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München
Nach jüngstem Pisa-Schock: Neue Kultusministerin Anna Stolz plant Grundschul-Reform in Bayern
Lesen, Rechnen und Schreiben sollen für Bayerns Grundschüler künftig stärker im Fokus des Unterrichts stehen. Was das für den Stundenplan bedeutet und wann es losgeht.
Reaktion auf die schlechten Pisa-Ergebnisse: Bayerns Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) kündigt an, den Unterricht an den Grundschulen zu reformieren. 
Foto: StMUK | Reaktion auf die schlechten Pisa-Ergebnisse: Bayerns Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) kündigt an, den Unterricht an den Grundschulen zu reformieren. 
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:11 Uhr

Nach dem bundesweiten Schock des jüngsten Pisa-Tests plant Bayerns Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) eine Reform der Grundschulen im Freistaat. Die Anfang Dezember 2023 veröffentlichten Test-Ergebnisse hatte deutliche Leistungsdefizite der Schülerinnen und Schüler sowohl im Lesen, als auch in Mathematik offenbart.

Wie die Stundentafel an Bayerns Grundschulen verändert werden soll

"Wir werden weitreichende Konsequenzen aus diesen Ergebnissen ziehen", kündigte Stolz gegenüber dieser Redaktion an. Kernstück soll eine Reform der Stundentafel an Bayerns Grundschulen sein: "Wir werden dort mehr Zeit für das Lernen von Lesen, Schreiben und Rechnen schaffen", sagt die Ministerin aus Unterfranken. Start soll schon zum nächsten Schuljahr im September sein.

Konkret soll es in den vier Jahren Grundschule insgesamt sechs Wochenstunden mehr Unterricht in Deutsch und Mathematik geben: In allen vier Klassenstufen statt bisher sechs künftig sieben Stunden Deutsch pro Woche. Und dazu in der ersten und der vierten Klasse statt bisher fünf künftig sechs Wochenstunden Mathematik.

Die Freie-Wähler-Politikerin geht mit diesen Plänen noch über die Ankündigungen von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hinaus, der Anfang der Woche eine extra Stunde Deutsch angekündigt hatte, aber keine Ausweitung des Mathematikunterrichts.

Mehr Mathematik und Deutsch - und was wird aus den anderen Grundschul-Fächern?

Die neue "Fokussierung auf die Kernfächer" soll laut Stolz so mit einer "Flexibilisierung der übrigen Fächer" ausgeglichen werden, dass unter dem Strich die gesamte Unterrichtszeit für die Grundschüler nicht wächst. Allerdings werde der Wochenunterricht in der ersten Klasse von 23 auf künftig 24 Stunden steigen, kündigte die Ministerin an. Dafür sollen in der vierten Klasse statt jetzt 29 künftig nur noch 28 Stunden pro Woche unterrichtet werden.

Lesen, Schreiben und Rechnen sollen in Bayerns Grundschulen künftig mehr Zeit im Unterricht bekommen. Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) will dafür den Stundenplan reformieren.
Foto: Jens Büttner, dpa | Lesen, Schreiben und Rechnen sollen in Bayerns Grundschulen künftig mehr Zeit im Unterricht bekommen. Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) will dafür den Stundenplan reformieren.

Schon heute gibt es in der ersten und zweiten Klasse für viele Fächer keine fixen Wochenstunden-Vorgaben. Künftig sollen die Lehrkräfte und Schulleiter an den Grundschulen vor Ort in allen Jahrgangsstufen selbst entscheiden, wie der Unterricht etwa in Heimat- und Sachkunde, Kunst oder Musik organisiert und verteilt wird. "Details dazu werden noch ausgearbeitet", sagt Stolz. Es werde aber "einen klaren Rahmen und flexible Spielräume" für diese "Umschichtung" geben. Gestrichen werde kein Fach, kündigte die Ministerin an – auch nicht der Englischunterricht ab der dritten Klasse.

"Die zusätzliche Unterrichtszeit in Deutsch und Mathematik muss zudem zielgerichtet genutzt werden", lautet die Forderung von Stolz. So soll es etwa neue, effektive Lernmaterialien geben. Ein "Lese-Monitoring" soll Lern-Defizite bei Schülerinnen und Schülern aufspüren, um schnell eine individuelle Förderung zu ermöglichen. Auch der bereits angekündigte verpflichtende Sprachtest vor der Einschulung soll bereits im Herbst 2024 beginnen. Mittelfristig ist zudem eine Anpassung des Grundschul-Lehrplans geplant.

Kultusministerin Stolz: Grundschul-Reform "zurück zu den Wurzeln"

Die Konzentration auf die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen sei zwar ein "Zurück zu den Wurzeln", räumt Stolz ein. "Das heißt aber nicht, dass wir hier altbacken arbeiten." Moderner Unterricht etwa in kleinen Gruppen und individuelle Förderung seien wichtige Eckpfeiler. Auch digitales Lernen werde in der Grundschule weiter möglich sein. "Beim Lesen, Schreiben und Rechnen muss aber analoges Lernen, etwa das Schreiben mit Füllfederhaltern, Schwerpunkt sein", sagt Stolz. Der bestmögliche Lernerfolg hier sei Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Schullaufbahn.

 
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