
Traditionsgemäß ist es ein großes Stelldichein, wenn die Stadt Ochsenfurt zu Beginn eines neuen Jahres zur Kauzensitzung bei Wein und Neujahrsbrezen einlädt. Viele aktive und ehemalige Vertreterinnen und Vertreter aus der Kommunalpolitik, Vereinen und Institutionen und natürlich Zuckerfee Magdalena Gebhardt und die Kleinochsenfurter Weinprinzessin Ronja Grünewald waren der Einladung auch in diesem Jahr gefolgt. Bei den Bürgerinnen und Bürgern scheint die Kauzensitzung allerdings an Reiz verloren zu haben. Wo im Vorraum des Sitzungssaals früher drangvolle Enge herrschte, blieben diesmal einige Plätze leer. Dabei bescherten der Haßfurter Heimatdichter Wilhelm Wolpert und das Saxophonquartett des Collegium Musicum Iuvenale unter der Leitung von Astrid Eitschberger einen äußerst vergnüglichen Abend.
Bürgermeister Peter Juks fordert eine "faire und mitnehmende Politik"
Ein guter Anlass sei die Kauzensitzung, um innezuhalten und all jenen zu danken, die sich im Vorjahr in verschiedensten Funktionen für das Wohl der Stadt engagiert haben, aber auch, um auf neue Aufgaben anzustoßen, meinte Bürgermeister Peter Juks in seinen Begrüßungsworten. Derer gebe es schließlich auch im kommenden Jahr genügend. Wichtiger sei ihm jedoch der Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft, betonte Juks. "Wir brauchen eine faire und mitnehmende Politik, viel mehr Wir und weniger Ich", so der Bürgermeister.

Die Stadt habe sich im vergangenen Jahr gut entwickelt, bilanzierte Juks. Mit der Ansiedlung eines Technologie-Transfer-Zentrum der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt in der Klingentor-Passage und dem bevorstehenden Umzug des Tourismusverbands Fränkisches Weinland ins Schlössle seien zwei Schritte gelungen, die Zentrumsfunktion der Stadt auf Dauer zu stärken. Der Dank des Bürgermeisters galt vor allem Landrat Thomas Eberth für die geleistete Schützenhilfe. Aber auch sorgenvolle Worte richtete Juks an den Landrat. Mit der Kreisumlage, die im laufenden Jahr sicher erneut steigen wird, nehme der Landkreis seinen Kommunen immer mehr an finanzieller Gestaltungskraft.

Geld kann die Stadt in den kommenden Jahren gut gebrauchen. Vor wenigen Tagen erst haben Kinder und Betreuerinnen den Maria-Theresia-Kindergarten wieder in Besitz genommen. Fünf Millionen hat die Sanierung gekostet, und es wird wohl auf absehbare Zeit die größte städtische Investition gewesen sein. Die Sanierung des historischen Rathauses ab dem Jahr 2028 sei das große Ziel, dem sich die Finanzplanung der nächsten Jahre unterordnen muss. Aktuell werden die Kosten dafür auf 16 Millionen Euro taxiert, ungewiss noch, wie viele Zuschüsse die Stadt dafür generieren kann.
Dritter Bürgermeister Tilo Hemmert schlägt eine Bürgerstiftung vor
Dritter Bürgermeister Tilo Hemmert dankte Peter Juks für die geleistete Arbeit, verband sein Grußwort aber auch mit einem Wunsch. Um die vielfältigen sozialen Aufgaben erfüllen zu können, schlägt er die Gründung einer Bürgerstiftung vor, nach dem Vorbild von Margaretha Helbling, die ihr Vermögen 1853 in eine Stiftung eingebracht hatte, die zum Grundstein einer modernen Kranken- und Altenfürsorge in Ochsenfurt wurde.

Mit einem Schluck aus dem silbernen Kauzenpokal, gefüllt mit Müller-Thurgau vom Kleinochsenfurter Herrenberg, eröffnete Bürgermeister Peter Juks den gemütlichen Teil des Abends. Der war vor allem geprägt von den "Gschichtli und Gedichtli" des Haßfurter Mundartdichters Wilhelm Wolpert, dessen Großvater, wie er verriet, aus Ochsenfurt kam. Mal hintersinnig, mal frech und voller Wortwitz machte er sich über fränkische Eigenarten lustig, etwa wenn er behauptete: "A fränkische Fraa is zwar teuer, aber mer hat a lang dra."