Kehrtwende bei der Stadtverwaltung und der Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB): An den beiden noch verbliebenen Adventssamstagen fahren alle Straßenbahnen kostenlos. Das hat der Stadtrat mit großer Mehrheit beschlossen. Nur die drei Mitglieder der ÖDP-Fraktion und drei weitere Stadträte waren dagegen.
Der Vorschlag kam von Oberbürgermeister Christian Schuchardt,nachdem die Verwaltung und die WSB sich zuvor gegen eine kostenlose ÖPNV-Nutzung im Advent ausgesprochen hatten - so stand es vor der Sitzung am Donnerstag auch noch im Beschlussvorschlag für den Stadtrat.
Einen Pilotversuch mit kostenloser Straba gab es beim Stadtfest
Die Vorgeschichte in Kürze: Nach einem Pilotversuch mit kostenlosen Straßenbahnen am Stadtfest-Samstag im September kamen aus den Reihen des Stadtrats gleich drei Anträge (von CSU, FWG und Linken-Stadtrat Sebastian Roth), die Aktion an den Samstagen in der Vorweihnachtszeit zu wiederholen. Der Antrag der Freien Wähler forderte darüber hinaus, auch alle Buslinien der WSB kostenfrei zu machen, um mehr Menschen zum Umstieg vom Auto auf den ÖPNV zu motivieren.
Im Hauptausschuss wurde das Thema kontrovers diskutiert, am Ende setzten sich die Antragsteller mit Unterstützung der Grünen mit 9 zu 6 Stimmen durch und befürworteten damit eine kostenlose Nutzung von Straßenbahnen und Stadtbussen an den verbleibenden beiden Adventssamstagen.
Nach der Hauptausschuss-Sitzung gab es ein Umdenken im Rathaus und bei der WSB
Die knappe Entscheidung hat offenbar zu einem Umdenken im Rathaus und bei der WSB geführt: "Wir haben im Hauptausschuss kein einheitliches Votum gesehen und wollen uns der Erwartungshaltung auch nicht verschließen", erläuterte WVV-Geschäftsführer Thomas Schäfer im Stadtrat. Die kostenlose Nutzung der Straßenbahnen am 15. und 22. Dezember ließe sich auch noch kurzfristig organisieren, eine kostenlose Nutzung der WSB-Omnibuslinien aber nicht.
Das hat mehrere Gründe - unter anderem hat die Regierung von Unterfranken darauf hingewiesen, dass im Stadtgebiet auch Landkreis-Linien unterwegs sind und die ÖPNV-Nutzer dann nicht unterscheiden könnten, welchen Bus sie kostenlos nutzen dürfen und welche nicht. Die Regierung habe angedeutet, dass sie das nicht genehmigen würde, so Oberbürgermeister Christian Schuchardt: "Wir sind beim ÖPNV nicht im luftleeren Raum unterwegs. Deswegen schlagen wir vor, den Pilotversuch vom Stadtfest an den letzten beiden Adventssamstagen zu wiederholen."
Erkenntnisse aus kostenloser Straba-Nutzung sollen für ÖPNV-Workshop genutzt werden
Das Ergebnis von zwei weiteren Tagen mit dem kostenlosen Angebot bietet dann nach Auffassung von Schuchardt und Schäfer eine deutlich bessere Grundlage für den geplanten ÖPNV-Workshop im kommenden Frühjahr, bei dem neue Tarifmodelle wiedas von der bayerischen Staatsregierung geplante 365-Euro-Jahresticket und ihre Auswirkungen diskutiert werden sollen.
Beschlossen ist das 365-Euro-Ticket im Koalitionsvertrag bisher für Schüler, Auszubildende und Studierende in Großstädten. Wann und wie es umgesetzt und finanziert werden soll, ist noch nicht bekannt. Schäfer warnte daher davor, neue Tarifmodelle "für Würzburg isoliert zu betrachten". Beim Workshop soll ein Vertreter des Verkehrsministeriums erläutern, was die Staatsregierung in Sachen ÖPNV-Förderung konkret geplant hat. Bei grundlegenden Veränderungen der Tarifstruktur und einer erhöhten Nachfrage "müssen wir dann auch über eine Erweiterung des Angebots reden", so Schäfer weiter.
Jetzt gibt es aber erst einmal die kostenlosen Samstag-Fahrten mit allen Straßenbahnen – fast alle Stadträte waren mit dem Kompromiss einverstanden. Geschlossen stimmte lediglich die ÖDP dagegen: "Ich kaufe mir auch kein neues Auto, weil ich es vorher zwei Tage kostenlos fahren durfte, sondern weil es attraktiv ist", sagte Heinz Braun: "Wir müssen das Angebot verbessern, dann steigen die Menschen auch auf den ÖPNV um."
Die Straba ist so schon überfüllt, dank dieser Aktion dürfen die wo bezahlen jetzt Laufen. So treibt die Stadt auch noch die letzten ÖPNV Nutzer zum umstieg aufs Auto.