so mancher Stadtrat mit dem Strom - um nicht dem Zorn der "Feiernden" bei der nächsten Wahl ausgesetzt zu sein. Der Kommunalreferent Kleiner weiß, warum er für ein Alkoholverbot ab 22 Uhr ist, anders ist dem Alkoholkonsum und seinen unweigerlichen Folgen nicht beizukommen. Jedoch ist seine Positionierung nicht mehrheitsfähig, also probieren wir es erst mal irgendwie anders. Das Problem am Mainufer wird so nicht gelöst werden können.
L.G. Martin Dobat
Möglicherweise und höchst wahrscheinlich wohnen die Anwohner der belärmten Gebiete schon ein paar Jahrzehnte länger dort, als die Ruhestörer Lenze zählen. In der Kantstrasse dagegen träumt es sich ungestört.
Es ist einfach nur traurig die „Scheiß egal Einstellung“ der dort feiernden Bevölkerung zu sehen. Sich zu fein sein den Müll wieder mit nach Hause zu nehmen und eine Müllhalde zu hinterlassen. Scherben, Sachbeschädigungen, und die Lärmbelästigung sind in dem Ausmaß einfach rücksichtslos und nicht sozial! (Kurzbeschreibung: Asoziales Verhalten!)
In den frühen 90ern war ich auch jeden Nachmittag, bis in den späten Abend, am Main auf Höhe des Kneipp-Stegs. Wir waren eine Gruppe von 15 bis 20 Leuten, die sich da zum Jonglieren getroffen haben. Wenn es dunkel wurde, haben wir uns auch mal ein Six-Pack an der Tanke in der Randesackerer-Straße geholt. Doch wir haben immer aufgeräumt, wenn wir gingen, und wir haben Abends auch keinen Radau gemacht. In ganz seltenen Fällen hatte mal jemand eine akustische Gitarre dabei. Das einzige Problem, an dem sich bis heute noch nichts geändert hat: Viel zu wenige Mülltonnen. Doch dann haben wir den Müll halt neben die Tonne gestellt, und nicht einfach auf der Wiese liegen gelassen.
Dieses Gen, auf andere Rücksicht nehmen zu wollen, scheint bei vielen heute jedoch weggezüchtet worden zu sein...
Quelle: Stadt Würzburg
2. Selbst wenn man in der Sanderau am Main Alkohol verbietet, ändert es nichts daran, dass die Leute sich trotzdem dort aufhalten und laut sind. Der Alkohol hat damit wohl recht wenig zu tun.
3. Wenn man die Feiernden dort vertreibt dann suchen sie sich einen anderen Platz, vielleicht den Ringpark oder vielleicht die andere Mainseite von der Friedensbrücke bis nach Heidingsfeld.
4. Würzburg ist nun mal eine Studentenstadt mit jungen Menschen, wem das nicht gefällt der soll nach Kitzingen ziehen oder nach Ochsenfurt...
Es gibt kein Grundrecht auf Saufen, Lärm, Ruhestörung und Verschmutzung und es wird Zeit, daß sich der grüne Teil des Stadtrates in diesem Punkt eines Besseren besinnt.
Für den Grossteil wird dies nicht zutreffen.