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Würzburg
Nach Unfall auf der A3 bei Helmstadt: Einsatzleiter erzählt von "Minuten, die ich nicht so schnell vergessen werde"
Bei einem schweren Verkehrsunfall am Sonntagnachmittag auf der A3 bei Helmstadt starben zwei Menschen. Für die 195 Rettungskräfte war es ein harter Einsatz.
Zu einem schweren Unfall mit zwei Toten und 31 Verletzten kam es am Sonntag, 24. März, auf der A3 nahe der Ausfahrt Helmstadt.
Foto: Silvia Gralla | Zu einem schweren Unfall mit zwei Toten und 31 Verletzten kam es am Sonntag, 24. März, auf der A3 nahe der Ausfahrt Helmstadt.
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 18:34 Uhr

Es ist gerade mal einen Tag her, dass es auf der A3 bei Helmstadt (Lkr. Würzburg) zu einem schweren Unfall gekommen ist, bei dem eine Frau und ein zweijähriges Kind starben und 31 Menschen verletzt wurden. Zeit, um das Gesehene zu verarbeiten, blieb Paul Justice, organisatorischer Leiter der Rettungsdienste, bisher nicht. Er gibt derzeit viele Interviews, bei denen er das Geschehene immer wieder Revue passieren lassen muss. "Als ich an die Einsatzstelle kam, waren die ersten Minuten etwas, dass ich so schnell nicht vergessen werde", sagt er.

Ein Unfall dieser Größenordnung ist auch für den erfahrenen Einsatzleiter kein Alltag. Noch bevor er am Unfallort eintraf, habe er die Information von einem Notarzt bekommen. "Er hat von drei brennenden Fahrzeugen und rund 20 verletzten Personen auf der Fahrbahn berichtet", sagt Justice. Daraufhin habe er sofort zusätzliche Einsatzkräfte angefordert.

Herausforderung: Bei anfänglichem Ressourcenmangel schnell Entscheidungen treffen

An der Unfallstelle angekommen, musste dann alles ganz schnell gehen – die Lage einschätzen, abwägen und Entscheidungen treffen. "Ein Notarzt kam auf mich zu und sagte, dass dort drüben sieben verletzte Personen auf der Fahrbahn liegen, er müsse sich aber erst um ein schwerverletztes Kind kümmern", rekapituliert Justice. "Er brauchte für das Kind schnell einen Rettungswagen."

Paul Justice (Archivbild) war bei dem schweren Unfall auf der A3 bei Helmstadt als organisatorischer Leiter des Rettungsdienstes von Beginn an mit vor Ort.
Foto: Johannes Kiefer | Paul Justice (Archivbild) war bei dem schweren Unfall auf der A3 bei Helmstadt als organisatorischer Leiter des Rettungsdienstes von Beginn an mit vor Ort.

Beinahe zeitgleich seien zwei weitere Feuerwehrleute auf ihn zugekommen, die ihm von 14 bis 16 verletzten Personen an zwei weiteren Stellen berichteten. Auch sie brauchten schnell Unterstützung durch zusätzliche Kräfte. "Das war ein Einsatz, wie wir ihn vorab immer wieder mal geübt hatten, aber den wir nie erleben wollten", sagt Justice mit ernster Stimme. "Meine Herausforderung war es dann, bei diesem anfänglichen Ressourcenmangel schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen."

Auch Kreisbrandrat Michael Reitzenstein hatte an dem Unfalltag eine leitende Rolle und erinnert sich an die Situation vor Ort. "Die Anzahl der beteiligten Fahrzeuge und die Ausdehnung der Einsatzstelle auf fast 1,5 Kilometer, waren eine Herausforderung für alle 195 Einsatzkräfte." Und auch die seelische Belastung sei nicht zu unterschätzen. "Wir hatten gerade zu Beginn des Einsatzes nicht die volle Einsatzstärke zur Verfügung und konnten nicht überall gleichzeitig sein", sagt Reitzenstein. In diesen Momenten die Entscheidung zu treffen, wem man als Erstes helfe, mache die Einsatzsituation so belastend.

Notfallseelsorge für alle Unfallbeteiligten ist wichtiger Bestandteil

Auch deshalb habe der Kreisbrandrat sofort die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) mit in den Einsatz eingebunden. Einer von ihnen ist Notfallseelsorger Ulrich Wagenhäuser vom Bistum Würzburg. Er und zwölf weitere Kolleginnen und Kollegen haben die psychosoziale Betreuung übernommen. "Wichtig ist es, die Leute erstmal weg vom Geschehen zu bringen, in einen geschützten Raum mit Essen und Trinken." Dort fände dann die seelsorgerische Arbeit statt.

Notfallseelsorger Ulrich Wagenhäuser (Archivbild aus dem Jahr 2009) hat mit seinem Team die Betreuung der Einsatzkräfte und Unfallbeteiligten übernommen.
Foto: Thomas Obermeier | Notfallseelsorger Ulrich Wagenhäuser (Archivbild aus dem Jahr 2009) hat mit seinem Team die Betreuung der Einsatzkräfte und Unfallbeteiligten übernommen.

Zum Beispiel würden Ersthelferinnen und Ersthelfer im ersten Moment vor allem funktionieren und erst später realisieren, was sie erlebt hätten. "Wir hatten Personen, die mit bloßen Händen versucht haben, eingeklemmte Menschen aus Autos zu befreien und im Nachgang das Gefühl hatten, sie konnten nicht helfen", sagt Wagenhäuser. Die Aufgabe von ihm und seinem Team sei es dann, den Helfenden zu sagen, dass sie ihr Möglichstes getan hätten und damit viel Hilfe geleistet haben.

Lob und Respekt an die ehrenamtlichen Einsatzkräfte

Auch im Gerätehaus der Feuerwehr Waldbrunn (Lkr. Würzburg) fand eine Betreuung von rund 30 Unfallbeteiligten durch die Hilfsorganisation der Malteser statt. "Wir hatten sehr viel Glück, dass so viele ehrenamtliche Einsatzkräfte zur Verfügung waren", sagt Paul Justice. Das hätte zu einem großen Teil auch daran gelegen, dass sich der Unfall an einem Sonntag ereignet habe. "Viele Rettungskräfte, Notärzte und Helfende waren dadurch selbst nicht im Dienst und damit schnell verfügbar."

Ohne die Hilfe der ehrenamtlichen und freiwilligen Einsatzkräfte wäre ein Einsatz dieser Größe nicht möglich gewesen, resümiert Justice und spricht allen Beteiligten seinen größten Respekt und Lob aus. Unter anderem waren die Einsatzkräfte der Malteser, Johanniter, des BRK, die Polizei und die Feuerwehren aus Neubrunn, Waldbrunn, Helmstadt, Hettstadt, Uettingen, Wertheim und Holzkirchen vor Ort.

 
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  • Matthias Rothkegel
    Danke für Deinen Einsatz Paul und Danke an alle eingesetzten ehrenamtlichen wie auch beruflichen Helfern!

    Vor allem auch herzlichen Dank alle Ersthelfer vor Ort die den Mut hatten zu helfen und nicht zu gaffen!

    Es wäre schön, wenn das ehernamtliche Potential wieder durch eine Dienstpflicht wie früher aufgestockt würde!

    Viele der früher dienstpflichtigen Helfer sind entweder in den Organisationen "hängen geblieben", haben sich sogar beruflich dafür entschieden oder haben zumindet für den Rest des Lebens eine nachhaltige Grundausbildung bekommen, sei es im Sanitätsdienst des KATS, bei der Feuerwehr, dem THW etc. oder auch als Zivis in Krankenhäusern und Pflegeheimen, ja und natürlich auch bei der Bundeswehr!

    Es täte unserem Land sehr gut und kann den Zusammenhalt in der Gesellschaft nur stärken, wenn man "klassenübergreifend" einen Dienst einführen würde (m/w/d) der die Gesellschaft insgesamt nur resilienter machen kann!

    Dort lernt man fürs Leben!
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  • Astrid Geiger-Schmitt
    Mein Beileid an die Hinterbliebenen der Verstorbenen und gute Besserung an die Verletzten. Ich hoffe das alle es irgendwann verarbeiten und sie hoffentlich nicht alleine gelassen werden. Vielen Dank auch an alle Rettungskräfte und Seelsorger die sofort am Unfallort im Einsatz waren. Ich kann mir sehr gut vorstellen das es für euch auch nicht einfach war oder noch ist und hoffe das auch die letzten Id...en es endlich kapieren und mal darüber nachdenken was ihr alles leistet.
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  • Barbara Fersch
    Leider ist es immer wieder erschreckend, zu beobachten wie rücksichtslos viele Autofahrer bei stark einsetztendem Regen, Graupelschauer, Schneefall in einem Tempo über die Autobahn rasen.....Abstand......ein Fremdwort ......und somit andere Verkehrsteilnehmer erheblich zu schaden kommen können. Dieses Inferno werden die Rettungskräfte, Feuerwehrleut, Polizei so schnell nicht vergessen.
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  • Harry Amend
    Solche Unfälle würden sich wohl verhindern lassen, wenn erstens nichts gerast würde bei solchen Witterungsverhältnissen und zweitens nicht so gegafft würde und somit der Verkehrsfluss künstlich herabgesetzt würde. Wir haben es letzten Samstag selbst auf der A3 erlebt, da setzten bei Weibersbrunn sehr starke Regenschauer ein, aber trotzdem wurde teilweise gefahren wie die irren als wenn einige bei einem Formel1 Rennen teilnehmen würden. Des weiteren ist das ganze Teilstück zwischen Wertheim und Helmstadt so kurvenreich mit Berg und Talfahrt, dass meiner Meinung nach auf diesem Teilstück eine Begrenzung auf 120 km/h gehören sollte.
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  • Felix Habermann
    An die Redaktion ! ! !
    Warum gibt es zu diesem Großereignis
    keinen vernüftigen und ausführlichen
    Bericht mit Bildern in der gedruckten Ausgabe ?
    Im Moment lassen die Berichterstattungen
    zu solchen Fällen sehr zu Wünsche übrig.
    Gruß Klaus Habermann, Estenfeld ! ! !
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  • Gina Thiel
    Hallo Felix Habermann,
    Sie haben recht, der Artikel in der Printausgabe ist wesentlich kürzer ausgefallen als der Artikel, den Sie online finden. Damit Sie Ihre Printausgabe pünktlich am nächsten Morgen im Briefkasten haben, müssen wir bereits gegen 18.30 Uhr alle unsere Artikel an die Kolleg*innen im Druck übergeben.
    Daher konnten wir zu dem Zeitpunkt nur die Informationen abdrucken, die uns bis dahin vorlagen.
    Der Vorteil an unserem Onlineangebot ist, dass wir die Artikel fortlaufend aktualisieren können, sobald uns neue Informationen vorliegen. Im Print ist das natürlich nicht möglich.
    Sie finden aber einen ausführlichen Bericht über den tragischen Unfall auf der A3 in der heutigen Ausgabe.

    Viele Grüße
    Gina Thiel (Autorin)
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  • Martin Deeg
    Das ist kein "Großereignis" sondern eine Tragödie.

    Welche "Informationen" fehlen Ihnen denn? Nahaufnahmen?

    Diese Sensationslust ist befremdlich!
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  • Bernhard Schebler
    Vielleicht weil man das nicht will!
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  • Klaus Fiederling
    herzliches Beleid vorallem den Hinterbliebenen der beiden Opfer Frau und Kind.
    Schon schlimm, was sich da am Sonntag Nachmittag ereignet hatte
    Schön, wenn man nicht in der Nähe des Unfallortes sein musste.
    Allen Verletzten gute Besserung!!
    Den FFW`lern und Notfallseelsorgern ein dickes und aufrichtiges Lob und Dankeschön!
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  • Gabi Hofmann
    So ein Drama möchte keiner der Betroffenen als auch der Helfer noch einmal erleben!
    Schon als ich die erste Meldung las, dachte ich an das wahnsinnige Ausmaß!

    Hut ab, hierbei Überblick und Koordination zu behalten!
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  • Jürgen Huller
    Zunächst einmal gilt mein Beileid den Angehörigen der beiden tödlich verunglückten Menschen.

    Ebenso vielen Dank an alle Ersthelfer, ehrenamtliche und professionelle Helfer, die bei dieser Katastrophe dabei waren.

    Angesichts der Geschehnisse verschlägt es mir jedoch den Atem und stelle ich die Frage in den Raum, was auf unseren Autobahnen und ja, auch in den Köpfen vieler Verkehrsteilnehmer, schief läuft, dass ein Unfall derartigen Ausmasses am hellichten Tag geschehen kann!

    Wie können so viele Folgeunfälle so viele Minuten nach dem ersten Unfall geschehen? Nur, weil es geregnet hat und die Fahrbahn nass war?

    Vertrauen denn alle nur noch blind der Technik, für die immer noch die physikalischen Gesetze gelten? Wo bleibt der gesunde Menschenverstand, das eigene Urteilsvermögen? Ist denn alles erlaubt, nur weil es nicht verboten ist?

    Vielleicht ist autonomes Fahren mit KI die Lösung, weil es der Mensch nie auf die Reihe kriegt.
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  • Stefan Flessa
    Ja. Leider ist das automatisierte Fahren noch a weng in der Zukunft, auch wenn in den Staaten schon deutlich mehr und mit größeren Freiheitsgraden als bei uns in Deutschland im realen Verkehr getestet wird.

    Wenn ich den Kommentar von Herrn Klippen lese, dann wäre solch eine Wetterlage auch eine deutliche Herausforderung für die Technik. Wobei die dann artig runterbremsen würde, den Mitfahrenden signalisieren würde: sorry, dass Wetter ist gerade so arg, deshalb “schleiche” ich so. So mein Wunsch a die verantwortlichen Entwickeler.

    Da wäre dann in der Tat die menschliche Selbstüberschätzung rausgenommen und die Welt ein wenig sicherer.

    Bis dahin ist leider noch ein weiter Weg.

    Insofern: danke a die vielen auch ehrenamtlichen Helfer in der Hoffnung, dass solche Ereignisse immer seltener werden und diese Leute auch am Wochenende Freizeit genießen können.
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  • Isabell Reitz
    Mit car2x hätten die weiteren Auffahrunfälle verhindert werden können da alle nachfolgenden Fahrzeuge gewarnt würden. (vor Stau und Unfall)

    Das gibt es seit >> 3 Jahren in vielen Serienfahrzeugen wird aber in D kaum eingesetzt.
    In Österreich zum Brenner rauf z. B. wird vor jeder Baustelle eine Meldung angezeigt.
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  • Stefan Flessa
    Ja und nein: das funktioniert nur, wenn alle Fahrzeuge das können. Wenn ich mir anschaue , wie lange die Autos in Deutschland gefahren werden, dann dauert das noch eine ganze Weile, bis 100% so kommunizieren und reagieren. Ein altes Fahrzeug mittendrin und schon hat man ein großes Problem.

    Dennoch: eine wichtige Entwicklung.

    Noch wichtiger wäre: egal ob mit oder ohne viel Technik im Auto: Hirn einschalten und entsprechend Abstand halten. Das ist viel zu oft der Punkt, der nicht hinreichend beachtet wird… Leider!
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  • Matthias Rothkegel
    In Österreich haben sie auch 130km/h als Höchstgeschwindigkeit, was ich jedes mal genieße, weil man rausglassen wird und keiner meint mit 230 seine Männlichkeit beweisen zu müssen in dem er einem 5m auffährt....

    Wobei ich auch gerne mal schnell fahre wenn Verkehr, Wetter und Fahrbahn es zuläßt, aber halt mit Abstand und Augenmaß...

    ...und doch freue ich mich jedes mal auf Österreich, wenn da nur die Piefkes nicht wären ;o)
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  • Georg Ries
    Hut ab, was da an Hilfe geleistet wurde!! Ein herzliches Dankeschön an alle Einsatzkräfte 👍👍👍
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  • Vielen Dank an die Blaulichtfamilie. Man sieht an solchen Großlagen, wie wichtig funktionierende Rettungsketten sind und hofft, dass es genügend nahe Krankenhäuser gibt. Meist schreibt dann noch jemand unter diese Berichte, dass die Unfallbeteiligten zu schnell bei dem Wetter unterwegs waren. Gestern war es aber tatsächlich einer der seltenen Momente, wo zwei unterschiedlich warme Luftschichten aneinander grenzten und es innerhalb von Sekunden zu Hagelniederschlägen mit Sturmböen kam. Es hat mich selber erwischt. Aber zum Glück abseits vom massenverkehr, so dass ich anhalten und abwarten konnte, bis der Spuk nach 10 Minuten vorbei war. Gute Besserung den Verletzten.
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