Lwiw und Luzk sind die beiden Städte in der Ukraine, mit denen Würzburg eine Städtepartnerschaft und eine Städtefreundschaft eingehen will – das hat Oberbürgermeister Christian Schuchardt am Donnerstag im Hauptausschuss bekannt gegeben. Bereits in der kommenden Sitzung am 31. März wird dem Stadtrat eine entsprechende Beschlussvorlage zur Entscheidung vorgelegt. Auch über die Vergabe der Hilfsmittel von bis zu einer Million Euro soll dann diskutiert und entschieden werden.
Erst vor zwei Wochen hatten Vitali Klitschko, Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, und sein Bruder Wladimir den Stadtrat bei einer Liveschalte über die aktuelle Lage vor Ort nach dem russischen Angriff informiert und eindringlich um Hilfe gebeten. Auf Antrag der CSU-Fraktion stellte der Stadtrat spontan bis zu einer Million Euro für die humanitäre Hilfe in der Ukraine bereit.
Städtepartnerschaft mit Lwiw, Städtefreundschaft mit Luzk
Außerdem hatte Schuchardt eine Partnerschaft Würzburgs mit einer ukrainischen Stadt angekündigt, um auf diesem Weg direkte Hilfe leisten zu können. Innerhalb kurzer Zeit sind diese Pläne konkret geworden: Würzburg wird mit der 730.000-Einwohner-Stadt Lwiw (auf deutsch: Lemberg) in der Nähe der ukrainisch-polnischen Grenze eine Städtepartnerschaft begründen.
Schuchardt hat den Bürgermeister von Lwiw, Andriy Sadovyi, im Jahr 2017 zum ersten Mal getroffen und erste Kontakte geknüpft, die seit Beginn des russischen Angriffskriegs intensiviert wurden. Nach Medienberichten ist die westukrainische Metropole bisher von Angriffen verschont geblieben, aber zum Zufluchtsort für 200.000 Geflüchtete aus anderen Gegenden der Ukraine geworden.
Die Universität Würzburg pflegt bereits seit 2014 Partnerschaften mit drei Hochschulen in Lwiw, das historische Zentrum der Stadt ist Unesco-Weltkulturerbe. Der in Würzburg aufgewachsene jüdische Komponist Norbert Glanzberg (1910-2001) wurde in der Stadt Lemberg geboren.
Würzburg will finanzielle Soforthilfen für Lwiw und Luzk bereitstellen
Außerdem wird es eine Städtefreundschaft mit der Stadt Luzk geben, die etwa 150 Kilometer nordöstlich von Lwiw liegt und 210.000 Einwohner hat. In der Nähe von Luzk wurden militärische Einrichtungen beschossen. Eine Städtefreundschaft ist eine Art Vorstufe zu einer umfassenden Städtepartnerschaft und auf einige Bereiche des gesellschaftlichen Lebens beschränkt. Sie gilt als ein Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern der jeweiligen Städte.
Die Verwaltung schlägt dem Stadtrat vor, Lwiw sofort mit 200.000 Euro und Luzk mit 100.000 Euro zu unterstützen. In den von der Stadt Kiew aufgelegten Hilfsfonds "Future Kiew" sollen laut Beschlussvorlage ebenfalls 200.000 Euro fließen. Die vier Würzburger Organisationen "Liebe im Karton", Hermine e.V., Malteser Hilfsdienst und Ukrainehilfe e.V. sollen als Unterstützung ihrer humanitäre Hilfe in der Ukraine jeweils 50.000 Euro erhalten – in der Summe stellt die Stadt damit 700.000 Euro zur Verfügung.
Sämtliche Hilfsmittel müssen zunächst als ungeplante Mehrausgaben in den städtischen Haushalt eingestellt und an anderen Stellen des Haushalts 2022 eingespart werden. Auch darüber soll der Stadtrat am kommenden Donnerstag entscheiden. Der Haushalt für das laufende Jahr muss außerdem noch von der Regierung von Unterfranken genehmigt werden. Nach Aussage des Oberbürgermeisters wird die Genehmigung in den kommenden Tagen erwartet.
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