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Würzburg
Nachholbedarf oder Ticketflaute: Wie beliebt ist die Faschingszeit im Landkreis Würzburg?
Die Faschingsvereine der Region fiebern einer närrischen Session wie vor der Pandemie entgegen. Doch das Interesse an Prunksitzungen und Co. ist durchwachsen.
Nach zwei Jahren Zwangspause steht die Prinzengarde der Karnevalsgesellschaft Giebelstadt in dieser Session wieder auf der Bühne.
Foto: Daniel Peter (Archiv) | Nach zwei Jahren Zwangspause steht die Prinzengarde der Karnevalsgesellschaft Giebelstadt in dieser Session wieder auf der Bühne.
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:39 Uhr

Zwei Jahre lang mussten die Faschingsfreunde der Region weitestgehend auf "Helau" und "Täterä" verzichten. Viele Prunksitzungen, Faschingsfeiern und Umzüge konnten überhaupt nicht stattfinden – andere nur mit großen Einschränkungen. Umso größer ist die Freude bei Faschings- und Karnevalsvereinen auf eine fünfte Jahreszeit wie vor der Pandemie. Doch während einigen Vereinen ausverkaufte Veranstaltungen bevorstehen, herrscht bei anderen bislang Ticketflaute.

"Bisher läuft es durchwachsen", sagt Valentin Reinhard, Vorsitzender der Frickenhäuser Moustgeuger. Der Verein habe insgesamt vier Prunksitzungen an den ersten beiden Februarwochenenden geplant. Doch für die Sitzung am Freitag, 3. Februar, etwa seien beim offiziellen Kartenvorverkauf am vergangenen Wochenende lediglich 40 der 120 Tickets über den Tresen gegangen. "Das ist heute einfach kein Selbstläufer mehr. Früher war das anders, da gab es nicht so viele Konkurrenzveranstaltungen", so der Vorsitzende. 

Viel Aufwand, wenige Gäste am Rosenmontag

Zwischenzeitlich sei deshalb so gar im Gespräch gewesen, den Veranstaltungstermin abzusagen. Doch davon hält Reinhard wenig. "Wenn man damit anfängt, schläft der Fasching immer mehr ein", befürchtet er. Mit Unterstützung aus der Dorfgemeinschaft wolle der Verein stattdessen noch einmal kräftig Werbung für die Veranstaltungen der Moustgeuger machen.

Viele Leute nehmen sich für den Fasching nicht mehr frei.
Valentin Reinhard, Vorsitzender der Frickenhäuser Moustgeuger

Eine ganz neue Entwicklung ist das geringere Interesse am Fasching für Reinhard nicht. Schon im Vorfeld hatte der Frickenhäuser Verein beschlossen, auf die übliche Faschingsfete im Ratskeller der Gemeinde am Rosenmontag diesmal zu verzichten. Der Grund auch hier: sinkende Besucherzahlen. "Viele Leute nehmen sich für den Fasching nicht mehr frei. Die Band dafür hat aber viel Geld gekostet und Auf- und Abbau waren mit riesigem Aufwand verbunden." Deshalb setze der Verein in diesem Jahr stattdessen auf einen bunten Abend, in der Hoffnung, so mehr Menschen unterschiedlicher Altersgruppen ansprechen zu können, sagt Reinhard.

Wie vor der Corona-Pandemie veranstalten die Frickenhäuser Moustgeuger in diesem Jahr wieder mehrere Prunksitzungen.
Foto: Gerhard Meißner (Archiv) | Wie vor der Corona-Pandemie veranstalten die Frickenhäuser Moustgeuger in diesem Jahr wieder mehrere Prunksitzungen.

Auch bei der Fasenachtsgilde Giemaul in Heidingsfeld sei ein Teil der Karten bislang liegen geblieben, sagt der 1. Gesellschaftspräsident Christian Reusch. Woran das liege, könne er aber nicht mit Sicherheit sagen, so Reusch. Eine mögliche Ursache sieht er in der Inflation, eine andere in den zwei Jahren Pandemie. "Man hört immer wieder von Leuten, die lieber zu Hause bleiben und sagen: ,Ich habe nichts vermisst!'"

Konsequenzen ziehen wolle die Gilde Giemaul daraus aber nicht. "Wir ziehen das Angebot so durch", sagt der Gesellschaftspräsident. Gerade für die Kinder im Verein sei es wichtig, dass sie auch präsentieren können, was sie im monatelangen Training geübt haben.

Neben den klassischen Prunksitzungen mit bis zu 350 Plätzen sollen in Heidingsfeld etwa ein Kinderfasching sowie zum zweiten Mal eine integrative "Bunte Sitzung" für Menschen mit Behinderung stattfinden. Mit der "Bütt uff'm Mee" ist auch ein ganz neues Format geplant – eine rund zweistündigen Schifffahrt auf dem Main mit bekannten Büttenrednern wie Christoph Maul, Peter Kuhn oder Volker Schmitt.

Besser läuft es aktuell beim 1. Ochsenfurter Carnevals Club (OCC), sagt Gertrud Röll, Schriftführerin des Vereins. Prunksitzungen veranstaltet der Verein am 3. und 4. Februar. Der Samstagstermin ist Röll zufolge auch schon ausverkauft. "Der war aber auch schon immer beliebter als der Freitagabend."

Der Waldbrunner Carneval Club profitiert vom Zuzug junger Familien

Auch anderswo im Landkreis Würzburg müssen sich die Vereine keine Sorgen um ausbleibendes Publikum machen. Eine der drei geplanten Prunksitzungen des Waldbrunner Carneval Clubs sei bereits ausverkauft, sagt der 1. Clubpräsident Nicholas Wilhelm. Zu den anderen beiden gebe es nur noch Restkarten. Der Verein profitiere vom Zuzug junger Familien in die Gemeinde, sagt Wilhelm: "Wir bieten zum ersten Mal einen zweiten Kinderfasching an."

Christian Barreca, Gesellschaftspräsident der Karnevalsgesellschaft Giebelstadt, blickt ebenfalls optimistisch auf die kommenden Wochen. Neben Kinder- und Seniorenveranstaltungen ist auch hier eine Prunksitzung geplant. "Wir hoffen natürlich auf eine ausverkaufte Veranstaltung", so Barreca. Allerdings laufe der Dachdorfer Ticketverkauf recht kurzfristig. Deshalb sei der Besucherandrang schwierig vorherzusagen.

Auch beim Verein Erlabrunner un Neigschmegde ist von einer Ticketflaute nichts zu spüren. "Wir starten am 13. Januar wieder voll durch", sagt Vorsitzender Wolfgang Kuhl. Dann findet im Pfarrsaal in Zell der Kappenabend statt. Die 120 Tickets für die Veranstaltung seien – wie es in der Regel auch vor den Corona-Jahren war – beinahe ausverkauft. Kuhl führt das auf das "hochkarätige Programm" des Vereins zurück, der in diesem Jahr sein elfjähriges Bestehen feiert. Angekündigt sind neben Schautänzen etwa Auftritte von Ines Procter, Oliver Tissot und Bernd Kleinschnitz.

 
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  • F. S.
    Früher gab es an Fasching auch bei den meisten Firmen auch frei oder es wurde um 12 Uhr dicht gemacht und das ganze ohne Urlaub oder Stunden abgezogen zu bekommen
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  • E. W.
    Das war auch noch die Zeit, wo in den Firmen Bierautomaten herumstanden oder der Kantinenwirt sogar die Bierkisten an den Arbeitsplatz lieferte.

    In dem Betrieb in dem ich meine Karriere begann stärkten sich die "Gewerblichen", d.h. die Malocher an den Maschinen die ganzen Schichten über mit ordentlich Bier und mitunter auch Hochprozentigem um die Plackerei überhaupt durchzuhalten und wir "Besseren" im Büro machten Freitags regelmäßig um 12 "Gleiten ins Wochenende", wo dann auch Betriebsleiter und hohe Tiere bei erlesenen Spirituosen, Wein und Bier mit allen Weiße-Kragen-Angestellten die vergangene Woche Revue passieren ließen und lustige Witzchen rissen.

    Teilnahme war Pflicht und galt als bezahlte Arbeitszeit.

    Gott sei Dank ist dieses ritualisierte Saufen und das Dünkel- und "organisierte Gemeinschaft"-Gehabe heute nur noch in Randbezirken der Gesellschaft en vogue und normale Menschen leben einfach so ein fröhliches Leben ohne festgelegte und befohlene Zeiten des "Frohsinns".
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    @eos: Sie Armer - zum Lustig sein und Bier trinken gezwungen! Wahrlich schlimme Zeiten! 🙈🤣
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  • E. W.
    Ritualisierte "Fröhlichkeit", Lachen auf Kommando, altdeutsche bis spießige Vereinsmeierei, das mitunter sehr vorgestrige Frauen- und Weltbild, ewig gleiche fade und abgedroschene Witzchen, etc. kommen nicht mehr so gut an wie früher, als es noch wenig Abwechslung im Leben der Landbevölkerung gab.

    Irgendwie wirkt das Ganze aus der Zeit gefallen, voll durchkommerzialisiert und wird von Provinzpolitikern bisweilen zur billigen Selbstinszenierung missbraucht.

    Heute haben selbst die Rentner andere - und häufig deutlich bessere - Möglichkeit des ausgelassenen Amüsements.
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    @eos: Jede*r wie er/sie will. Ich freue mich drauf. Andere haben kein Spaß am Lachen und Leben - und gehn zum Lachen in den Keller, damit es niemand mitbekommt. Viel Spaß dabei - wenn's "Spaß" macht ...
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    @eos: Ihr Beitrag zeigt Ihre "ritualisierte" Spießigkeit! Menschen, die mit Fasching und Fröhlichkeit nichts anfangen können und dies anderen noch madig machen wollen, sind zu bedauern!
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  • E. W.
    Ich will das niemandem madig machen, ebenso wie ich niemand von anderen fragwürdigen Genüssen abhalten will. Erwachsene müssen selber wissen, was zu ihnen paßt.

    "Mein Ding" ist es halt nicht.

    Ich muss da immer an die verschwitzten Spießeropas der 1970-er Jahre denken, die gegen uns verlotterte unmoralische Hasch-Jugend wetterten und die so begeistert vom noblen bürgerlichen Sitzungskarneval mit Frack und Zylinder und beinahe schon Corps-Studenten-Komment waren.

    Die konnten dann hochkulturell und schwer alkoholisiert ihren verschwiemelten Sexismus beim Anblick von Tanzmariechen, die auf der Bühne die Höschen blitzen ließen ausleben, schmierige Altherrenwitze reißen und für ein paar Tage den Bourgeois spielen.

    Mag sein, dass sich seit dieser Zeit ein bißchen was gebessert hat und der altbackene Kram, der Sexismus, die kulturellen Aneignungen, die "Vorgestrigkeit" und das Klüngelantentum ein wenig nachgelassen haben, aber ich kann mich dennoch nicht für das Treiben begeistern.
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    @eos: Ihr Ding - dann lassen Sie wenigstens andere unkommentiert Spaß haben und gehen weiterhin in Ihr Kellerabteil. Ich gehe davon aus, dass Sie tatsächlich schon über 20 Jahre nicht mehr "dabei" sind - wie sonst lässt sich Ihr Kommentar erklären?
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  • K. E.
    @Eos: Vielleicht nicht die alten VHS-Kassetten von Opas Kappenabend anschauen, sondern mal hingehen und Spaß haben. Die Welt hat sich tatsächlich weitergedreht. Ach ja, bei uns zumindest kommen keine Politiker auf die Bühne.
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