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Würzburg
Nach Tod der Queen: So beschreibt der gebürtige Würzburger und Terrorexperte Peter Neumann die Stimmung in London
Seit über 20 Jahren lebt Peter Neumann in England. Im Gespräch mit der Redaktion schildert er die Atmosphäre auf den Straßen Londons vor der Beisetzung Elizabeth der II.
Der in die königliche Standarte gehüllte Sarg von Königin Elizabeth II. mit der kaiserlichen Staatskrone wird zur Westminster Hall in London getragen. Auf einem samtenen Kissen thront die Imperial State Crown genannte Krone, die Elizabeth traditionell zur Parlamentseröffnung trug. 
Foto: dpa/Gareth Fuller | Der in die königliche Standarte gehüllte Sarg von Königin Elizabeth II. mit der kaiserlichen Staatskrone wird zur Westminster Hall in London getragen.
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:17 Uhr

Derzeit nehmen die Menschen in Großbritannien Abschied von Königin Elizabeth II., die am 8. September im Alter von 96 Jahren gestorben war. Sie wird derzeit vier Tage lang in der Westminster Hall in London aufgebahrt, bevor sie am kommenden Montag, 19. September, beigesetzt wird.

Seit über 20 Jahren lebt der aus Würzburg stammende international gefragte Experte für Terrorismus und Präventionsstrategien, Peter Neumann, in Großbritannien und hat die Monarchie mehr und mehr verstehen gelernt. "Ich mochte die Queen", sagt der Professor für Sicherheitsstudien am King’s College London, dessen Schirmherrin die Königin höchstpersönlich war. Dort leitete Neumann auch lange Zeit das International Centre for the Study of Radicalisation (ICSR). Vor einigen Tagen erst erschien sein neues Buch "Die neue Weltunordnung" im Rowohlt-Verlag.

Momentane Stimmung auf den Straßen Londons

Leider habe er die Queen nie persönlich getroffen, sagt er im Telefongespräch mit der Redaktion. "Tatsächlich habe ich sie mehrmals verpasst, als sie unsere Universität besucht hat, aber einige meiner Studenten haben sie live erlebt." Er selbst habe dafür andere Mitglieder des Königshauses getroffen, so bereits zweimal die Tochter der Queen, Prinzessin Anne.

Die derzeitige Stimmung auf den Straßen Londons schildert Neumann folgendermaßen: "Es kommt darauf an, wo man sich bewegt. Rund um Westminster und den Buckingham Palace, dort wo auch die Trauerprozession stattfand, haben sich viele Trauernde versammelt. Allerdings sind auch viele Touristen dabei und Menschen, die sich das Geschehen einfach mal anschauen wollen." Im Rest der Stadt gehe das Leben recht normal weiter", erklärt der 47-Jährige.

Der Experte für Terrorismus und Präventionsstrategien, Prof. Dr. Peter Neumann, lebt und arbeitet in London. Das Bild entstand bei einem Vortrag in Würzburg.
Foto:     Daniel Peter | Der Experte für Terrorismus und Präventionsstrategien, Prof. Dr. Peter Neumann, lebt und arbeitet in London. Das Bild entstand bei einem Vortrag in Würzburg.

Auffällig sei dennoch, dass in vielen Gebäuden Kondolenzbücher ausliegen, "auch Porträts der Queen werden vermehrt gezeigt, so ist das auch in vielen Pubs der Fall". Und: In vielen Kirchen seien für den kommenden Sonntag Dankesgottesdienste zu Ehren der Queen angekündigt. Auch Neumann hat sich in seiner Universität, dem King’s College, in ein Kondolenzbuch eingetragen, erzählt er.

"Ich kenne auch einige, die die zehntägige Trauerperiode als zu lang erachten."
Prof. Dr. Peter Neumann

Insgesamt habe sich die Aufregung einige Tage nach dem Tod von Elizabeth II. in der Bevölkerung etwas gelegt: "Ich kenne auch Leute, die die zehntägige Trauerperiode als zu lang erachten". Einige seien auch genervt, weil im Radio und im Fernsehen nonstop über die Queen berichtet werde, "der Rest der Welt findet da gar nicht mehr statt", so Neumann. Dabei lasse sich jetzt auch nicht mehr wirklich Neues berichten. 

Es gebe aber auch wirklich große Anhänger der königlichen Familie, die sich vor dem Palast in Stellung bringen oder in der Schlange warten, um sich am Sarg der Queen in der Westminster Hall von ihr zu verabschieden, erzählt der gebürtige Würzburger. Auch er kenne einige, die der Queen die letzte Ehre erweisen wollen, "zum Teil aber auch deshalb, weil sie sich bewusst sind, Teil eines einmaligen historischen Ereignisses zu sein, über das noch in Hunderten von Jahren gesprochen werden wird".      

Fast acht Kilometer Schlange, um die Queen zu würdigen

Und Neumann selbst? "Ich finde, solche Ereignisse kann man viel besser am Fernseher verfolgen als live." Obwohl er die Queen mochte, sei er zudem nicht bereit, sich mehrere Stunden in eine Warteschlange zu stellen. "Außerdem darf man ja noch nicht mal ein Foto machen, was aus heutiger Sicht noch ein Anreiz gewesen wäre, um dieses in sozialen Medien zu verwerten. Aber noch nicht mal das geht." Nach Informationen des britischen Nachrichtenportals BBC vom Freitagmittag war die Warteschlange von Tausenden von Menschen am Südufer der Themse entlang flussaufwärts um die acht Kilometer lang. Mindestens elf (oder mehr) Stunden Wartezeit müssten eingeplant werden, um von der Queen in der Westminster Hall Abschied zu nehmen.

Der gebürtige Würzburger und Terrorexperte Peter Neumann schreibt an seiner Londoner Universität King’s College in ein Kondolenzbuch.
Foto: Archiv Neumann | Der gebürtige Würzburger und Terrorexperte Peter Neumann schreibt an seiner Londoner Universität King’s College in ein Kondolenzbuch.

"Wenn man wie ich seit mehr als zwanzig Jahren im dem Land lebt, kann man das große Interesse schon nachvollziehen. Die Queen war wie 'jedermanns Großmutter, jedermanns Oma', viele Briten haben ihr ganzes Leben ja nichts anderes gekannt. Sie war auf jeder Briefmarke, auf jeder Banknote, eigentlich omnipräsent – die Queen war Teil deines Lebens, egal ob du das wolltest oder nicht, sozusagen das Logo des britischen Staates", fasst Neumann zusammen.

Er spricht vom "Zauber der Monarchie", den man in Deutschland nicht kennt. Zwar habe das Königshaus keine politische Macht mehr, aber nach wie vor eine große repräsentative Bedeutung für die Briten.

"Sogar diejenigen, die eigentlich gegen die Monarchie sind, haben nichts persönlich gegen die Queen gehabt."
Prof. Dr. Peter Neumann

Er könne sich in seiner gesamten Zeit in Großbritannien eigentlich an niemanden erinnern, der etwas Negatives über die Queen gesagt hätte. "Sogar diejenigen, die eigentlich gegen die Monarchie sind, haben nichts persönlich gegen die Königin gehabt." Dies sei mit anderen Mitgliedern des Königshauses anders. Da werde es der neue König Charles III. nicht einfach haben, prophezeit Neumann: "Schon jetzt gab es zwei Situationen, die hier Gesprächsthema sind, in denen er sich arrogant verhalten haben soll." Die Queen sei seines Wissens nach in über 70 Jahren Regentschaft nicht einmal negativ aufgefallen, erklärt er.  

Insgesamt sei die Monarchie im Freundes- und Bekanntenkreis, aber durchaus auch mal im  Beruflichen, "ein niemals endendes Gesprächsthema", erzählt der 47-Jährige. In den vergangenen Jahren waren es nicht mehr so sehr die Geschichten um die Queen, aber ihrer Enkel William und Harry mit deren Ehefrauen Kate und Meghan gewesen, die das Volk mitverfolgt habe. Neumann hätte es als gute Lösung für die Monarchie erachtet, wenn Charles die Krone gleich an seinen Sohn William weitergereicht hätte: "William und Kate sind sehr beliebt im Volk."

Was der Experte zur Sicherheitslage in London sagt

Auf die momentane Sicherheitslage in London angesprochen, sagt der Terrorexperte: "Natürlich birgt solch ein Ereignis, bei dem so viele Menschen zusammenkommen, auch eine erhöhte Bedrohungslage und kann ein Magnet sein." Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, sei das Risiko für einen Anschlag im Zusammenhang mit der Beerdigung der Queen laut Angaben des Britischen Geheimdienstes "erheblich". Dies ist die dritte von insgesamt fünf Bedrohungsstufen, die höchste wird als "kritisch" bezeichnet.

Neumann hat aber auch beobachtet, wie viele Sicherheitsvorkehrungen zu diesem historischen Großereignis getroffen wurden. Das Polizeiaufkommen sei sehr hoch, auch das britische Militär sei mobilisiert worden, sagt er. Erhöhte Wachsamkeit sei trotzdem angesagt. 

 
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  • klafie
    ist ja schon schön und gut , dass man der Queen ein würdiges Begräbnis und die Trauerzeit vorher gibt. Aber ich glaube kaum dass da in Deutschland ein so großes Aufsehen gegeben wäre, dass die Menschen zu tausenden, ja zu Millionen an den Sarg gder Queen vorbeiströmen würden. 8 km lange Schlangen - müsste ich nicht dabei stehn - so war heute eine Meldung zu hören aus London. Auch bei uns kommt die queen noch einmal vorbei: das Tiefdruckgebiet das von Skandinavien auf uns zurollt trägt sogar ihren Namen. Also denn, good save the queen- long live our noble king. Denke mal, Charles wird keine so lange Regierungszeit haben wie seine Mam. RIP
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  • Lebenhan1965
    @ klafie

    Rein biologisch schon unwahrscheinlich, Charles müsste ja älter als 133 Jahre werden.
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  • Winfriedvath@web.de
    Dafür war er am längsten von allen Prince of Wales. Auch ein Rekord. Sind 73 plus 70 nicht 143?
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  • Lebenhan1965
    @ Acquario

    Natürlich haben Sie Recht, ich habe die Amtszeit der Queen erheblich zu niedrig angesetzt.
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  • harryamend@outlook.de
    Nicht nur das auch hat die Queen zu Lebzeiten noch festgelegt das ihr Nachfolger, also ihr Sohn die Krone ab 80 abgeben soll. Das er die Krone noch für ein paar Jahre bekommt ist einfach dem Umstand zu verdanken das ihr Sohn so lange darauf verzichten musste und er sie auf alle Fälle für ein paar Jahre noch bekommen sollte.
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