
Eigentlich war die Idee gut: Im Quartier H1 am Heuchelhof sollten Autos unter die Erde, damit oben mehr Platz für Grün, Fußgänger und Radfahrer ist. Deshalb wurden am Straßburger Ring für die Anwohner Anfang der 1970er Jahre drei Tiefgaragen gebaut.
Das Problem: Grund und Boden über den Tiefgaragen gehört der Stadt, die Garagen darunter sind im Besitz von verschiedenen Eigentümergemeinschaften und Wohnungsbaugenossenschaften. Es ist nicht klar geregelt, wer für den Zustand der insgesamt maroden Tiefgaragen verantwortlich ist.
800 Stellplätze können aktuell nicht genutzt werden
Seit 2010 jedoch ist klar, dass die Tiefgaragen "dringend sanierungsbedürftig" sind. Denn Wasser dringt durch die Garagendecken ein. Die Tiefgarage unter der Pariser/ Römer Straße war bereits einmal wegen akuter Baufälligkeit gesperrt. Jetzt wurden im Oktober die beiden in der Luxemburger Straße/Den Haager Straße und der Bonner Straße/Brüsseler Straße vorläufig dicht gemacht.
Hier gibt es etwa 1050 PKW-Stellplätze, von denen in einem Verkehrsgutachten aus dem Jahr 2019 noch etwa 800 als benutzbar bezeichnet wurden - diese können nun nicht mehr genutzt werden. Der Rest wurde zum Zeitpunkt der Untersuchung unter anderem als Ersatz-Kellerabteil oder zur Lagerung von Müll zweckentfremdet.
Für die Lösung der baulichen Mängel in diesen beiden Tiefgaragen sind die Eigentümer verantwortlich. "Die Eigentümer sind am Zug, um die gesperrten Tiefgaragen abzusichern und wieder benutzbar zu machen", betonte Stadtbaurat Benjamin Schneider jüngst im Stadtrat. Eigentümer sind teils Privatpersonen, eine Stiftung und die städtische Tochter Stadtbau Würzburg GmbH.

Ein Konzept zur provisorischen Abstützung soll noch in diesem Jahr vorgelegt werden, sagt Schneider auf Anfrage. Wenn das klappt, könnten dann dort schnell Stützen aufgestellt und die beiden Tiefgaragen im kommenden Jahr baldmöglichst wieder geöffnet werden.
Damit die Tiefgaragen langfristig weiter zur Verfügung stehen könnten, müsste man die maroden Decken sanieren oder sie komplett neu bauen. Anfang des kommenden Jahres findet laut Schneider ein so genanntes "kooperatives Werkstattverfahren" mit ausgewählten Architekturbüros statt, um erste Ideen für ein Sanierungskonzept zu erarbeiten.
Wer muss die Sanierung zahlen?
"Alle Vorschläge sollen offen dargelegt werden. Die Aufgabe ist zu komplex für einen Wettbewerb", sagt Benjamin Schneider. Ziel ist es, die bisherige Stellplatzanzahl von rund 1350 im Gebiet H1 an den tatsächlichen Bedarf anzupassen und um etwa dreißig Prozent zu reduzieren.
Noch komplexer ist aber die Kostenfrage: Sind die Tiefgaragen marode, weil beim Bau Fehler gemacht oder sie nicht instand gehalten wurden? Dafür sind die Eigentümer zuständig. Oder wurden die über der Tiefgaragendecke liegenden Straßen nicht ordentlich in Schuss gehalten? Dafür ist die Stadt zuständig.
Eine der drei Tiefgaragen wird mit Erde aufgefüllt
Über diese Fragen haben sich die Stadt und die Eigentümer seit 2010 vor Gericht gestritten, bis für die Tiefgarage Pariser/ Römer Straße ein Vergleich gefunden wurden. Diese wird nicht mehr saniert und wiederhergestellt, sondern verfüllt. Von den Gesamtkosten für die Verfüllung der Tiefgarage und die Wiederherstellung der darüber liegenden Straßen in Höhe von etwa 8,2 Millionen Euro trägt laut städtischer Pressestelle die Eigentümergemeinschaft circa 3,1 Millionen und die Stadt 5,1 Millionen Euro.
Das Baureferat koordiniert die Arbeiten. "Im nächsten Herbst müssen zunächst einige Bäume rausgenommen und dann Pariser und Römer Straße komplett aufgemacht werden." Dann würden die Betondeckel der Garagen abgebaut und die Räume mit Erde aufgefüllt werden.
Hunderte von Privateigentümer müssen zustimmen
Als Ausgleich für die wegfallenden Stellplätze wird es Oberflächenparkplätze in den beiden Straßen geben. Außerdem wird das St. Bruno-Werk der Diözese, das in dieser Tiefgargage zu den Eigentümern gehört, ein Parkdeck errichten. "Der jetzt gefundene Vergleich könnte als Beispiel für die Kostenaufteilung bei der Sanierung der beiden großen Tiefgaragen dienen", sagt Schneider.
Er hofft, dass sich Stadt und Eigentümer einigen und Sanierungen angegangen werden können, bevor diese Tiefgaragen dauerhaft gesperrt werden müssen. "Allerdings wird das nicht einfach, da diese Tiefgaragen zum Teil Eigentümergemeinschaften gehören und damit hunderte von Privateigentümer zustimmen müssen."
Teils "Privatpersonen", eine Stiftung und die städtische Tochter Stadtbau Würzburg GmbH, St. Bruno-Werk der Diözese.