
"Wir sind denen da oben doch eh' egal." Das hört man am Heuchelhof öfter, wenn man sich mit den Bewohnern unterhält. Auch Christiane Kerner kennt solche Aussagen. "So ist die Stimmung bei vielen hier", sagt die parteilose Stadträtin und Vorsitzende des Bürgervereins Heuchelhof.
"Die Menschen fühlen sich hier von der Politik vergessen", berichtet Kerner. "Ich bin ja hier eine Einzelkämpferin." Tatsächlich lebt Kerner aktuell als einziges Mitglied des Stadtrats am Heuchelhof. Auch im Landtagswahlkampf haben sich nach ihrer Wahrnehmung die Parteien in diesem Stadtteil rar gemacht. Das hatte auch Tobias Graßmann, Pfarrer der evangelischen Gethsemane-Kirche am Heuchelhof, jüngst bemerkt und als einen möglichen Grund dafür genannt, dass die AfD im Oktober hier mit 26 Prozent ihr Würzburger Spitzenergebnis eingefahren hat.
Chaos durch Parksuchverkehr und wild parkende Autos
Der aktuelle Grund für Verdruss "über die da oben": Vor zwei Monaten wurden die beiden großen Tiefgaragen innerhalb des Straßburger Rings aus Sicherheitsgründen geschlossen und damit fielen quasi über Nacht 800 Stellplätz im Quartier H1 weg. "Manche Eigentümer haben die Mieter nicht rechtzeitig informiert", erzählt Kerner.
Die maroden Tiefgaragen sorgten 2015 schon einmal für Frust im Quartier H1: Damals wurden die Straßen deswegen für Fahrzeuge über 3,5-Tonnen gesperrt und damit auch für die städtische Müllabfuhr. Die Müllhäuschen konnten nicht mehr angefahren werden. Die Lösung kam damals vom Bürgerverein: Die Müllfahrzeuge fahren seitdem über die Fußgänger- und Radwege innerhalb des Quartiers, die breit genug dafür sind.
Als jetzt die beiden Großgaragen komplett geschlossen wurden, herrschte laut Stadträtin Kerner erstmal Chaos: Vom frühen Abend bis zum frühen Morgen suchten viele Autofahrerinnen und -fahrer lange nach einem Parkplatz, viele stellten ihr Fahrzeug schließlich wild irgendwo ab. Straßen, Gehwege, Grünstreifen und Einfahrten seien teilweise zugeparkt, Rettungswege blockiert und gefährliche Situationen für Kinder auf dem Weg zur Schule entstanden, heißt es auch im Schreiben des Bürgervereins an Oberbürgermeister Christian Schuchardt.

"Die Leute haben Angst, dass die Feuerwehr nachts nicht mehr durchkommt", sagt Kerner. Seitdem vom Fachbereich Tiefbau mit gelben Markierungen zusätzliche Stellplätze am Straßburger Ring eingerichtet wurden, sei die Situation deutlich entspannter, doch auf den Fußwegen werde immer noch geparkt.
Der Bürgerverein Heuchelhof hat deshalb rund 360 Unterschriften an Oberbürgermeister Christian Schuchardt übergeben und kurzfristige Lösungen gefordert. Denn seit 2010 ist bekannt, dass die Tiefgaragen marode sind.
Die Heuchelhöfer müssen merken, dass ihre Probleme "die da oben" interessieren
Kerner fordert außerdem, dass die Stadt eine Zwischenlösung schafft. Als möglicher Standort für eine "provisorische Quartiersgarage" sollen von der Verwaltung private Grundstücke, die Fläche an der Dreifachturnhalle und die Hundefreifläche an der Gethesemane-Kirche geprüft werden.
Den schnellen Bau einer "provisorischen Quartiersgarage" hält Baureferent Benjamin Schneider nicht für sinnvoll. "Die beiden großen Tiefgaragen können ja wieder benutzt werden, sobald die Eigentümer sie mit Stützen gesichert haben", sagt Schneider. Wenn sich diese bemühen würden, könnte das in ein paar Monaten passiert sein. Alleine die Planung einer Quartiersgarage würde deutlich länger dauern.
Doch der Stadträtin geht es auch um eine längerfristige Zwischenlösung. "Wenn die beiden großen Garagen tatsächlich irgendwann saniert werden und die Stellplätze nochmal länger wegfallen, wäre es gut eine Alternative anbieten zu können." Damit die Heuchelhofer erkennen, dass ihre Probleme "die da oben" doch interessieren.
Wo darf am Heuchelhof geparkt werden?
In den vom Straßburger Ring nach außen abgehenden Straßenzügen wie Dubliner, Lissabonner, Kopenhagener und Osloer Straße kann geparkt werden. Hier ist jedoch darauf zu achten, dass private Zufahrten nicht behindert werden und stets eine ausreichende Restfahrbahnbreite für Feuerwehr und Rettungsdienste zu Verfügung steht. Um im Notfall die Zufahrt für größere Feuerwehrfahrzeuge und auch jederzeit eine Personenrettung zu ermöglichen, wird zusätzlich in der Bonner Straße einseitig ein absolutes Haltverbot mit dem Zusatz "Feuerwehranfahrtszone" erlassen.