Queen Elizabeth II. war zwar nie in Würzburg, eine Verbindung zur Stadt hatte sie aber dennoch, sogar eine sehr genussvolle. Gleich mehrfach hatte die am Donnerstag im Alter von 96 Jahren gestorbene Monarchin Gelegenheit, Frankenwein aus Würzburg zu probieren, und das beinahe von Beginn ihrer Regentschaft an.
Elizabeth II. trat ihr Amt zwar schon 1952 an, wurde jedoch erst 1953 gekrönt. Zur Krönungsfeier lieferte damals das Würzburger Juliusspital den Wein – einen "1950er Iphöfer Julius Echter Berg Riesling". Den Kontakt zum Königshaus hatte ein Londoner Weinhändler hergestellt.
Genau 50 Jahre später legte das Juliusspital den berühmten Wein noch einmal neu auf. Die Bocksbeutelflaschen des "2000er Iphöfer Julius Echter Riesling" bekamen eine Replik des historischen Etiketts. Und natürlich sollte ihn die Queen auch probieren können: Der damalige britische Botschafter Sir Paul Lever nahm 2003 die "number one" der auf 1750 Exemplare limitierten Edition persönlich in Würzburg entgegen und versprach, die Flasche im Diplomatengepäck zum Buckingham-Palast zu transportieren.
2004 wurde der Königin abermals ein Wein des Juliusspitals kredenzt – bei ihrem vierten Staatsbesuch in Deutschland. Wie Weingutsleiter Horst Kolesch seinerzeit berichtete, hatte es eine Anfrage aus dem Bundespräsidialamt gegeben. "Demnach ließ Bundespräsident Horst Köhler erkunden, ob das VDP-Weingut wohl einen passenden Wein für die Queen zu einem Menü anlässlich des Empfangs in Berlin hätte", hieß es aus dem Juliusspital. Das Weingut lieferte daraufhin eine Riesling Spätlese trocken vom Jahrgang 2002, die natürlich wieder vom Iphöfer Julius Echter Berg stammte.
Zum Stubenküken ein edelsüßer Wein vom Würzburger Bürgerspital
Aber nicht nur das Juliusspital lieferte für die britische Königin. Beim Essen zum Staatsbesuch am 27. Mai 1965 gab es im Berliner Schloss Charlottenburg zum gefüllten Hamburger Stubenküken mit Trüffelreis eine 1963er Würzburger Stein Silvaner Auslese – diesmal vom Bürgerspital zum Heiligen Geist. Wie es dazu kam, daran erinnert sich am Tag nach dem Tod der Queen Rudolf Frieß, seinerzeit technischer Leiter im Weingut.
"Das Deutsche Weininstitut hatte damals einen edelsüßen Wein gesucht. Aber die Jahrgänge zuvor waren keine guten gewesen", berichtet der heute 84-Jährige, der viele Jahre bis 2001 Leiter des Weinguts war. "Mir war es aber 1963 gelungen, eine Silvaner Auslese vom Würzburger Stein zu ernten und auszubauen, und die hat das Protokoll dann auch genommen." Dass die Queen zum Stubenküken einen edelsüßen Wein trank, habe ihn zwar gewundert, "aber über Geschmäcker lässt sich nicht streiten".
Viele Jahre später, 1991, überreichte Frieß der Queen im Auftrag von Würzburgs OB Jürgen Weber sogar persönlich einen Bürgerspital-Bocksbeutel, darin eine Silvaner-Trockenbeerenauslese von der Lage Randersackerer Hohbug (heute Teil der Lage Teufelskeller) aus dem Krönungsjahr 1953. Die Gelegenheit ergab sich bei einer Messe in Würzburgs schottischer Partnerstadt Dundee, die damals ihr 800-jähriges Jubiläum feierte.
Warten im abgeschlossenen Rathaus auf die Queen
Die Übergabe war im Vorfeld abgesprochen gewesen. Im Rathaus von Dundee – alle Türen waren aus Sicherheitsgründen fest verschlossen – musste Frieß auf den Moment warten, bis die Queen und Prinz Philip aus der Kirche ins Rathaus kamen, um sich frischzumachen. "Es war schon sehr beeindruckend, den Beiden gegenüberzustehen", erinnert sich Frieß. "Die Queen und Prinz Philip haben sich auch gleich für Würzburg interessiert, was das für eine Stadt ist und wie alt sie ist." Und die Königin machte dann auch noch eine Bemerkung zum historischen Weinpräsent aus Würzburg: "Sie hat gesagt, wenn sie den trinkt, dann geht ihr der Hut hoch."
Getrunken hat die Queen einen Wein aus Würzburg damals in Dundee übrigens auch. Beim Lunch nach dem Messerundgang wurde ihr ein 1989er Würzburger Pfaffenberg Riesling Kabinett vom Bürgerspital gereicht. Wie sich Rudolf Frieß erinnert, lobte die Königin den Wein und ließ sich mehrfach nachschenken.