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Würzburg
ÖPNV-Preise in Würzburg steigen wieder deutlich: Um wie viel und warum das auch am Deutschlandticket liegt
Der Stadtrat hat der Fahrpreiserhöhung mit großer Mehrheit zugestimmt. Kritik kam vor allem von der CSU. Warum auch eine Ablehnung wohl wenig gebracht hätte.
Die Preise für den ÖPNV im Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken steigen deutlich. Dem stimmte jetzt auch der Würzburger Stadtrat zu.
Foto: Daniel Peter | Die Preise für den ÖPNV im Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken steigen deutlich. Dem stimmte jetzt auch der Würzburger Stadtrat zu.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 23.04.2024 02:45 Uhr

Alle Jahre wieder: Die Fahrpreise im Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken (VVM) werden am 1. August wieder steigen, dieses Mal um rund sechs Prozent. Im Mobilitätsausschuss und im Stadtrat wurde zweimal kontrovers über die jährliche Tariferhöhung diskutiert. Beide Gremien haben mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit zugestimmt.

Ablehnung der Preiserhöhung führte 2022 nicht zum erwünschten Ergebnis

Wenn die VVM ihr Fahrpreise um mehr als 2,9 Prozent erhöhen will, ist eine Zustimmung aller Gesellschafter erforderlich – die Stadt Würzburg ist einer davon. 2022 hatte der Stadtrat diese Zustimmung erstmals verweigert. Das hatte damals aber nicht den gewünschten Erfolg: Die Tarife wurden vom VVM im August 2022 um 2,9 Prozent und dann Anfang Januar 2023 außerplanmäßig noch einmal um 2,7 Prozent erhöht, um steigende Kosten an die Fahrgäste weiterzugeben.

Im vergangenen Jahr stimmte der Stadtrat der turnusmäßigen Erhöhung um 5,5 Prozent deshalb wieder zu. So auch jetzt, wenn auch mit Bauchschmerzen: "Das ist in drei Jahren eine Steigerung von mehr als 17 Prozent", betonte SPD-Stadtrat Udo Feldinger. Er forderte Stadtrat und Verwaltung auf, das von den Sozialdemokraten mehrfach beantragte Sozialticket für einkommensschwache Menschen nach dem Vorbild anderer Kommunen und Tarifverbünde umzusetzen.

Allein der negative Effekt beim Deutschland-Ticket hätte Würzburg 300.000 Euro gekostet

Umwelt-Bürgermeister Martin Heilig (Grüne) hatte "schweren Herzens" empfohlen, der Tariferhöhung zuzustimmen. Trotz gestiegener Fahrpreise sei die Fahrgastzahlen in Würzburg durch verbesserte Angebote wie das "Busnetz Plus" gestiegen. "Der Nutzerfinanzierung kommt im ÖPNV eine hohe Bedeutung zu", sagte Heilig.

Er verwies auf stark gestiegene Personal, Energie- und Materialkosten. Außerdem verwies er auf die Zahlungen, die die regionalen Verkehrsunternehmen von Bund und Freistaat als Ausgleich für entfallene Einnahmen durch das Deutschland-Ticket bekommen. Bei einem Verzicht auf die Tariferhöhung wäre das laut Heilig alleine in diesem Jahr gut 300.000 Euro weniger.

Kritik von der CSU: Fehlanreize und beim Ticketsystem falsch unterwegs

Die Erhöhung sei erforderlich und hinreichend begründet, betonte Grünen-Stadtrat und WSB-Aufsichtsratsvorsitzender Niklas Dehne. Wichtig sei unter anderem eine bessere Entlohnung für das fahrende Personal: "Wenn wir unsere Beschäftigten halten wollen, geht das nur über den Faktor Geld." Nicht betroffen von der Tariferhöhung sind das Semesterticket der Studierenden und das 365-Euro-Ticket für Schüler und Azubis.

Die Gegenstimmen kamen sowohl im Ausschuss als auch im Stadtrat von der CSU-Fraktion. "Wir sehen anhand der Verkaufszahlen, dass wir mit unserem Tarifsystem falsch unterwegs sind und Fehlanreize schaffen", begründete der Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth die Ablehnung. Zuwächse gebe es vor allem auf den Kurzstrecken und bei Einzelfahrten, Rückgänge dagegen bei den Monatstickets und den Abos.

 
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  • Guenther Rinke
    Der ÖPNV in Würzburg gehört ganz schnell auf einen wirtschaftlichen Prüfstand. So kann dieser nicht weiter finanziert werden. M. E. fehlt die kfm. Einschätzung komplett, hier wird nur noch grün gedacht!
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  • Sebastian Hansen
    ÖPNV ist nichts, was man kaufmännisch betrachten sollte. Genauso wie andere Dienstleistungen des Staates wie Feuerwehr, Schule oder Straßenbau ist er Daseinsvorsorge. Oder fordern Sie dann auch, dass man die nächste Straßensanierung mal kaufmännisch betrachten sollte?
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  • Guenther Rinke
    Falsche Investitionen gehören auf den Prüfstand! Dazu gibt es eine Rechnungsprüfung und Fachaufsicht. Nicht alles was dieser Stadtrat entscheidet muss akzeptiert werden.
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  • Michael Zink
    Meinen Sie, die Straße und der Gehweg vor Ihrem Haus, Ihr Wasser- und Abwasseranschluß usw. rechnen sich kaufmännisch für die Gemeinde?

    Wollen Sie auf all das verzichten?
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  • Jo Schmitt
    Blöde nur, daß wir da so eine "komische" Verpflichtung zum Klimaschutz eingegangen sind - als Bundesrepublik Deutschland ...
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  • Ralf Eberhardt
    Das Problem ist das Deutschlandticket. Das zieht Abonnenten ab und das wurde wohl im Einführungsjahr ausgeglichen vom Bund, jetzt aber nicht mehr. Dieses wirkt sich sicherlich auch auf die Einnahmen der Deutschen Bahn aus. Hier gilt es zu klären, ob man das Deutschlandticket weiterführen will. Die (negativen) Einflüsse auf lokale und regionale Angebote werden erhalten bleiben, zumal, wenn dort die Fahrpreise wie hier in Würzburg jedes Jahr auch noch erhöht werden.
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  • Norbert Blatterspiel
    Oder so.......Menschen, die den sogenannten NürnbergPass haben, können das Deutschland-Ticket für 19 Euro !!!!! im Monat kaufen. Den NürnbergPass bekommen diejenigen, die Wohngeld beziehen, Grundsicherung im Alter oder Bürgergeld erhalten, sowie Familien, die Kinderzuschlag oder Zuschüsse für die Kita bekommen.
    Es geht für viele noch günstiger.
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  • Sebastian Hansen
    Die Einnahmen aus dem D-Ticket werden natürlich weiterhin ausgeglich. Dieser Ausgleich wurde zuletzt immer wieder verlängert, derzeit ist er bis 31.12.24 gesichert. Ansonsten ist das D-Ticket das beste, was dem ÖPNV in Deutschland passieren konnte: es beendet die Kleinstaaterei bei den Tarifen und schafft günstige Mobilität ohne Auto. Das wieder abzuschaffen, wäre ein massiver Rückschlag für Klimaschutz im Verkehr (wo es ohnehin derzeit sehr schlecht läuft).
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  • Stefan Wolz
    Wenn in Berlin nicht so viel Geld zum Fenster rausgeschmissen würde, hätten wir auch genug Geld für den ÖPNV. Aber wir müssen ja wehrhaft sein und sonst die Welt retten. Deutschland hat ein Ausgabenproblem!
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  • Jo Schmitt
    In Staaten, in denen die Prioritäten entsprechend gesetzt wurden, hätte es das nicht gegeben.
    Die Politik vor Ort darf hier - wieder einmal - den Prügelknaben spielen.

    Es ist immer das gleiche Problem. Und daß hier aus bestimmter politischer Richtung auf die aktuell im Stadtrat regierende Mehrheit "eingeprügelt" wird wundert mich nicht. Allerdings hatte diese Opposition - in Form ihrer Mandatsvorgänger - sehr lange Zeit an der Problematik die Schraube zu drehen. Hat sie das getan? Ich - jedenfalls - kann mich daran nicht erinnern.
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  • Werner Rau
    Letztenendes ist es eine Förderung des Deutschlandtickets, wenn die Monatskarte über 49€ kostet. Wichtig wäre es Einzelfahrten günstiger zu machen, um die Opportunitätskosten für spontante Fahrten ohne Dauerkarte zu reduzieren. Dann wären die Strabas auch voll. 1€ pro Fahrt und fertig. Wäre jeder sofort in der Bahn und die Shopper würden ohne Probleme außerhalb parken.
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  • Gerhard Möldner
    Sorry Leute, ich kann das Gejammere nicht ganz nachvollziehen!
    1. Vermutlich besitzt jeder hier einen PKW.
    2. Dafür zahlt er laut Statistik rund 650€ im Monat.
    Dagegen ist das Deutschlandticket doch ein Schnäppchen! Der ÖPNV sollte intensiviert werden! So wie in den Ballungsräumen, da kenne ich viele die haben kein eigenes Auto mehr.
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  • Jutta Nöther
    "Vermutlich besitzt jeder hier einen PKW"

    Werter Herr Möldner, das eben stimmt nicht.
    Sehr viele Mitmenschen können sich kein Auto leisten. Und eine ständig wachsende Anzahl will sich kein Auto leisten. Was ja auch im Sinne des Umweltschutzes ist. Und dann noch die große Anzahl Mitbürger, die kein Auto fahren können: Behinderte, Kinder, Rentner jenseits des fahrtüchtigen Alters.
    Last not least solche wie ich: ich brauche ein Auto um auf die Arbeit zu kommen. Aber ich bin nicht so verrückt, z.B. samstags zum Shopping mit dem Auto in die Stadt zu fahren, wenn ich mit der Straßenbahn fahren kann.

    Das bedeutet: wir BRAUCHEN die Straßenbahn. Zu vernünftigen Preisen.
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  • Gerhard Möldner
    Sehr geehrte Frau Nöthe, ich widerspreche Ihnen ja garnicht. Ich meinte nur das vielen das Auto viele 100 € im Monat wert ist und bei einer Erhöhung der Ticketkosten einen riesen Terz veranstalten. Aus meiner bescheidenen Sicht muss das Auto zunehmend verzichtbar sein. Dass wiederum bedingt aber unbedingt den Ausbau des ÖPNV zu einem vernünftigen Preis. Da ist das DT der richtige Anfang.
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  • Daniel Hagmann
    "Das ist in drei Jahren eine Steigerung von mehr als 17 Prozent", betonte SPD-Stadtrat Udo Feldinger.

    Straft mich Lügen, aber von August 2022 bis August 2024 sind es doch keine 3 Jahre?
    Und "mehr als 17 Prozent" stimmt zwar, aber eigentlich sind es sogar mehr als 18 Prozent.
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  • Michael Riedner
    Alter 57€ für eine Monatskarte. Wer kauft das bitte? Da langt man doch lieber zum 49€ Ticket?
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  • Michael Zink
    Das D-Ticket sollte man mit dem Abo vergleichen, nicht mit der Monatskarte. Und das hat dann noch ein paar Extras. Z.B. kann man das Rad kostenlos mitnehmen.
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  • Wolfgang Keller
    Auch für Rentner steigen die Preise für die Tickets wieder. Da bleibt die Rentenerhöhung auf der Strecke. Das nennt man dann "Steigerung der Attraktivität zur Nutzung des ÖPNV".
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  • Felix Habermann
    @Sebastian Hansen ! ! !
    Einfach meinen Kommentar richtig lesen.
    Habe nicht geschrieben es soll keine Straßenbahn
    sondern einfach weniger und die richtig ausgelastet.
    Gruß Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !
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  • Alfred Holler
    Leider ist Würzburg nicht Berlin, sonst könnte man mit dem Geld, das andere erwirtschaften (Länderfinanzausgleich) solche Sachen wie billigen ÖPNV finanzieren finanzieren.
    Und ja, ich sitze tagsüber auch oft in spärlich besetzten Bahnen, da würden auch längere Intervalle ausreichen.
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