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Würzburg/Schweinfurt
Nachbarschaftshilfe Gochsheim gewinnt Hauptpreis der Aktion "Zeichen setzen"
Vorbildliches Ehrenamt in Unterfranken hat sich auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie bewährt. Stellvertretend werden vier Initiativen ausgezeichnet.
Ein vorbildliches Team: Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Nachbarschaftshilfe Gochsheim erhalten den mit 3000 Euro dotierten Hauptpreis der Aktion 'Zeichen setzen'.
Foto: Tobias Spitzner | Ein vorbildliches Team: Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Nachbarschaftshilfe Gochsheim erhalten den mit 3000 Euro dotierten Hauptpreis der Aktion "Zeichen setzen".
Ludwig Sanhüter
Ludwig Sanhüter
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:04 Uhr

Auch im zweiten Corona-Jahr 2021 mussten die Aktiven und ihre Gäste auf den Ehrenabend der Aktion Zeichen setzen verzichten. Wie schon im Vorjahr wurden die Preise auf dem Postweg überreicht. Die Aktion Zeichen setzen stellt seit 2003 vorbildliche ehrenamtliche Initiativen von Gruppen oder Einzelpersonen in Unterfranken vor. Zusätzlich zu den Artikeln in den Zeitungen und dem Online-Auftritt der Mediengruppe Main Post werden alljährlich im Herbst die Preise verliehen. Würdigungen gab es aber auch in diesem Jahr und sie sind im Folgenden in Auszügen dokumentiert, ebenso wie die Danksagungen der ausgezeichneten Gruppen. 

Hauptpreis: Nachbarschaftshilfe Gochsheim 

Zu Beginn der Corona-Pandemie gründete eine Gruppe Jugendlicher und junger Menschen die Nachbarschaftshilfe, um Einkäufe für Menschen, die zur Risikogruppe gehören, zu erledigen. 
Foto: Tobias Spitzner | Zu Beginn der Corona-Pandemie gründete eine Gruppe Jugendlicher und junger Menschen die Nachbarschaftshilfe, um Einkäufe für Menschen, die zur Risikogruppe gehören, zu erledigen. 

Die Fürstlich Castell´sche Bank zeichnet mit dem 1. Förderpreis die Nachbarschaftshilfe Gochsheim aus. In dem Ort im Landkreis Schweinfurt hatten junge Leute im Zuge der Corona-Pandemie eine Initiative gegründet, um Mitbürgern, die zu den Risikogruppen gehören, im Alltag zu unterstützen. Der Bevollmächtigte der Bank, Thomas Rosenfeld, schickte folgendes Grußwort an die Nachbarschaftshilfe: "Je näher uns etwas ist, desto konkreter wird es für uns. Ganz nah sind wir unseren Nachbarn, die in der gleichen Straße oder im gleichen Viertel wohnen. Aufeinander achtzugeben und einander zu helfen, ist jedoch heute auch auf dem Land oder in kleineren Orten eher die Ausnahme", so Rosenfeld.

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Und weiter: "Unsere Gesellschaft individualisiert sich immer mehr. Umso erfreulicher und lobenswerter ist eine Initiative wie die Nachbarschaftshilfe Gochsheim, in der sich mittlerweile mehr als 60 Bürgerinnen und Bürger für die Mitmenschen in ihrem Umfeld engagieren. Zu Beginn der Corona-Pandemie gestartet, geht es längst nicht mehr allein darum, Einkäufe für den Nachbarn zu erledigen, sondern auch um Gartenarbeiten, Schneeräumen, Blumengrüße oder ganz einfach darum, ein nettes Wort miteinander zu wechseln. Somit führt das Engagement neben der praktischen Hilfe dazu, dass sich Menschen – auch ganz unterschiedlicher Generationen – näher kennenlernen. Diese Initiative ist vorbildlich für gelebtes bürgerschaftliches Engagement. Die Fürstlich Castell´sche Bank gratuliert deshalb der Nachbarschaftshilfe Gochsheim sehr herzlich zum Ersten Preis der Aktion Zeichen setzen."

Der Preis der Bank ist mit 3000 Euro dotiert.

Eigentlich sei ihnen ja ein freundliches Lächeln Motivation und Dank genug, sagt Tobias Spitzner von der Gochsheimer Nachbarschaftshilfe, nachdem er von der Auszeichnung erfahren hat. "Wie sagt man hierzu so charmant bei uns im Dorf: ,Des hätt jetzt fei net sei müss gell, aber schö ist´s trotzdem‘", so Spitzner.

Das Preisgeld soll der Dorfgemeinschaft zugute kommen. Die Gruppe bespreche gerade Ideen und möchte noch nicht zu viel verraten. Denkbar sei aber eine Aktion im Rahmen des Tages der Nachbarn am 27. Mai oder eine Veranstaltung in den wärmeren Monaten. "Wichtig ist nun erst mal, dass wir alle aufeinander aufpassen und gesund durch den Winter kommen", sagt Spitzner.

Aber die Gochsheimer Nachbarschaftshilfe sei sich da sicher: "Wenn wir alle weiterhin so gut zusammenhalten, uns hilfsbereit verhalten und viel Herzlichkeit zeigen, dann werden wir diese Pandemie gemeinsam durchstehen und auch darüber hinaus positiv zum Gemeinwohl unseres Dorfes beitragen."

Förderpreis: Tafel Würzburg e.V.

Die Gemüsetheke der Würzburger Tafel (von links): Anita Klaes, Hildegard Mauersberger, Maria Pfeufer, Traudel Nusser, Ruth Pabst und Waltraud Martin 
Foto: Tafel Würzburg | Die Gemüsetheke der Würzburger Tafel (von links): Anita Klaes, Hildegard Mauersberger, Maria Pfeufer, Traudel Nusser, Ruth Pabst und Waltraud Martin 

Das Evangelisch-Lutherische Dekanat Würzburg ehrt die Tafel Würzburg e.V. mit einem Förderpreis von 1000 Euro. Der stellvertretende Dekan Max von Egidy lobt die Preisträger: "Ich gratuliere Ihnen ganz, ganz herzlich im Namen der Evangelischen Kirche in und um Würzburg, Sie sind ein wirklich würdiger Preisträger! Die Evangelische Kirche stiftet Ihnen besonders gerne diesen Preis, da wir einfach wissen: Tatkräftige Nächstenliebe tut einfach pragmatisch das, was den Mitmenschen hilft, so wie im biblischen Gleichnis der Barmherzige Samariter nicht lang gefragt hat, sondern die Wunden des Verletzten versorgt und ihn zur nächsten Herberge gebracht hat.

So sorgen Sie mit so vielen Ehrenamtlichen dafür, dass Menschen, die in wirtschaftlich schwierigen Situationen sind, sich besser versorgen können. Als Heuchelhof-Pfarrer kenne und schätze ich die Arbeit der Würzburger Tafel seit vielen Jahren und sage in meinen beiden Funktionen für das ganze Dekanat Würzburg und auch als Ortspfarrer im sozialen Brennpunkt: Machen Sie mit Gottes Segen weiter so!"

Andreas Mensing, der Erste Vorsitzende der Tafel Würzburg e.V., erklärte: "Wir freuen uns über die Spende, da wir laufende Kosten für den Betrieb unserer Fahrzeuge haben. Aktuell benötigen wir Geld für die Anschaffung eines Kühlfahrzeuges, das eingesetzt wird, um Lebensmittel bei unseren Spendern abholen zu können. Ein Kühlfahrzeug ist Voraussetzung, um zu gewährleisten, dass bei Lebensmitteln die gekühlt gelagert werden müssen, die Kühlkette nicht unterbrochen wird."

Förderpreis: Kinderakademie + JUNGE!KUNST! Bad Neustadt

Die Kinderakademie + JUNGE!KUNST! Bad Neustadt gestaltete in Kooperation mit dem Kindergarten Mariä Himmelfahrt Gipsmasken. Hinter den Kindern (von links): Erzieherin Melanie Fuchs, Künstlerin Erika Granzow und Kindergartenleiterin Gudrun Hellmuth. Foto: Uli Hasselbacher
Foto: Uli Haßelbacher | Die Kinderakademie + JUNGE!KUNST! Bad Neustadt gestaltete in Kooperation mit dem Kindergarten Mariä Himmelfahrt Gipsmasken.

Der Kunstverein Bad Neustadt, der die Kinderkunstakademie "Kinderakademie + JUNGE!KUNST!" veranstaltet, erhält den mit 1000 Euro dotierten Förderpreis der Mediengruppe Main-Post. Chefredakteur Michael Reinhard würdigt den Kunstverein: "Interessieren sich Kinder überhaupt für Kunst? Und ob! Vorausgesetzt, man weckt ihr Interesse an kreativer Beschäftigung. Genau das haben sich die Ehrenamtlichen der Kinderkunstakademie des Kunstvereins Bad Neustadt als Ziel gesetzt. Mit ihren Workshops bieten sie ein Kontrastprogramm zur rasanten Digitalisierung des Alltags.

,Das Ausleben von Kunst und Kreativität macht Kinder stark‘, ist Erika Granzow, Vorstandsmitglied und Schatzmeisterin im Kunstverein Bad Neustadt, überzeugt. Sie hat festgestellt, dass die Mädchen und Buben heute längst nicht mehr so viel mit Stiften, Farben und Klebstoff hantieren wie früher. Doch eine ,lebendige wie ideenreiche Anregung im Kindesalter legt einen Keim für kreatives Denken in Familie, Schule und im späteren Beruf‘, weiß Erika Granzow aus Erfahrung. Wir freuen uns sehr, dass die Jury der Kinderkunstakademie des Kunstvereins Bad Neustadt den Förderpreis der Mediengruppe Main-Post zuerkannt hat."

Für den Kunstverein Bad Neustadt e.V., der die Kinderakademie + JUNGE!KUNST! veranstaltet, erklärte Erika Granzow, man wolle mit Hilfe des Förderpreises Kindern und Jugendlichen im Landkreis Rhön-Grabfeld diverse Projektangebote im Bereich von Lesen und Literatur machen. "Insbesondere eine Leseförderung für Lockdown-Kinder in Verbindung mit Kunst liegt mir am Herzen. Dieses Projektangebot findet nach dem Unterricht in den Schulen statt. Kreatives Bewusstsein und kreatives Tun möchten wir mit Pinsel und Farbe, Stift und Papier, sowie mit einer Beschäftigung unterschiedlichster Materialien, wie z.B. mit dem Werkstoff Holz, Ton oder mit Stoff vermitteln. Danke, dass wir diese Auszeichnung entgegennehmen durften."

Förderpreis: Theatergruppe "HutAb!" Schweinfurt

Die Schauspielerinnen und Schauspieler der Theatergruppe „HutAb!“ der Offenen Behindertenarbeit der Diakonie Schweinfurt (von links): Katrin, Frank, Felix, Christine, Stefan und Vicky bei einer Probe 
Foto: OBA Schweinfurt | Die Schauspielerinnen und Schauspieler der Theatergruppe „HutAb!“ der Offenen Behindertenarbeit der Diakonie Schweinfurt (von links): Katrin, Frank, Felix, Christine, Stefan und Vicky bei einer Probe 

Martina Reinwald, die Leiterin des katholischen Erwachsenenbildungshauses Lernwerk Volkersberg der Diözese Würzburg, würdigt die Theatergruppe "HutAb!" der Diakonie Schweinfurt, die den mit 500 Euro dotierten Förderpreis gewonnen hat: "Zwei spontane Gedanken kamen mir, als die Entscheidung gefallen ist, wer der diesjährige Preisträger des Lernwerk Volkersberg bei Zeichen setzen 2021 sein wird. Der erste: ,Die will ich sehen!‘ und der zweite ,Wo ist mein Hut?‘.

Ich bin beeindruckt, was seit über zwei Jahrzehnten bei unserem Preisträger zu bestaunen ist: Zwei Frauen, die ehrenamtlich ihre Leidenschaft mit anderen teilen, ermöglichen im Rahmen der Offenen Behindertenarbeit (OBA) in Schweinfurt Improvisationstheater.

Die Gruppe mit dem Namen ,Hut-Ab‘ – zwei der Mitglieder sind von Anfang an dabei – ist kreativ und mit Ausdauer in Schweinfurt und darüber hinaus mit großem Erfolg auf den Brettern verschiedener Bühnen mit ihren Stücken unterwegs. Immer mit vollem Haus und riesigem Erfolg. Die schwierige Zeit der Corona-Pandemie mit langen Monaten ohne Auftritte und lange auch ohne Probenmöglichkeit wurde kreativ mit Kontakten über die Theater-Whatsapp-Gruppe überbrückt. Kein wirklicher Ersatz für die echte Theaterarbeit der Schauspielerinnen und Schauspieler unter Leitung von Angelika Scheidig und Ingrid Licha – aber so konnte das Miteinander der Gruppe und die Motivation in der coronabedingten Durststrecke erhalten werden.

Aktuell stehen alle natürlich voll motiviert längst in den Startlöchern und hoffen, dass es bald wieder richtig losgehen kann. So ziehe ich nun symbolisch meinen Hut vor diesem tollen Projekt und Zeichen für Inklusion und gratuliere ,HutAb!‘ zum Lernwerk-Preis in der Reihe Zeichen setzen 2021!" 

Die erste Reaktion der beiden Leiterinnen der derzeit neunköpfigen Theatergruppe auf die Gewinn-Nachricht war Freude pur. "Einfach toll, der Applaus geht an die Schauspielerinnen und Schauspieler von HutAb!", sagte Angelika Scheidig. Und Ingrid Licha fügt an: "Das macht Mut, Mensch ist das super."

Die Preisvergabe sehen sie als Auszeichnung auch für die gelebte Inklusion, das Preisgeld "können wir dringend für unsere Theaterarbeit gebrauchen". Geplant ist, ein bekanntes Theaterstück neu aufzulegen, hierfür werden Flyer und weitere Requisiten benötigt. Zudem hätten sich durch die Pandemie neue Wege in der Theaterarbeit aufgetan. "Wir haben kleine Szenen zu unterschiedlichen Themen erarbeitet und gefilmt", berichtet Licha, "diese Art der Theaterarbeit werden wir auch weiterentwickeln", ergänzt Scheidig. Auch hierfür brauche es ein finanzielles Polsters. "Danke", sagen beide. 

 
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