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Ostheim
Streck-Bräu in Ostheim schließt nach über 300 Jahren: Wie kommt es zum plötzlichen Ende der besten Brauerei Deutschlands?
"Der fröhliche Schluck aus Ostheim" ist bald Geschichte. Über 300 Jahre Brauereitradition enden im September. Was die Gründe sind und warum Chef Axel Kochinki keinen Groll verspürt.
Glanzvolle Zeiten und schlimme Nachrichten: Beim Bieranstich zum Ostheimer Stadtfest kündigte Axel Kochinki (rechts) das Ende der Brauerei Streck nach 305 Jahren an. Eine Nachricht, die auch den aktuellen Braumeister Benjamin Betz schwer trifft.
Foto: Thomas Obermeier | Glanzvolle Zeiten und schlimme Nachrichten: Beim Bieranstich zum Ostheimer Stadtfest kündigte Axel Kochinki (rechts) das Ende der Brauerei Streck nach 305 Jahren an.
Gerhard Fischer
 und  Simone Stock
 |  aktualisiert: 24.06.2023 03:11 Uhr

Hunderte Zuschauerinnen und Zuschauer, ein blauer Sommerhimmel über Ostheim, viel gute Laune für den Bieranstich mit Bürgermeister Steffen Malzer zu Beginn des Stadtfestes am Freitagabend. So soll es sein. Auch Axel Kochinki, Chef der Brauerei Streck, spricht mit starker Stimme ins Mikrofon. Doch was er sagt, ist ein Paukenschlag: Er verkündet das Ende von über 300 Jahren Brautradition in Ostheim. Zum 30. September schließt die Brauerei Streck ihre Tore.   

Vor der Bühne mit dem ersten Bierfass für das beliebte Ostheimer Stadtfest stehen die Mutter von Axel Kochinki, Kinder und weitere Angehörige. "Liebe Gäste, (...) meine Freunde, (...) meine liebe Mutter. Wir werden in wenigen Minuten das 35. Stadtfest eröffnen. (...) Für uns von der Brauerei Streck ist das 35. Stadtfest ein besonderer Höhepunkt. Und zwar in der Form, dass es unser letztes Stadtfest sein wird. Wir werden unsere Brauerei am 30. September in diesem Jahr schließen."

Die Brauereibranche hat es seit Jahren nicht leicht

Die Nachricht platzt wie eine Bombe in Ostheim. Auch die Brauerei trägt seit Jahrhunderten ihren Teil dazu bei, dass der Name des Rhönstädtchens weithin einen guten Ruf genießt. 1718 wurde das Brauhaus gegründet. 2018 wurde dieses Jubiläum groß gefeiert, eine eigene Bierkreation zum Jubiläum trägt seither den Namen "1718".

Mit einher ging ein Relaunch des Auftrittes: Eine neue Internetseite, neue Bier- und Getränkeetiketten und weitere Biersorten verbreiteten durchaus Aufbruchstimmung in einer Branche, die seit Jahren zu kämpfen hat. Die Deutschen trinken immer weniger Bier, dazu kommt die Energiekrise, die den Brauereien arg zusetzt.

Vor allem aber haben die Corona-Jahre mit geschlossenen Gaststätten und ausgefallenen Festen insbesondere die kleinen Brauereien massiv unter Druck gesetzt. 

Streck-Bräu aus Ostheim ist Deutschlands Brauerei des Jahres 2022

Im vergangenen Jahr 2022 folgte ein i-Tüpfelchen auf der Erfolgsgeschichte der Ostheimer Brauerei: Aus einer dreistelligen Zahl vom Mitbewerbern wurde die Streck-Bräu 2022 zu "Deutschlands bester Brauerei" gewählt. Die Freude im Unternehmen war entsprechend groß, voller Stolz holte man den Preis persönlich in Berlin ab.   

Gehört zum Stadtbild von Ostheim: Das Brauereigebäude der Streck-Bräu in der Ludwig-Jahn-Straße.
Foto: Thomas Obermeier | Gehört zum Stadtbild von Ostheim: Das Brauereigebäude der Streck-Bräu in der Ludwig-Jahn-Straße.

Streck-Bräu: Getränkevertrieb und Gaststättenverpachtung

Zur Brauerei gehören nicht nur die Biersorten, sondern auch Erfrischungsgetränke und ein Getränkevertrieb. Viele Streckbier-Hektoliter gehen in den Gaststätten der Region über den Tresen, die an die Streck-Bräu gebunden sind. Oftmals ist das Ostheimer Haus auch Verpächter der Immobilien. Wie es hier weitergeht, wird jetzt wohl ausgehandelt werden in den nächsten Wochen und Monaten.   

Bleiben die Abschiedsworte von Axel Kochinki beim Bieranstich vom Freitag: "Ich möchte Danke sagen, meinen ganzen Mitarbeitern. (...) Ich möchte aber auch der Stadt Ostheim Danke sagen. Das ging nicht nur über 35 Jahre, sondern über 300 Jahre. (...) Wir haben viele Kämpfe geführt, vieles ins Gute bewegt. (...) Es hat, egal was jetzt kommt, immer Spaß gemacht und es ist was Gutes geworden." "Die, die unser Bier getrunken und genossen haben, denen möchte ich ein Danke zurufen. (...). Danke für die guten Worte, die ich in den letzten Tagen gehört habe."

Gegenüber dieser Redaktion spricht Brauereichef Axel Kochinki von einem "Mosaik aus vielen Hundert Steinchen", die zu seiner Entscheidung geführt hätten, die Brauerei aufzugeben. "Es war ein ganz klarer Entschluss: Eine Brauerei in unserer Größe wird nicht in der Lage sein, auf Dauer zu bestehen", so Kochinki weiter.

Er betont, dass keine Insolvenz gedroht habe und dass es sogar ein Wachstum von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr gegeben habe. Corona, die Energiepreisentwicklung oder die Lage auf dem Arbeitsmarkt seien aber auch Teile des Mosaiks gewesen.

Der Titel 'Brauerei des Jahres 2022' ist ein Höhepunkt der Firmengeschichte gewesen.
Foto: Thomas Obermeier | Der Titel "Brauerei des Jahres 2022" ist ein Höhepunkt der Firmengeschichte gewesen.

"Es gibt keinen Schuldigen an der Schließung. Ich habe die Entscheidung im Frieden geschlossen, ohne irgendwelchen Groll gegen irgendjemanden", so der Brauereichef weiter. Die Verpachtung von Gaststätten soll zudem weiter laufen, so Kochinki. Gerührt sei er von dutzenden Nachrichten und dankenden Worten, die ihn in den letzten Tagen erreicht hätten.

Bürgermeister Steffen Malzer: "Eine schlimme Nachricht für Ostheim."

Bürgermeister Steffen Malzer hatte der Brauereichef vor dem Stadtfest bereits persönlich über die Betriebsschließung informiert. Die schlimme Nachricht für die Stadt hatte Malzer aber nach eigenen Worten bis zum Bieranstich am Freitag noch nicht verdaut: "Für Ostheim und die Region ist das schlichtweg eine Katastrophe!"

Nach der Privatbrauerei Peter, später Ostheimer Bürgerbräu, ist die Streck-Bräu das zweite Traditionsunternehmen, das in Ostheim die Betriebstore schließt. 305 Jahre braute Streck im Streustädtchen. Was soll nun werden, wenn Ende September die Kessel leer bleiben? "Die Frage ist ganz konkret, wie wir künftig noch Feste veranstalten können", sorgt sich der Stadtchef.   

Feste ohne die Streck-Bräu: "Wie soll das gehen?", fragt sich der Bürgermeister

Bislang arbeiteten die Stadt sowie Vereine in der ganzen Region bei Veranstaltungen mit der Brauerei Streck Hand in Hand. Das Unternehmen stellt Bierbänke bereit, die mit einem Lastwagen geliefert werden. Kühlwagen und Ausschankwagen, bestückt mit alkoholischen und nicht alkoholischen Getränken, werden ebenfalls zur Verfügung gestellt.

"Der Service ist top, Bestellungen und Lieferungen klappen hervorragend", so Malzer. Kein städtisches Fest wurde in den letzten Jahren ohne die Streck-Bräu gefeiert. "Wie soll das nun weitergehen? Ich kann mir das gar nicht vorstellen." 

Nachdem Axel Kochinki die Betriebsschließung am Freitag auf der Festbühne verkündet hatte, waren viele Gäste betroffen von der Schocknachricht. Auch der Stadtchef wurde immer wieder darauf angesprochen. Er bedauert die Entwicklung, dass die kleinen Brauereien heute mit den Angeboten der großen Konzerne nicht mehr mithalten können. 

Steffen Malzer sorgt sich zudem, dass in Ostheim jetzt einige Arbeitsplätze wegfallen könnten. Der Streck-Chef versucht, seinen Beitrag zur Abfederung zu leisten. "Ich bemühe mich für jeden einzelnen Mitarbeiter um einen Anschluss-Job", versichert Axel Kochinki.

 
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  • tommy33
    Wie wärs wenn all die die hier rumkrakelen einfach mal ein paar Euros auf den Tisch legen und die Brauerei kaufen?
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  • firestorm
    Herr Kochinki möchte anscheinend der Rhön gänzlich den Rücken kehren da er neben der Brauereischließung zudem noch seine Gaststätten verkauft. Zu lesen hier: https://www.strecks-brauhaus.de/ueber-uns/neuigkeiten-blog/
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  • Michael Fischer
    In Schweinfurt wurde vor Jahren das brauhaus geschlossen. Keiner vermisst es denn die Qualität passte nicht. Aber wenn heute für einen Kasten Bier fast 20 Euro verlangt wird ist es Wucher. Aber die schuldigen sitzen im Bundestag mit ihren wahnsinnigen energievorhaben.
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  • gerald.effertz@web.de
    Lieber Bürgermeister Steffen Malzer, lieber Brauereichef: setzen sie sich an einen Tisch und versuchen sie diese Jahrhunderte bestehende Tradition weiter zu führen. Es MUSS eine Lösung geben. Noch ist es nicht zu späte die Entscheidung noch einmal zu revidieren. Man merkt dem Bürgermeister an wie wichtig ihm - und ich denke auch den Ostheimern - die Brauerei ist.
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  • marmon07172010
    Würde mich interessieren woher hier viele Kommentatoren ihr Insider-Wissen herhaben!?

    Ich kann mir nicht vorstellen dass es einem leicht fällt 10 Generationen Familienbetrieb zu schließen. Keiner von uns kennt die genauen Hintergründe aber dass die Brauereien seit Jahren sehr schwer zu kämpfen haben, sollte jedem klar sein! Preissteigerungen ohne Ende, kann man alles nachlesen...

    Kommt u.a. auch davon wenn man sich lieber für 8€ nen Kasten Bitburger/Hasseröder usw. kauft anstatt die regionalen Brauereien zu unterstützen...

    Ich find´s sehr schade, dass Bier war sehr gut und ich hoffe es finden sich vor allem für die Mitarbeiter schnell Lösungen!
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  • toluol
    Es ist schon erstaunlich wie schnell manche Kommentatoren das Fallbeil auslösen.
    Grundsätzlich ist die Schließung ein schmerzhafter Vorgang, auch für unseren Landkreis.
    Es ist auch wieder ein Verlust unserer kulturellen Identität. Das möge auch jeder bedenken der im Getränkemarkt zum billigeren Industriebier zb. Marke Kulmbacher greift.
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  • h_noe@web.de
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  • p-eschenbach@gmx.de
    Jammern auf hohem Niveau. Mit 40% Zuwachs würde kein anderer Geschäftsmann schließen. Es gibt zum Glück kleine Brauereien in unserer Gegend die dies anders sehen und Regionalität leben und auch mit wenig Gewinn zufrieden sind. Ihnen sei hier mal gedankt
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  • toluol
    Lesen Sie bitte sorgfältig, da hat niemand gejammert.
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  • zwrecht@aol.com
    Gründe: satt
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  • toluol
    Es ist schon erstaunlich welchen Einblick Sie in die Geschäftsbücher und Betriebsabläufe der Brauerei haben um zu einer derart herabwürdigen Aussage zu kommen.
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  • h_noe@web.de
    Verwandtschaft ?
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  • Wilhelm-49
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  • johannes-raab@gmx.de
    Klasse, gibt's dann Warsteiner auf den Festen?? Da werd ich doch noch zum Weintrinker. Irgendwie passt das mit Bier des Jahres und Schließung nicht zusammen. Diese billig Massenware kann doch nicht der richtige Weg sein.
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  • zwrecht@aol.com
    Die Frage nach Arbeitsplätzen würde sich bei Verkauf an einen der die Brauerei weiter betreiben will nicht stellen...Also wird wohl eingestellt und aus der funktionierenden Brauerei wird eine Industriebrache ? Oder Abriß oder ?
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  • Robert.Tuerke@gmx.de
    Genau, bei der billigen Massenware (Bsp. Kulmbacher) wird mir jetzt schon speiübel. Schade um Streck, sehr schade! Das hätte man anders lösen können.
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  • keil-fuchs@gmx.de
    Wie?
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  • h_noe@web.de
    Im Bericht steht kein einziges Wort zu den Beweggründen .
    So kennt man Herrn Kochinki. "Erstmal Ich!" Ein gesundes Unternehmen einfach mal so in die Tonne treten. Und die Mitarbeiter? "ich bemühe mich ..um Anschlußjobs", Phrasen eines Herrn der es einfach nicht nötig hat. Hoffentlich müssen wir nicht noch sammeln gehen.
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