zurück
Würzburg
Tiefgaragen am Würzburger Heuchelhof sind seit 13 Jahren marode: Zwei sind gesperrt, die dritte wird zugeschüttet
Gesperrte Tiefgaragen im Stadtteil Heuchelhof: Warum so lange nicht saniert wird, obwohl der Zustand der Stadt Würzburg seit 13 Jahren bekannt ist. 
Auf unserem Archivbild von 2019 sieht die Decke einer Tiefgarage am Straßburger Ring feucht aus. Jetzt wurden die zwei großen Garagen gesperrt, weil sie baufällig sind.
Foto: Daniel Peter | Auf unserem Archivbild von 2019 sieht die Decke einer Tiefgarage am Straßburger Ring feucht aus. Jetzt wurden die zwei großen Garagen gesperrt, weil sie baufällig sind.
Manuela Göbel
 und  Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:13 Uhr

Eigentlich war die Idee gut: Im Quartier H1 am Heuchelhof sollten Autos unter die Erde, damit oben mehr Platz für Grün, Fußgänger und Radfahrer ist. Deshalb wurden am Straßburger Ring für die Anwohner Anfang der 1970er Jahre drei Tiefgaragen gebaut.

Das Problem: Grund und Boden über den Tiefgaragen gehört der Stadt, die Garagen darunter sind im Besitz von verschiedenen Eigentümergemeinschaften und Wohnungsbaugenossenschaften. Es ist nicht klar geregelt, wer für den Zustand der insgesamt maroden Tiefgaragen verantwortlich ist.

800 Stellplätze können aktuell nicht genutzt werden

Seit 2010 jedoch ist klar, dass die Tiefgaragen "dringend sanierungsbedürftig" sind. Denn Wasser dringt durch die Garagendecken ein. Die Tiefgarage unter der Pariser/ Römer Straße war bereits einmal wegen akuter Baufälligkeit gesperrt. Jetzt wurden im Oktober die beiden in der Luxemburger Straße/Den Haager Straße und der Bonner Straße/Brüsseler Straße vorläufig dicht gemacht.

Hier gibt es etwa 1050 PKW-Stellplätze, von denen in einem Verkehrsgutachten aus dem Jahr 2019 noch etwa 800 als benutzbar bezeichnet wurden - diese können nun nicht mehr genutzt werden. Der Rest wurde zum Zeitpunkt der Untersuchung unter anderem als Ersatz-Kellerabteil oder zur Lagerung von Müll zweckentfremdet.

Für die Lösung der baulichen Mängel in diesen beiden Tiefgaragen sind die Eigentümer verantwortlich. "Die Eigentümer sind am Zug, um die gesperrten Tiefgaragen abzusichern und wieder benutzbar zu machen", betonte Stadtbaurat Benjamin Schneider jüngst im Stadtrat. Eigentümer sind teils Privatpersonen, eine Stiftung und die städtische Tochter Stadtbau Würzburg GmbH. 

Tiefgaragen am Würzburger Heuchelhof sind seit 13 Jahren marode: Zwei sind gesperrt, die dritte wird zugeschüttet

Ein Konzept zur provisorischen Abstützung soll noch in diesem Jahr vorgelegt werden, sagt Schneider auf Anfrage. Wenn das klappt, könnten dann dort schnell Stützen aufgestellt und die beiden Tiefgaragen im kommenden Jahr baldmöglichst wieder geöffnet werden.  

Damit die Tiefgaragen langfristig weiter zur Verfügung stehen könnten, müsste man die maroden Decken sanieren oder sie komplett neu bauen. Anfang des kommenden Jahres findet laut Schneider ein so genanntes "kooperatives Werkstattverfahren" mit ausgewählten Architekturbüros statt, um erste Ideen für ein Sanierungskonzept zu erarbeiten.

Wer muss die Sanierung zahlen?

"Alle Vorschläge sollen offen dargelegt werden. Die Aufgabe ist zu komplex für einen Wettbewerb", sagt Benjamin Schneider. Ziel ist es, die bisherige Stellplatzanzahl von rund 1350 im Gebiet H1 an den tatsächlichen Bedarf anzupassen und um etwa dreißig Prozent zu reduzieren. 

Noch komplexer ist aber die Kostenfrage: Sind die Tiefgaragen marode, weil beim Bau Fehler gemacht  oder sie nicht instand gehalten wurden? Dafür sind die Eigentümer zuständig. Oder wurden die über der Tiefgaragendecke liegenden Straßen nicht ordentlich in Schuss gehalten? Dafür ist die Stadt zuständig.

Eine der drei Tiefgaragen wird mit Erde aufgefüllt

Über diese Fragen haben sich die Stadt und die Eigentümer seit 2010 vor Gericht gestritten, bis für die Tiefgarage Pariser/ Römer Straße ein Vergleich gefunden wurden. Diese wird nicht mehr saniert und wiederhergestellt, sondern verfüllt. Von den Gesamtkosten für die Verfüllung der Tiefgarage und die Wiederherstellung der darüber liegenden Straßen in Höhe von etwa 8,2 Millionen Euro trägt laut städtischer Pressestelle die Eigentümergemeinschaft circa 3,1 Millionen und die Stadt 5,1 Millionen Euro. 

Das Baureferat koordiniert die Arbeiten. "Im nächsten Herbst müssen zunächst einige Bäume rausgenommen und dann Pariser und Römer Straße komplett aufgemacht werden." Dann würden die Betondeckel der Garagen abgebaut und die Räume mit Erde aufgefüllt werden.    

Hunderte von Privateigentümer müssen zustimmen

Als Ausgleich für die wegfallenden Stellplätze wird es Oberflächenparkplätze in den beiden Straßen geben. Außerdem wird das St. Bruno-Werk der Diözese, das in dieser Tiefgargage zu den Eigentümern gehört, ein Parkdeck errichten. "Der jetzt gefundene Vergleich könnte als Beispiel für die Kostenaufteilung bei der Sanierung der beiden großen Tiefgaragen dienen", sagt Schneider.

Er hofft, dass sich Stadt und Eigentümer einigen und Sanierungen angegangen werden können, bevor diese Tiefgaragen dauerhaft gesperrt werden müssen. "Allerdings wird das nicht einfach, da diese Tiefgaragen zum Teil Eigentümergemeinschaften gehören und damit hunderte von Privateigentümer zustimmen müssen."

Wo darf am Heuchelhof geparkt werden?

Um die angespannte Parksituation am Heuchelhof zu ordnen und entspannen, hat der Fachbereich Tiefbau laut Mitteilung der Stadt Würzburg verschiedene Maßnahmen ergriffen. So wurde auf Initiative der Bürgervereinsvorsitzenden Christiane Kerner im Straßburger Ring die am Fahrbahnrand bereits bestehenden Parkmöglichkeiten für Pkw zusätzlich gelb markiert. Ein Parken außerhalb dieser Flächen ist nicht zulässig. In den verkehrsberuhigten Bereichen können keine Stellplätze eingezeichnet werden, da das Gewicht der Fahrzeuge auf die nicht standsichere Tiefgarage darunter einwirken würde.
In den vom Straßburger Ring nach außen abgehenden Straßenzügen wie Dubliner, Lissabonner, Kopenhagener und Osloer Straße kann geparkt werden. Hier ist jedoch darauf zu achten, dass private Zufahrten nicht behindert werden und stets eine ausreichende Restfahrbahnbreite für Feuerwehr und Rettungsdienste zu Verfügung steht. Um im Notfall die Zufahrt für größere Feuerwehrfahrzeuge und auch jederzeit eine Personenrettung zu ermöglichen, wird zusätzlich in der Bonner Straße einseitig ein absolutes Haltverbot mit dem Zusatz "Feuerwehranfahrtszone" erlassen.
  Quelle: pw
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Heuchelhof
Manuela Göbel
Patrick Wötzel
Bauwesen und Bauwerke
Christiane Kerner
Feuerwehr Schwanfeld
Garagen
Stadt Würzburg
Verkehr in Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Stefan Gläßer
    In jeder Eigentümergemeinschaft für Eigentumswohnungen zahlt man ein Hausgeld/Instandhaltungsrücklage. Ist man bei den Tiefgaragen etwa fahrlässig davon ausgegangen, dass diese ewig halten werden? Eigentum verpflichtet, wie es so schön heißt. Also ran an die Eigentümer, egal wieviele es auch sein mögen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Werner Rau
    Wenn es so läuft wie beim Stadt-Theater, Gute Nacht für alle Betroffenen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Reinhard Opel
    das ist eigtl. logisch, wenn man 100 Millionen fürs Theater ausgibt, muß die Infrastruktur verfallen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dominik Temming
    Eins verstehe ich bis heute nicht: Die Garagen werden gesperrt, weil sie einsturzgefährdet sind. Aber dann werden oben drauf Stellplätze eingezeichnet, wo sich die Menschen ersatzweise hinstellen dürfen. Von unten ist ein Einsturz schlimmer als von oben oder wie darf man das verstehen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Stephan Leutner
    Unglaublich was hier geschieht.Die ham die letzten Jahre alle geschlafen , schieben die Schuld hin u her anstatt was zu tun! Es sieht schlimm aus, schlimmer geht nimmer. Der Müll hortet sich,die Wege sind zu gestellt möchte nicht Wissen was los ist wenns Brennt oder ein anderer Notfall ist.Ich versteh aber auch die Menschen die schauen müssen wo Sie ihr Auto hin stellen.Lasst den Stadteil nicht verkommen handeln ist hier angesagt und zwar zügig!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Walter Seubert
    Wieder mal ein Paradestück Würzburger Politik und des existierenden Filzes.
    Teils "Privatpersonen", eine Stiftung und die städtische Tochter Stadtbau Würzburg GmbH, St. Bruno-Werk der Diözese.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten