Die Königin ist tot, es lebe der König! Großbritanniens Queen Elizabeth II. ist am Donnerstag im Alter von 96 Jahren in ihrer Sommerresidenz in Schottland gestorben. Ihr Sohn Charles ist nun König. Großbritannien und die Welt nehmen somit Abschied von der dienstältesten Königin in der Geschichte der britischen Monarchie. Diese Nachricht sorgt für Trauer und Bestürzung auf der ganzen Welt. Und auch in Würzburg haben Menschen ihre ganz persönlichen Erinnerungen an die Queen.
Ein Schrein als Hommage an die Queen
"Sie war eine bemerkenswerte Frau mit einer eisernen Disziplin, die ihre Aufgabe erfüllt hat und sich durch nichts hat aus der Bahn werfen lassen", das antwortet Margit Rotter, wenn man sie fragt, was ihre Liebe zur Queen ausmacht. Die 63-jährige Würzburgerin ist ein großer Fan der Monarchin, besitzt sogar einen kleinen Schrein mit vielen Büchern, Wackelfiguren und einem Krönchen in ihrem Lengfelder Zuhause.
Ein "lustiger Spleen", den sie nicht ganz ernst nehme, sei diese Leidenschaft. Und trotzdem habe sich Rotter ein Leben ohne die Queen nicht wirklich vorstellen können. "Sie war einfach immer da und nun geht diese Ära, diese Geschichte zu Ende." Die Betroffenheit über den Tod der Königin ist deutlich in ihrer Stimme zu hören.
Rotter erinnert sich gerne an ihr einziges Treffen mit Queen Elizabeth zurück. Es war der 25. Juni 2015, ein sonniger Tag in Frankfurt. Schon seit vielen Jahren habe sie davon geträumt, die Queen mal persönlich zu sehen. Und bei einem Staatsbesuch ergriff sie die Chance. "Ich habe mir Urlaub genommen und bin nach Frankfurt gefahren", erzählt Rotter. Drei Stunden lang stand sie dann dort in der Menschentraube. "Ich habe mich nach vorne gekämpft und stand tatsächlich irgendwann in der ersten Reihe, das war aufregend."
Als großen Augenblick bezeichnet sie den Moment, die Queen tatsächlich vor sich stehen zu sehen. Rotters Eindruck von der Königin? "Sie war größer als ich dachte und sah etwas abgekämpft aus. Aber kein Wunder, sie war ja damals schon fast 90 und hatte drei Tage Staatsbesuch hinter sich." Das Verrückte: Am Todestag der Monarchin war sie wieder in Frankfurt, an genau derselben Stelle wie 2015. "Ich habe aber erst abends vom Tod erfahren."
Rotter will sich Urlaub nehmen, um die Beerdigung zu sehen
Ihre Liebe zur Queen hat sich längst in ihrem Bekanntenkreis herumgesprochen. So habe sie scherzhalber sogar Beileidsbekundungen am Donnerstagabend bekommen. "Und am nächsten Morgen kam eine Kollegin ins Büro, um zu fragen, ob ich eine Trauerbinde trage", erzählt sie und schmunzelt.
Zu ihrem 60. Geburtstag hat sie einen Überraschungsauftritt eines Queen-Doubles geschenkt bekommen. "Zuerst kamen Bodyguards rein, dann die Queen und alle Gäste haben Fähnchen geschwungen. Sie hat mir dann eine kleine Krone aufgesetzt, die Krone hab' ich immer noch", erinnert sich Rotter.
Vom Tod der Queen sei Rotter "total überrascht und überrumpelt" gewesen. Sie könne es noch nicht fassen. "Sie hat uns immer begleitet. Wenn eine so große Persönlichkeit stirbt, ist das absolut tragisch. König Charles – das kommt einem doch gar nicht richtig über die Lippen", sagt sie. Um die Queen zu treffen, hat sie sich damals Urlaub genommen und das werde sie nun auch machen, um sich von ihr zu verabschieden: "Ich werde die Beerdigung definitiv vor dem Fernseher mitverfolgen - egal wann."
Der wohl größte Royal Family-Fan im Landkreis trauert auch
Eine weitere Frau, die den Tod der Queen besonders bedauert, ist Waltraud Trescher aus Veitshöchheim. Die 75-Jährige bezeichnet sich selbst als "eine der größten Verehrerinnen" von Prinzessin Diana, der ehemaligen Schwiegertochter der Queen. Wer das Diana-Zimmer in ihrem Haus betritt, fühlt sich in eine andere Welt versetzt. Lebensgroß strahlen die Porträts der Prinzessin von allen Wänden, stapelweise sind in den Regalen Bücher über das bewegte Leben der "Queen of Hearts" aufgereiht. Und wenn die Veitshöchheimerin erst mit leuchtenden Augen von ihren Erlebnissen mit anderen Diana-Anhängern erzählt, steht fest: Hier hat die verstorbene Prinzessin eine ihrer größten Verehrerinnen gefunden.
Doch nicht nur Diana hat einen großen Platz in Treschers Herz, auch das Leben von Queen Elizabeth und der gesamte Königsfamilie verfolgt sie seit vielen Jahren regelmäßig. "Mich erschüttert es, natürlich musste man damit rechnen, dass es irgendwann so weit ist, aber jetzt hat es mich doch sehr schockiert", sagt Trescher zur Nachricht vom Tod der Monarchin. Den ganzen Nachmittag bereits, als klar war, dass sich die Queen in einem kritischen Gesundheitszustand befindet, habe sie die Nachrichten im Fernsehen und in den sozialen Medien verfolgt. "Man weiß gar nicht was man sagen soll, es ist so traurig, die ganze Welt trauert."
Einmal in ihrem Leben hat die Veitshöchheimerin die Queen sogar persönlich sehen dürfen: auf Windsor, mit ihrem Pferd. "Sie ist an uns vorbei geritten, das war ein ganz besonderes Gefühl", erinnert sie sich. Mehrmals in ihrem Leben ist sie ausschließlich der Royal-Family wegen nach Großbritannien gereist. Damit ist für die 75-Jährige zwar nun Schluss und auch ihre große Diana-Sammlung möchte sie demnächst abgeben, doch die Queen, Diana und die gesamte Königsfamilie wird "für immer einen Platz in meinem Herzen haben." Und dann wendet sie sich noch mit einem Rat an die Royals nach Großbritannien: "König Charles ist doch auch nicht mehr der Fitteste. Prinz William und seine Kate, das ist das einzig richtige Königspaar."
Elke Wagner begegnete der Queen 2004 auf dem Staatsempfang
Als die Würzburgerin Elke Wagner am Donnerstagabend vom Tod der Queen erfuhr, war sie geschockt. "Sie war doch jemand, der immer schon da war", sagt sie. Die 74-Jährige hat als Vorsitzende der Deutsch-Britischen Gesellschaft in Würzburg eine ganz besondere Beziehung zum Vereinigten Königreich – und auch zur Queen. 2004 ist Elke Wagner der Monarchin bei einem Staatsempfang in Berlin persönlich begegnet. "Der Empfang fand in der Philharmonie in Berlin statt. Ich war als Repräsentantin der Deutsch-Britischen Gesellschaft eingeladen und war sehr aufgeregt."
Auf der Treppe kam es dann zu einer kurzen persönlichen Begegnung. "Ich habe zu meinen Nachbarinnen gesagt: 'There she is, Her Majesty.' Das hatte sie offensichtlich gehört, ich habe keine leise Stimme. Sie ist stehengeblieben und hat sich mir zugewandt." Für Elke Wagner ein unvergesslicher Moment: "Sie schaute einem wirklich in die Augen und grüßte. Und wissen Sie was: Ich bin versunken in einen Hofknicks!" Die Aura der Queen begeistert sie bis heute. "Sie strahlte wirklich etwas aus und gab einem den Eindruck, dass man ihr ganz allein gegenüber steht, dass sie sich einem ganz persönlich zuwendet."
Der Queen einmal direkt zu begegnen, sei immer ihr Traum gewesen. Zuvor hatte sie die Monarchin bei einem früheren Staatsbesuch am Brandenburger Tor gesehen. Elke Wagner spricht von einem "starken, emotionalen Bezug", den sie zur verstorbenen Königin gehabt habe, "aber nicht in der Art der Regenbogenpresse". Bewundert habe sie die Persönlichkeit der Queen. "Sie war standhaft, beständig und zuverlässig. Was ich besonders geschätzt habe, war ihr Sinn für feinen Humor."
Die Monarchin sei eine Ikone gewesen. "Als Kind war ich fasziniert von dieser jungen Frau. In Deutschland waren es ja damals alles alte Männer, die politisch tätig waren." Das Interesse für England und die Queen hat die spätere Gymnasiallehrerin für Englisch und Geographie ihr Leben lang begleitet, ebenso wie die Bewunderung für Elizabeth II.: "Ich habe sie unheimlich verehrt, sie war eine wunderbare Frau."
Oberbürgermeister spricht seine Anteilnahme aus
Zum Tod der Queen hat auch Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt seinem Amtskollegen in der Partnerstadt Dundee, Lord Provost Campbell, die herzliche Anteilnahme der Würzburger Bürgerschaft, des Stadtrats und der Verwaltung, wie auch sein persönliches Mitgefühl ausgesprochen. "Wir werden Ihre Majestät die Königin immer als eine großartige, sehr engagierte, einfühlsame und freundliche Person in Erinnerung behalten", wird Schuchardt in einer Pressemitteilung der Stadt zitiert. "Das Engagement, das sie während ihrer Regentschaft an den Tag legte, war eine Inspiration für uns alle – wir werden sie schmerzlich vermissen", betonte Schuchardt.
Mit der Stadt Dundee verbindet Würzburg eine seit 60 Jahren bestehende intensive Städtepartnerschaft, deren Jubiläum erst in diesem Jahr begangen wurde.