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Winterhausen
Fünf Euro für fünf Minuten Fahrt: Winterhäuser Nahverkehrsbeauftragte beklagt "undurchsichtige Preisgestaltung"
Im Vergleich zu anderen Gemeinden sei der ÖPNV von Winterhausen nach Würzburg zu teuer, kritisiert die Nahverkehrsbeauftragte der Gemeinde.
Anja Renz beschäftigt sich als Nahverkehrsbeauftragte der Gemeinde Winterhausen mit dem Wabensystem. Aus ihrer Sicht ist dessen Preisgestaltung nicht nachvollziehbar.
Foto: Anna-Lena Behnke | Anja Renz beschäftigt sich als Nahverkehrsbeauftragte der Gemeinde Winterhausen mit dem Wabensystem. Aus ihrer Sicht ist dessen Preisgestaltung nicht nachvollziehbar.
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 17.03.2024 02:38 Uhr

Wer in Winterhausen in die Bahn steigt, um nach Heidingsfeld zu fahren, sitzt etwa fünf Minuten im Zug. Kostenpunkt: 4,90 Euro. Eine Fahrt von Reichenberg bis zum Würzburger Hauptbahnhof dauert etwa zehn Minuten – also doppelt so lang -, ist mit 2,90 Euro pro einfache Fahrt aber wesentlich günstiger. 

Eine faire Preisgestaltung sehe anders aus, findet Anja Renz. Als Nahverkehrsbeauftragte der Gemeinde Winterhausen hat sie zuhauf Rechenbeispiele wie dieses auf Lager. Denn die Preisgestaltung des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) ist ein Thema, das die Kommune bereits seit einigen Jahren beschäftigt.

"Da gibt es für uns eine gewisse Ungerechtigkeit", sagt Winterhausens Bürgermeister Christian Luksch. Kritikpunkt vonseiten der Gemeinde ist eine aus ihrer Sicht "undurchsichtige Preisgestaltung". Die ist im Landkreis Würzburg über das Wabensystem des Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken (VVM) geregelt. Der Preis misst sich dabei daran, wie viele Waben ein Fahrgast auf einer Strecke durchquert. Von Winterhausen nach Heidingsfeld etwa sind das vier Waben. Von Reichenberg zum Würzburger Hauptbahnhof nur zwei. Eine davon ist jeweils die Großwabe Würzburg. So ergeben sich die Preisunterschiede.

Wabensystem bietet den Fahrgästen laut VVM Tarif-Transparenz

Das Wabensystem gibt es laut VVM bereits seit 2004. "Der wichtigste Vorteil für unsere Kunden ist die Tarif-Transparenz. Fahrgäste können den Fahrpreis vor Fahrtantritt im Wabentarif selbst ermitteln", erklärt Pressesprecherin Cornelia Wagner. Dass es auch Kritik an dem System gibt, sei allerdings auch für die VVM nichts Neues.

Auch für Winterhausen ist die Wabeneinteilung kein neues Problem. Denn die Kommune befasst sich seit Jahren mit einer Reihe von Verkehrsproblematiken, die den Ort betreffen. Und neben großen Aufregern – wie dem jahrelangen Kampf gegen den Schwerlastverkehr im Altort - sei auch die Einordnung von Winterhausen im Wabennetz immer wieder Thema, sagt Christian Luksch. Vonseiten des Kommunalunternehmens wie auch des Landkreises Würzburg sei die Gemeinde allerdings immer wieder vertröstet worden.

Eine einfache Fahrt von Würzburg nach Heidingsfeld hält Anja Renz mit einem Preis von knapp fünf Euro für zu teuer.
Foto: Anna-Lena Behnke | Eine einfache Fahrt von Würzburg nach Heidingsfeld hält Anja Renz mit einem Preis von knapp fünf Euro für zu teuer.

"Gerade Heidingsfeld ist für Winterhäuser wichtig, um dort einzukaufen, weil es bei uns keinen Metzger und keine Läden gibt", sagt Anja Renz. Mit einem Preis von fast fünf Euro für eine einfache Fahrt sei die Bahn allerdings keine ernsthafte Konkurrenz zum Auto. Mit einer Tageskarte Plus für 8,60 Euro könnten zwar theoretisch zwei Erwachsene und mehrere Kinder günstig und beliebig oft auf der Strecke fahren. Für Einzelpersonen biete dieses Ticket dennoch keine wirkliche Verbesserung, so Renz.

59 Prozent der verkauften Tickets sind Einzelfahrten

Auch Ausnahmeregelungen, die etwa Fahrten von Großlangheim nach Münsterschwarzach betreffen, wo nur zwei statt der im Plan angezeigten vier Waben berechnet werden, findet Renz nicht nachvollziehbar. "Die wenigen Ausnahmeverbindungen, die es im Wabenplan des VVM gibt, sind historisch bedingt und dem geschuldet, dass es grafisch nicht anders darstellbar ist", lautet die Begründung des VVM.

Aus der Sicht des Verkehrsverbunds "wurde Winterhausen im Vergleich zu vergleichbaren Gemeinden bei der Umstellung des Ringzonentarifs auf den Wabentarif nicht benachteiligt", so die Pressesprecherin.

Gleichzeitig verweist sie darauf, dass der Preisunterschied nur noch für Gelegenheitsfahrer relevant sei. Denn mit Angeboten wie dem Deutschlandticket sei die Wabeneinteilung etwa für Pendlerinnen und Pendler ohnehin irrelevant.

Auch Anja Renz und Christian Luksch sehen eine Verbesserung der Situation durch solche Ticketalternativen. Zufriedengeben wolle sie sich dennoch nicht, sagt Renz. Denn aus ihrer Sicht seien immer noch viele Menschen von der Einordnung der Gemeinde ins Wabensystem betroffen. Sie verweist dafür auf Verkaufszahlen der Fahrkarten aus den Jahren 2017 bis 2019. In diesem Zeitraum machten Einzelfahrkarten etwa 59 Prozent der verkauften Tickets aus. Neuere Zahlen liegen nach Angaben des VVM nicht vor. "Es ist gerade vieles im Fluss", sagt Luksch. Er hoffe, dass langfristig etwa mit dem Beitritt neuer Gebiete in den Verkehrsverbund noch einmal Bewegung in das System kommen könne.

 
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  • Michael Zink
    Neben Einzelfahrt und Tageskarte gibt es z.B. auch die 6er-Karte. Dann kostet eine Fahrt nur noch 3,57.

    Statt daß man sich freut, so eine tolle Verbindung nach Heidingsfeld (den Haltepunkt gibt es ja noch nicht lange) zu haben, beschwert man sich. Der Vergleich mit Reichenberg geht meiner Meinung nach nach Hinten los. Das liegt näher an Würzburg und ist darum billiger. Es gibt halt keine direkte Verbindung zum Haltepunkt Heidingsfeld. Darum ist man länger unterwegs. Aber das ist doch kein Vorteil.

    Wenn das System "gerecht" wäre, was auch immer das bedeuten soll, würde sich doch sicher gerade eine Nahverkehrsbeauftragte über das komplizierte System beschweren.

    Man kann sicher Einzelheiten des Wabenplans in Frage stellen. Aber sich zu beschweren, weil man eine gute Verbindung hat, finde ich seltsam. Eigentlich müßte Fr. Renz ja für eine Schließung des heidingsfelder Haltepunktes sein. Dann dürfte sie zum gleichen Preis wieder länger fahren ...
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  • Michael Zink
    Und natürlich bietet auch das Tagesticket für Einzelpersonen eine wirkliche Verbesserung. 8,60 EUR ist deutlich billiger als 9,80 EUR (2 x 4,90). Und man kann ohne Aufpreis in Würzburg rumfahren.

    Vielleicht sollte die Nahverkehrsbeauftragte ihre Mitbürger mal darüber informieren, daß für Einkaufsfahrten, oder wenn man sonst am gleichen Tag wieder heim fährt, das Tagesticket die falsche Wahl ist. Das wäre deutlich sinnvoller, als nur die Fahrzeit zu vergleichen und sich darum zu beschweren.
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  • Michael Zink
    Sorry, da habe ich Mist geschrieben. Es sollte natürlich heißen, daß ... das Einzelticket die falsche Wahl ist.
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  • Michael Zink
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Die Behauptung, dass man nur länger braucht, weil der Bus länger als die Bahn braucht, ist falsch. Die Bahn von Reichenberg nach Würzburg benötigt 10 Minuten
    Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    Mit freundlichen Grüßen
    Digitales Management
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