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Gochsheim
Wie die Gochsheimer Nachbarschaftshilfe Menschen in der Pandemie zusammenbringt
Zu Beginn der Corona-Pandemie gründete eine Gruppe Jugendlicher und junger Menschen die Nachbarschaftshilfe Gochsheim. 
Foto: Tobias Spitzner | Zu Beginn der Corona-Pandemie gründete eine Gruppe Jugendlicher und junger Menschen die Nachbarschaftshilfe Gochsheim. 
Angelika Becker
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:15 Uhr

Das Leben vieler Menschen hat sich durch die Corona-Pandemie stark verändert. Seit über eineinhalb Jahren soll nun schon die Nähe zu Mitmenschen vermieden und Distanz gewahrt werden. "Unsere Welt, so wie wir sie bisher kannten, hat sich binnen kürzester Zeit stark verändert", sagt Tobias Spitzner aus Gochsheim (Lkr. Schweinfurt). In dieser "für uns alle herausfordernden Zeit" komme es auf jeden einzelnen an. Deshalb hat Spitzner gemeinsam mit einer Gruppe junger Erwachsener am 14. März 2020 die Nachbarschaftshilfe in Gochsheim gegründet.

In ihrer Bewerbung für die Aktion "Zeichen setzen" beschreiben die Mitglieder, was hinter der Initiative steckt: "Wir wollten dazu beitragen, die bevorstehende schwierige Zeit nicht nur gemeinsam durchzustehen, sondern gemeinschaftlich zu meistern." Den jungen Leuten sei klar geworden, dass außergewöhnliche Situationen außergewöhnliche Maßnahmen erforderten. "Wir wollten schnell die Personen unterstützen, die zu den Risikogruppen gehören", so Spitzner. Solidarität fördern und gemeinsam füreinander einstehen sei eine Selbstverständlichkeit für die Aktiven.

Das Angebot richtet sich an ältere und jüngere Menschen

Um in Kontakt mit Interessierten zu kommen, richteten die Ehrenamtlichen zunächst eine Telefonnummer, E-Mail-Adresse und Facebook-Seite ein und verteilten Flyer an alle Haushalte. So sollten möglichst viele Personen von der neuen Initiative erfahren. Ziel der Nachbarschaftshilfe sei nämlich auch, ältere und jüngere Menschen im Dorf miteinander bekannt zu machen, die sonst nicht zusammengefunden hätten, erklärt Spitzner. "Und das ist etwas Wunderbares! Dadurch entstehen eine größere Empathie und ein wachsendes Interesse an den Menschen von nebenan."

Was als Gruppe einiger junger Erwachsener begann, ist inzwischen ein großer Kreis von über 60 Personen, die sich für ihre Nachbarschaft engagieren. "Die Truppe ist mittlerweile von der Altersstruktur her bunt gemischt, so haben sich beispielsweise auch Rentner bei uns gemeldet und Ihre Unterstützung angeboten", sagt Spitzner.

Von Einkaufsfahrten bis hin zu Schneeschippen

Das Logo der Nachbarschaftshilfe Gochsheim
Foto: Nachbarschaftshilfe Gochsheim | Das Logo der Nachbarschaftshilfe Gochsheim

Nicht nur in Bezug auf die Mitglieder, sondern auch bei den anfallenden Aufgaben habe sich die Gochsheimer Nachbarschaftshilfe in den vergangenen eineinhalb Jahren stark weiterentwickelt, sagt Spitzner. Über 130 Einkaufs- und Besorgungswünsche von 45 Gochsheimerinnen und Gochsheimern seien koordiniert und erfüllt und mehr als 100 Behelfsmasken genäht und verteilt worden.

Durch die Unterstützung der Gochsheimer Blumenläden habe die Gruppe am "Tag der Nachbarn" zudem kleine Blumengrüße verteilt. Im Herbst sei Laub gerecht und im Winter Schnee geschoben worden. Die Mitglieder der Nachbarschaftshilfe haben einen Keller ausgeräumt, bei der Gartenarbeit unterstützt, mehrmals Arztfahrten übernommen und sogar bei einem Umzug mitgeholfen, zählt Spitzner auf. "Zu Weihnachten haben wir unseren Mitmenschen mit über 80 Plätzchen-Tüten eine kleine Freude bereitet." Die Nachbarschaftshelferinnen und -helfer unternahmen zudem zahlreiche Fahrten zum Impfzentrum in Schweinfurt und sie unterstützten mit vielen Arbeitsstunden das Schnelltestzentrum des DLRG-Ortsvereins Gochsheim.

Initiative will auch nach der Pandemie weitermachen

"So funktioniert Solidarität und Zusammenhalt bei uns in Gochsheim", freut sich Tobias Spitzner. "Wenn wir alle weiterhin so gut zusammenhalten, uns hilfsbereit verhalten und viel Herzlichkeit zeigen, dann werden wir diese Pandemie gemeinsam durchstehen."

Zwar gründete sich die Nachbarschaftshilfe aufgrund der Pandemie. Die Gochsheimerinnen und Gochsheimer sollen aber auch darüber hinaus weiter unterstützt werden. "Die Pandemie hat uns gelehrt, dass es nicht das Wichtigste ist, immer höher, schneller, weiter zu kommen", ist Tobias Spitzner überzeugt. "Was uns besonders freut, sind die gewachsene Solidarität und die noch größere Empathie der Gochsheimer." Und daran will die Gruppe weiterarbeiten. Denn die Ehrenamtlichen finden, dass sie zu einem noch stärkeren Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft beitragen können.

Anderen Menschen eine Freude zu bereiten, könne obendrein dazu führen, dass man selbst glücklicher wird, haben Spitzner und die anderen Aktiven der Nachbarschaftshilfe erfahren. Die Initiative hat für ihren Einsatz auch bereits eine Auszeichnung erhalten: Beim Wettbewerb der Krankenkasse DAK-Gesundheit mit dem Titel "Gesichter für ein gesundes Miteinander" wurde sie in der Kategorie "Gesichter für eine gesunde Gesellschaft" als Landessieger 2020 ausgezeichnet.

 
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Kommentare
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  • lenhardt
    Was für eine wunderbare und nachahmenswerte Geschichte. Hoffentlich nehmen sich viele andere ein Beispiel daran. Es muss ja nicht so organisiert sein, es reicht mit offenen Augen und Ohren durch die Umgebung zu gehen.
    Ein grosser Dank an alle die sich in Gochsheim engagieren und auch an die, die sich trauen die Hilfe anzunehmen.
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