Im Corona-Jahr 2020 sind im Freistaat weniger neue Krebserkrankungen in einem frühen Stadium entdeckt worden. Zugleich ist nach vorläufigen Daten des Bayerischen Krebsregisters die Zahl der Therapien zurückgegangen. Ein Grund: verschobene Vorsorge – aus Angst vor Corona. Experten zufolge seien viele Menschen in der Pandemie nicht zu Untersuchungen gegangen, sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). "Das kann gefährlich sein." Wie sieht es in Unterfranken aus?
Würzburger Uniklinik: 2020 nur "geringfügig weniger" Krebsbehandlungen
Bayernweit ist die Zahl der diagnostizierten Krebsneuerkrankungen zwischen Januar und September 2020 laut Ministerium um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken. Zudem wurden vier Prozent weniger Therapien vorgenommen. Dabei gab es allerdings monatlich starke Schwankungen: Vor allem im April und Mai 2020, zu Beginn der Pandemie, sei die Zahl der registrierten Neuerkrankungen um fast ein Fünftel zurückgegangen. Das sei ein "alarmierendes Bild", so Holetschek.
Insgesamt betraf der Rückgang nach Ministeriumsangaben vor allem Krebsneuerkrankungen in einem frühen Krankheitsstadium. Genau das ist aus Expertensicht problematisch, denn hier gelten die Heilungschancen als besonders hoch. Zugleich sank auch die Zahl der Operationen in der Krebsanfangsphase deutlich – besonders bei Darmkrebs (26 Prozent) und bei Melanomen (schwarzer Hautkrebs, 29 Prozent). Holetschek appellierte deshalb eindringlich, Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen – trotz Corona.
Auch der Würzburger Krebsforscher Prof. Hermann Einsele hat früh in der Pandemie vor fatalen Spätfolgen durch eine verschleppte Vorsorge gewarnt. Bundesweit scheine diese Befürchtung nun vielerorts einzutreffen, so Einsele. An der Würzburger Uniklinik hingegen seien im ersten Pandemie-Jahr sowohl Krebsbehandlungen als auch die entsprechende Diagnostik "nur geringfügig weniger als 2019 durchgeführt" worden. Auch die Analyse der Daten zu den einzelnen Krebserkrankungen bestätige das. "Das ist aber ein lokaler Eindruck und gilt nur für das Jahr 2020", sagt der Onkologe. Daten für 2021 lägen noch nicht vor.