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Ochsenfurt
Bollwerk gegen Cyber-Kriminalität: Was es mit dem Technologie-Transfer-Zentrum in Ochsenfurt auf sich hat
Mit dem TTZ Cybersicherheit wird Ochsenfurt zu einer Außenstelle der THWS Würzburg-Schweinfurt und zu einem regionalen Zentrum für Informationssicherheit.
An einem großen Bildschirm zeigt Informatik-Student Lukas Dusold, wie sich fremde Nutzer auf den virtuellen Servern des TTZ Cybersicherheit in Ochsenfurt einzuloggen versuchen.
Foto: Gerhard Meißner | An einem großen Bildschirm zeigt Informatik-Student Lukas Dusold, wie sich fremde Nutzer auf den virtuellen Servern des TTZ Cybersicherheit in Ochsenfurt einzuloggen versuchen.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 17.01.2025 02:35 Uhr

Das unterfränkische Bollwerk gegen Cyber-Angriffe entsteht derzeit in Ochsenfurt. Das zumindest ist das Ziel von Professor Sebastian Biedermann, der an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) den Studiengang Informationssicherheit leitet und seinen Dienstsitz künftig im Technologie-Transfer-Zentrum (TTZ) in der Ochsenfurter Klingentor-Passage haben wird. Dort forschen demnächst Studierende an Bedrohungsszenarien aus dem Internet und entwickeln Gegenstrategien. Das TTZ in Ochsenfurt ist eines von sechs unterschiedlichen Zentren der THWS, die sich vor allem praxisnahen Problemlösungen verschrieben haben. Zu rund einem Fünftel wird das TTZ von 19 regionalen Stiftungsunternehmen finanziert.

Wie leichtfertig manche Unternehmen noch heute mit sensiblen Daten umgehen, machte Sebastian Biedermann bei einem Treffen mit Vertretern der Stifter deutlich. Mit einfachen Mitteln habe er in Ochsenfurt in kurzer Zeit mehrere Firmen identifiziert, die über Server mit veralteter Software kommunizieren oder ihre internen Daten nicht ausreichend vor Zugriffen von außen gesichert haben, so Biedermann. Für Cyber-Kriminelle sei es hier ein Leichtes, in die Rechner einzudringen, Daten zu stehlen oder zu verschlüsseln, um Lösegeld zu erpressen. 

THWS-Präsident Jean Meyer (links) und der Leiter des Studiengangs Cybersicherheit Sebastian Biedermann im künftigen Technologie-Transfer-Zentrum in Ochsenfurt.
Foto: Gerhard Meißner | THWS-Präsident Jean Meyer (links) und der Leiter des Studiengangs Cybersicherheit Sebastian Biedermann im künftigen Technologie-Transfer-Zentrum in Ochsenfurt.

Wie oft Server angegriffen werden, machen die drei "Honeypots" deutlich, die das TTZ an verschiedenen Standorten in Deutschland betreibt. Honeypots, zu Deutsch Hönigtöpfe, sind virtuelle Server, die ans Internet angebunden sind und den Anschein erwecken, als enthielten sie sensible Daten, erklärt Lukas Dusold, einer der Studierenden. Beinahe im Sekundentakt flackern Meldungen über Anmeldeversuche an diesen Lockservern auf. Ihre IP-Adressen weisen nach Russland, China, die USA, aber auch ins Inland oder europäische Nachbarländer. Häufig werden dabei gestohlene Zugangsdaten regelrecht durchprobiert, sagt Lukas Dusold.

"Das TTZ soll regionaler Akteur für Cyber Security und Anlaufstelle für Unternehmen sein", sagt Professor Biedermann. Von dieser Verbindung erhoffe sich die Hochschule eine enge Verknüpfung zwischen wissenschaftlicher Lehre und betrieblicher Praxis, sagt THWS-Präsident Jean Meyer. Hier sehe sich die THWS in der Tradition der Fachhochschule, aus der sie einmal hervorgegangen ist. „Mit dem TTZ wird Ochsenfurt zum Hochschulstandort und stellt einen wichtigen Innovationsmotor für die Region dar."

Das TTZ setzt auf eine enge Vernetzung von Lehre und praktischer Anwendung 

"Der enge Draht zur THWS bietet Partnerunternehmen eine Reihe von Vorteilen, die von der Unterstützung in Sachen Cyber-Sicherheit über Projektinitiativen bis hin zu moderierten Netzwerkveranstaltungen reichen“, so Meyer weiter. So werde das TTZ auch Lehrgänge für IT-Fachleute in den Unternehmen anbieten. Aus den Unternehmen selbst erhofft sich Studiengangsleiter Biedermann Anstöße für eigene Forschungsprojekte. Komplexere Themen können im Rahmen einer Abschluss- oder Doktorarbeit bearbeitet werden.

In einem seiner Forschungsschwerpunkte beschäftigt sich das TTZ in Ochsenfurt mit der Anwendung künstlicher Intelligenz zur Erkennung von Angriffen und Schwachstellen. Ein weiterer Schwerpunkt befasst sich mit der Analyse moderner Schadsoftware und digitaler Angriffe sowie der Bewertung von digitalen Bedrohungen. In einem dritten Forschungsschwerpunkt steht der Anwender im Mittelpunkt. Die Sensibilisierung von Mitarbeitenden und die Verbesserung sicherheitsrelevanter Prozesse sind hier das Ziel.

Freistaat fördert das Projekt über fünf Jahre

Ende März nimmt das TTZ in Ochsenfurt seine Arbeit auf. Zur offiziellen Eröffnung wird neben dem bayerischen Wissenschaftsminister Markus Blume auch Ministerpräsident Markus Söder erwartet. Langfristig sollen am TTZ neben Professor Biedermann zwei technische Mitarbeiter und sechs bis sieben wissenschaftliche Mitarbeiter oder Doktoranden tätig sein.

Die jährlichen Gesamtkosten des TTZ in Ochsenfurt beziffert THWS-Präsident Jean Meyer auf 1,0 bis 1,2 Millionen Euro. Die Räumlichkeiten in Ochsenfurt werden vom Landkreis Würzburg bereitgestellt, die leitende Stiftungsprofessur wird von den Stiftungsunternehmen gesponsert. Im Rahmen des Programms "Hightech Transfer Bayern" fördert der Freistaat das Projekt über einen Zeitraum von fünf Jahren. Nach dieser Zeit, so hofft Meyer, soll sich das Zentrum wirtschaftlich selbst tragen können.

 
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