Jetzt ist am kommenden Donnerstag der Stadtrat am Zug: Der Hauptausschuss als vorberatendes Gremium hat sich mit neun zu sechs Stimmen dafür ausgesprochen, die Fahrten mit den Bussen und Straßenbahnen auf den Linien der Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) an den letzten beiden Advents-Samstagen kostenlos anzubieten.
Der Ausschuss stimmte damit gegen den Vorschlag der Verwaltung, die eine kostenlose ÖPNV-Nutzung im Advent ablehnt. "Das geht über die einmalige Aktion beim Stadtfest hinaus und entzieht der WSB die Einnahmen", argumentierte Stadtkämmerer Robert Scheller. Das würde sich zumindest mittelfristig auf den städtischen Haushalt auswirken, denn die Stadt als Aufgabenträger müsse eventuelle Verluste nach dem Prinzip, "wer anschafft, der zahlt", irgendwann ausgleichen.
Gewünschte Effekte blieben beim Stadtfest aus
Die WSB rechnet mit Verlusten von rund 75.000 Euro pro Tag. "Dieses Geld wird uns an anderer Stelle fehlen", betonte Scheller. Er zog auch den gewünschten Effekt, die Menschen zum Umstieg auf den ÖPNV zu bewegen, in Zweifel: "Beim Stadtfest sind Leute erst recht mit dem Auto in die Stadt gefahren, weil sie dachten, dass die Parkhäuser leer sind."
Auch Abo-Kunden der WSB sind nicht unbedingt begeistert von der Idee, für eine Leistung zu bezahlen, die andere tageweise umsonst bekommen - das hat der Ehrenvorsitzende der Interessengemeinschaft Würzburger Straßenbahn, Günther Bräuer, dem Stadtrat durch Scheller ausrichten lassen. "Am Ende ist es vor allem Werbung für die Innenstadt und die Geschäftsinhaber, ein richtiger verkehrslenkender Effekt soll nicht erzielt werden", betonte der Kämmerer.
SPD: Wer soll den kostenlosen ÖPNV bezahlen?
Zustimmung für den Vorschlag, neue Konzepte und Tarifstrukturen wie ein 365-Euro-Jahresticket oder kostenlose ÖPNV-Tage bei hoher Schadstoffbelastung bei einem Workshop Anfang des kommenden Jahres zu diskutieren, erhielt Scheller unter anderem von der SPD: "Es bleibt die Frage, wer einen günstigeren oder kostenlosen ÖPNV bezahlen soll. Außerdem sind wir an vielen Stellen noch nicht attraktiv genug", sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander Kolbow.
Hans Werner Loew (SPD) gab außerdem zu bedenken, dass man bei einer Entscheidung für kostenlose ÖPNV-Adventssamstage künftig auch bei anderen Veranstaltungen wie Mantelsonntag und Straßenmusikfestival über eine Gleichbehandlung nachdenken müsste. Auch Raimund Binder (ÖDP) hält nichts von kurzfristigen vorweihnachtlichen Maßnahmen und möchte das Thema im Workshop "grundsätzlicher angehen".
Grüne wollen Einzelhandel beteiligen
Barbara Lehrieder von den Grünen sprach sich dafür aus, künftig den gesamten Tarifverbund und den Einzelhandel mit ins Boot zu nehmen - ähnlich wie bei den Parkgebühren, für die es beim Einkauf in einigen Innenstadt-Geschäften eine Rückvergütung von einem Euro gibt.
Wolfgang Baumann (ZfW) und Josef Hofmann (Freie Wähler) wollen die nach einem positiven Bescheid des Stadtrats noch möglichen beiden kostenlosen ÖPNV-Samstage am 15. und 22. Dezember auch als Verlängerung der Stadtfest-Aktion verstanden wissen: "Wir möchten sehen, wie das Angebot angenommen wird und welche Schlüsse daraus zu ziehen sind", sagte Baumann.
CSU übt Kritik an Verwaltung: Anträge stehen zu spät auf der Tagesordnung
"Die Bürger werden nicht auf den ÖPNV umsteigen, solange wir ein unattraktives Angebot haben und die Preise immer weiter in die Höhe schrauben", fügte Hofmann hinzu: "Es geht hier nicht um Geschenke, sondern darum Anreize zu schaffen und das Interesse am ÖPNV zu wecken."
Auch die CSU, die geschlossen für die beiden kostenlosen ÖPNV-Samstage stimmte, vermisst bisher eine vernünftige Evaluierung der Stadtfest-Aktion: "Es macht keinen Sinn, wenn man die Erkenntnisse hinterher nicht bespricht und umsetzt", kritisierte Wolfgang Roth.Dass die Anträge auf kostenlosen ÖPNVim Advent erst so spät auf die Tagesordnung kamen, dass sie nur noch an zwei Samstagen umgesetzt werden können, bezeichnete er als "suboptimal".
...sich mal von Aschaffenburg 'ne Scheibe abschneiden!
MfG
Morgen und übermorgen ist bereits der 2. Advent rum!