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München
Söder will Meinungsbildung der Schüler mit Verfassungsviertelstunde stärken
Zum neuen Schuljahr soll nach dem Willen des Staatsregierung einmal pro Woche über Grundwerte diskutiert werden – zum Start zunächst in ausgewählten Jahrgangsstufen.
Verfassungsviertelstunde an einem Gymnasium.jpeg       -  Ministerpräsident Markus Söder und Kultusministerin Anna Stolz nehmen in einem Münchner Gymnasium in einer elften Klasse an einer Verfassungsviertelstunde teil.
Foto: Sven Hoppe, dpa | Ministerpräsident Markus Söder und Kultusministerin Anna Stolz nehmen in einem Münchner Gymnasium in einer elften Klasse an einer Verfassungsviertelstunde teil.
Henry Stern
 |  aktualisiert: 13.06.2024 02:44 Uhr

Heißt Meinungsfreiheit, dass man sagen darf, was man will? Bei der allerersten Verfassungsviertelstunde in einer bayerischen Schule helfen die Fußballer des FC Bayern München den Schülerinnen und Schülern der 11. Klasse des Münchner Wittelsbacher Gymnasiums, über diese Frage nachzudenken.

In einem Video erzählen Thomas Müller oder Leon Goretzka, was sie auf sozialen Netzwerken so erreicht: „Ich hoffe euer Mannschaftsbus brennt.“ Oder konkreter: „Verrecke, du Schwuchtel.“ Und: „Früher Mia san Mia, heute nur noch Schwarze.“ Dann zeigt die Lehrerin noch Reaktionen aus dem Netz auf dieses Video: „Profis müssen solche Kommentare aushalten – Meinungsfreiheit!“, heißt es da etwa.

Obwohl Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) in der letzten Reihe sitzen, entspinnt sich eine lebendige Diskussion im Klassenzimmer. Das Ergebnis: Meinungsfreiheit hat Grenzen, etwa wo sie zu Hass und Gewalt anstachelt oder die Rechte anderer einschränkt. Auch die von Fußball-Profis.

Die Kultusministerin sagt, es sei genug Luft für die abgeknapste Viertelstunde

Söder ist zufrieden mit dem Probelauf der Verfassungsviertelstunde: „Wir wollen die Schüler animieren, über unsere Grundwerte nachzudenken“, erklärt er hinterher. Und das immer ohne fixen Lehrplan und ohne Noten- oder Prüfungsdruck.

Eine Viertelstunde pro Woche soll dafür künftig zur Verfügung stehen – ab September zunächst in den zweiten und vierten Klassen der Grundschulen, in den sechsten und achten Klassen der Mittel- und Realschulen und in den sechsten, achten und elften Klassen der Gymnasien. Auch in Wirtschaftsschulen, Fach- oder Berufsoberschulen und Berufsschulen wird es die Grundwerte-Debatten geben.

Ist genug Zeit im Lehrplan für diese Viertelstunde?

Funktioniert das Konzept, soll es nach und nach in allen Klassenstufen aller Schularten eingeführt werden. Alle Fächer und alle Fachlehrer werden beteiligt. Hilfe und Materialien vom Ministerium soll es geben, vor allem aber viel Freiheit in den Schulen. „Und es ist uns sehr wichtig, die Schüler eng einzubeziehen“, betont Stolz. 

In den Lehrplänen der Schulen sei genug Luft für die abgeknapste Viertelstunde, ist die Kultusministerin überzeugt. Und es gehe auch nicht um eine Erweiterung des Sozialkunde-Unterrichts: Denn dort gehe es um Staatsaufbau, Gewaltenteilung oder politische Strukturen. In der Verfassungsviertelstunde soll es um die Grundwerte und ihren konkreten Bezug zur Lebensrealität der Schüler gehen.

„Wir dürfen unsere Freiheit nicht aus Faulheit oder Bequemlichkeit aufgeben“, appelliert Söder schließlich noch an die Elftklässler: „Denn diejenigen, die Freiheit abschaffen wollen, die sind überhaupt nicht faul.“

Ist Bayern wirklich so spitze, wie immer behauptet wird? Dem gehen wir in unserer neuen Podcast-Reihe nach. Dieses Mal zum Thema Bildung – mit Michael Piazolo und Simone Strohmayr.

 
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