In der kommenden Woche starten in Bayern rund 1,72 Millionen Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte ins neue Schuljahr – darunter 134.000 Erstklässler. Die Schülerzahl insgesamt steigt um rund 31.000 erneut an.
Was ändert sich jetzt an den Schulen im Freistaat? Welche Reformen starten oder sind geplant? Was sind die größten Probleme? Ein Überblick.
Lehrermangel bleibt an Bayerns Schulen die größte Herausforderung
Dass Lehrkräfte fehlen, räumt Schulministerin Anna Stolz (Freie Wähler) unumwunden ein, Lücken gibt es vor allem in Grund- und Mittelschulen. "Der Kernunterricht ist abgedeckt", versichert die Ministerin aus Arnstein (Lkr. Main-Spessart). Die Situation sei "herausfordernd, aber beherrschbar". Allerdings nur durch eine große Zahl an Aushilfskräften, Seiten- und Quereinsteigern - also durch Studierende, Pensionisten, Erzieherinnen oder Umsteiger aus anderen Berufen.
Sie müssten vom Stammpersonal betreut und "mitgezogen werden", mahnt der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband (ULLV). Dies erhöhe die Belastung für die Lehrkräfte noch weiter. Weil immer weniger voll ausgebildete Kräfte unterrichten, leide die Qualität des Unterrichts, kritisiert ULLV-Vorsitzender Helmut Schmid. "Vor allem benachteiligte Kinder leiden darunter."
Bis 2027 soll sich Stolz zufolge durch mehr Absolventen zumindest die Lage an den Grundschulen entspannen. Neue Löcher drohen jedoch an den bayerischen Gymnasien, die ab 2025 wieder neun Jahrgänge umfassen.
Der ULLV übt deutliche Kritik an der Einstellungs- und Versetzungspraxis des Freistaats: Teilweise würden Junglehrer nach Oberbayern versetzt - obwohl sie in Unterfranken bleiben wollen, wo man händeringend nach Lehrkräften sucht. Betroffen sei vor allem der Untermain. Als Folge würden viele nach Hessen wechseln.
Neu: "Pisa-Reform" an den Grundschulen, Sprachförderung und eine "Verfassungsviertelstunde"
Zu den konkreten Neuerungen im neuen Schuljahr gehört die "Pisa-Reform" an den Grundschulen: mehr Mathematik und Deutsch zur Stärkung der "Basiskompetenzen", dafür weniger Zeit für Musik, Kunst und Englisch.
Die stellvertretende ULLV-Vorsitzende und Schulleiterin Julia Schuck bedauert, dass die Mehrstunden für Deutsch und Mathe auf Kosten der musischen Fächer gehen. "Sie bringen wichtige Erfahrungen, die Kinder heutzutage immer weniger zuhause machen." Der Lehrerverband hätte die zusätzlichen Stunden lieber draufgesattelt: "Das gibt der Stundenplan in der Grundschule her", ist Vorstandsmitglied Christoph Rüttiger überzeugt.
Die Ministerin weist solche Forderungen zurück: "Wir haben schon eine sehr lange Stundentafel in Bayern. Ich will die Stundentafel nicht erhöhen."
Starten sollen zudem im neuen Schuljahr die verpflichtenden Deutschtests vor der Einschulung sowie individuelle Deutschförderung bei Defiziten. Vor dem Hintergrund des Personalmangels an den Grundschulen dürfte die Umsetzung jedoch zu einem Kraftakt werden. "Wir werden zusätzliches Personal brauchen", räumt Stolz ein. Erst ab 2027 könnten dafür aber auch ausreichend Kräfte zur Verfügung stehen. Der ULLV mahnt Kapazitäten für den Förderunterricht an: "Tests allein helfen nicht."
Ebenfalls neu ist die wöchentliche "Verfassungsviertelstunde", die zunächst in einigen Klassenstufen startet. In den Klassen soll dort ohne Notendruck und Lehrplan über die Bedeutung von Grundwerten wie Meinungsfreiheit oder Gleichberechtigung diskutiert werden.
Ideen für die Zukunft: Weniger Druck, weniger Prüfungen, "entschlackte" Lehrpläne?
Für das kommende Jahr hat die Kultusministerin drei neue Themen in den Blick genommen: die Gesundheit von Schülern und Lehrkräften, eine "Entschlackung" der Lehrpläne sowie eine "Weiterentwicklung der Prüfungskultur".
Der "Druck" sei bei all ihren Schulbesuchen ein Thema gewesen, sagt Stolz. Wo kann man Druck aus den Schulen nehmen? Und gleichzeitig die Kinder stark machen, um in einer Leistungsgesellschaft mit Druck klarzukommen? Resilienz, Stressbewältigung und Zeitmanagement sollen öfter Thema in den Schulen werden, sagt Stolz.
Die Lehrpläne will die Ministerin "entschlacken und pädagogische Freiräume stärken". Was ist Pflichtprogramm im Unterricht, was ist Kür? Die Lehrpläne, so Stolz, müssten für die Lehrkräfte "eine Hilfestellung sein, kein Korsett".
Ebenfalls in den Fokus rücken sollen die Prüfungen in den Schulen. Sie müssten auf die Inhalte beschränkt werden, "welche die Kinder für ihr Leben, für die Ausbildung und den Berufseinstieg brauchen", fordert die Ministerin. Die Anzahl soll deshalb auf den Prüfstand. Und die Frage, ob die Prüfungen immer angekündigt werden oder auch unangekündigt sein können.
Die im Bericht erwähnte Aussage des ULLV - und des Personalratsvorsitzenden für die G+M-Schulen bei der Regierung von Unterfranken, Helmut Schmid, "Weil immer weniger voll ausgebildete Kräfte unterrichten, leide die Qualität des Unterrichts,...'Vor allem benachteiligte Kinder leiden darunter.' belegt ja geradezu die Notwendigkeit, insbesondere den "nicht voll ausgebildeten Kräften" Schul- AssistentInnen (PensionistInnen, Ehrenamtliche, PraktikantInnen von Berufsfachschulen, Fachakademien, Fachhochschulen, Universitäten, FSJ-ler und Bufdis) zur Seite zu stellen.
Diese muss man nicht nur "mitziehen". Man lernt als LeherIn mit ihnen. Wer im multiprofessionellen, schul-und sozialpädagogischen und schulpsychologischenbTeam gearbeitet hat, wird diese Arbeit als "MenschenlehrerIn" nie mehr vermissen wollen. Hierzu braucht es tatsächlich eine pädagogische (!) Wende und mehr (!) Geld.
1) Disziplin und Arbeitshaltung!
Es gibt Untersuchungen, dass 10-15% der Unterrichtszeit für disziplinarische Maßnahmen aufgewendet werden müssen, also etwa 6-7 Minuten pro Stunde. Hört sich erst mal nicht viel an - macht bei sechs Unterrichtsstunden am Tag ab zusammengerechnet etwa eine ganze Unterrichtsstunde, die dafür und nicht für Unterricht drauf geht!
2) Entschlacken des Lehrplans
Alle 8-10 Jahre gab es ein den letzten Jahrzehnten einen neuen Lehrplan - der jedesmal „entschlackt“ werden musste - und inzwischen nur noch 2/3 der Inhalte enthält, die mal drin waren - und die Schüler sind immer noch überfordert? Da stimmt die Leistungsbereitschaft nicht mehr, nicht der Lehrplan