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Würzburg
Nach "Querdenker"-Demo in Würzburg: Offener Brief übt Kritik an der Polizei
War die Würzburger Polizei vergangene Woche zu nachsichtig mit den Teilnehmenden einer "Querdenker"-Demo in Würzburg? Um welche Vorwürfe es geht und was die Polizei dazu sagt.
Am vergangenen Mittwoch: Würzburger Polizei im Einsatz in der Innenstadt. 
Foto: Fabian Gebert | Am vergangenen Mittwoch: Würzburger Polizei im Einsatz in der Innenstadt. 
Julia Back
 und  Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:28 Uhr

Rund 100 Menschen aus der "Querdenker"-Szene hatten am vergangenen Mittwoch an einer als "Spaziergang" deklarierten, unangemeldeten Versammlung auf dem Würzburger Marktplatz gegen die Corona-Politik demonstriert. Zugleich hatte es eine von der Grünen Jugend Würzburg angemeldete Gegendemonstration gegeben, an der laut Polizei ebenfalls rund 100 Menschen teilgenommen hatten.

Bereits während und unmittelbar nach der Veranstaltung war Kritik an der Polizei laut geworden. In einem an Polizei und Stadt gerichteten offenen Brief, der am Montag veröffentlicht wurde, legen Vertreterinnen und Vertreter der Grünen und der Linken sowie mehrere Einzelpersonen jetzt noch einmal nach.

Vorwurf der mangelnden Konsequenz durch die Polizei

In dem Brief, der an den unterfränkischen Polizeipräsidenten Detlev Tolle, den Chef der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt, Matthias Weber, sowie an Würzburgs Kommunal- und Ordnungsreferenten Wolfgang Kleiner gerichtet ist, gehen Verfasserinnen und Verfasser insbesondere auf die ihrer Meinung nach mangelnde Konsequenz der Polizei gegenüber den Teilnehmenden der "Querdenker"-Demo ein. 

Ursprünglich hatte die von einer Initiative namens "Bürger-Stehen-Auf Würzburg" angemeldete "Querdenker"-Demo auf den Mainwiesen stattfinden sollen. Dort war die Versammlung dann aber von den Veranstaltern abgesagt worden. Stattdessen war auf der Internetseite von "Eltern stehen auf Würzburg" und in Chats des Online-Nachrichtendienstes Telegram zu einer als "Spaziergang" deklarierten Versammlung auf dem Unteren Markt aufgerufen worden. 

Strategie von vermeintlich spontanen "Querdenker"-Versammlungen

In dem offenen Brief wird darauf hingewiesen, dass solche vermeintlich spontanen Versammlungen zur Strategie der "Querdenker"-Szene gehörten und dass am vergangenen Mittwoch die entsprechende Planung "über den ganzen Tag hinweg in öffentlich einsehbaren Telegram-Gruppen" zu sehen gewesen sei. Die Verfasserinnen und Verfasser berufen sich zudem auf Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der bereits auf diese Strategie hingewiesen und angekündigt hatte, die Behörden würden "Verstöße gegen das Versammlungsgesetz ebenso konsequent ahnden, wie sie auch Verstöße gegen die infektionsschutzrechtlichen Vorgaben konsequent zur Anzeige" bringen würden. 

"Ein solches konsequentes Vorgehen mussten wir in Würzburg am 8. Dezember jedoch vermissen", heißt es in dem Brief. Trotz der "offensichtlichen Verstöße gegen das Versammlungsgesetz" und  wahrscheinlicher Verstöße gegen Corona-Auflagen seien von der Polizei keine Personalien von Teilnehmenden der "Querdenker"-Demo aufgenommen worden.  

Keine Bußgelder wegen fehlender Personalien?

Die Verfasserinnen und Verfasser befürchten nun, dass es wegen fehlender Personalien wohl keine Konsequenzen für die "Querdenker" geben wird. Ohne diese Daten könnten schließlich keine Bußgelder verhängt werden.

Mit Blick auf die Zukunft schreiben die Autorinnen und Autoren: "Wir bitten Sie dringend darum, in den kommenden Wochen die Verstöße der 'Querdenker:innen' gegen Versammlungsgesetz und Infektionsschutzmaßnahmenverordnung mit maximalem Nachdruck zu ahnden."

Auf Nachfrage der Redaktion bezieht Björn Schmitt, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken, Stellung zu den Vorwürfen. Für die Polizei gelte es, "konsequent, aber gleichzeitig auch mit Augenmaß vorzugehen", wenn es um die Einhaltung von Corona-Regeln bei Versammlungen geht. Die unterfränkische Polizei verfolge dabei "einen kommunikativen Ansatz und setzt insbesondere bei ordnungsgemäß angemeldeten Versammlungen Kommunikationsteams ein", so Schmitt.

Zudem müssten Versammlungsteilnehmer bei Nichteinhaltung von Infektionsschutzvorschriften mit der Einleitung eines Bußgeldverfahrens rechnen. "In ein laufendes Versammlungsgeschehen greift die Polizei dann ein, wenn es erforderlich ist, um unvertretbare Infektionsgefahren zu unterbinden", schreibt der Pressesprecher.

Verstöße gegen Corona-Auflagen würden auch ohne direktes Einschreiten "beweissicher dokumentiert, um eine Beanstandung gegebenenfalls nach Beendigung der Versammlung" zu ermöglichen. "Eine Auflösung einer Versammlung mit friedlichem Verlauf kommt aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht in Frage, auch wenn es von Seiten der Teilnehmer zu Ordnungswidrigkeiten kommt", stellt Schmitt klar. 

Polizei wusste von Aufrufen im Internet

Von den Aufrufen im Internet zu "spontanen Spaziergängen" habe die Polizei gewusst und diese Erkenntnisse in ihre Lagebeurteilung aufgenommen. Am Mittwoch hatte die Polizei laut Schmitt die "Querdenker"-Veranstaltung als "stationäre Versammlung" eingestuft und die Teilnehmenden aufgefordert, "sich unter Einhaltung der Mindestabstände auf die Versammlungsfläche auf den Oberen Markt zu begeben". Nachdem die "Querdenker" den Anordnungen der Polizei Folge geleistet hätten, "bestand kein Anlass, die Personalien von Teilnehmern festzustellen", so Schmitt weiter. 

Unterdessen hat die Grüne Jugend Würzburg für diesen Mittwoch und Freitag erneut Proteste gegen "Querdenker" angekündigt.

 
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  • P. v.
    Quellenangabe fehlt.
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  • R. G.
    Irgendwie wirkt die Polizei in der letzten Zeit wie weichgespült ...
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  • K. K.
    die "blaue Polizei" ..... hat

    bei diesen beschriebenen Einsatz " ALLES richtig gemacht ! " Denn sie sind keine " grünen Jungs " mehr !
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  • P. v.
    Es dürfte hier um Störungen des Wahlkampfs der Grünen insgesamt gehen, nachzulesen u.a. hier: https://www.tagesspiegel.de/politik/zwischenfall-in-baden-wuerttemberg-querdenker-stoeren-wahlkampfauftritt-der-gruenen/27616164.html
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  • P. v.
    Wahl information in WÜ von Lehrieder und Röttgen wurde gestört!! Waren es Querdenker oder Anhänger der GRÜNEN JUNGEND??? War das demokratie verständiß?? HANSEN kann es aufklären oder er will es nicht!!
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  • C. H.
    Guten Tag! "Anhänger der GRÜNEN JUGEND" haben definitiv keine Wahlveranstaltung von Herrn Röttgen und Herrn Lehrieder gestört. Im Gegenteil, genauso wie auch unsere Wahlveranstaltungen von den "Querdenkern" gestört wurden, so gingen auch die Störungen bei der CSU von dieser Gruppe aus.
    Ansonsten verbitte ich mir diese impliziten und völlig aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen. Da könnte man ehrlich gesagt auch als Moderations-Team mal Konsequenzen ziehen.
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  • H. B.
    Das Problem ist: Greift der Polizist mal richtig hin und wird dabei aus ungünstigem Winkel gefilmt, kann er seinen Job verlieren. Haut der Demonstrant dem Polizisten so richtig auf die Fresse, kostet das 1500€ und 6 Monate auf Bewährung.
    Trotzdem: Deeskalation hat keinen Sinn, wenn Grenzen deutlich überschritten werden.
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  • C. H.
    Wir fordern nicht, dass die Polizei eine Demo niederknüppelt. Wir fordern nur, dass Ordnungswidrigkeiten endlich mal geahndet werden.
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  • R. B.
    Ich habe Ihren Brief an den Polizeipräsidenten gelesen und irgendwie war mein Gefühl, als würde sich ein Metzger für den Vorsitz beim Bund der Veganer bewerben. Frei nach dem Motto von Pippi Langstrumpf, mache mir die Welt........
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  • M. E.
    @hansen: Schon mal was von den Grundsätzen polizeilichen Einschreitens gehört? Vermutlich nicht!! Dann schreiben Sie doch erst hier Ihre Kommentare, wenn Sie wissen wovon Sie schreiben. Also, schlau machen.....
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  • R. B.
    LINKE fordern ein ein konsequentes Vorgehen gegen die Querdenker! Entschuldigung, da muss ich schon ein wenig schmunzeln, das ist, als würde Gina Wild Werbung für Wund- und Heilsalbe machen. Nun, ich bin ohne Zweifel für ein konsequentes Vorgehen gegen die Querdenkerszene aber eine solche Forderung von den LINKEN, das ist schon Slapstick.
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  • G. K.
    @Albatros

    Ach Albatros, ich denke, da sind bestimmt auch einige Leute dabei, die bei einer durchaus friedlichen Demonstration von der Polizei nicht so vorteilhaft behandelt wurden und damit haben die nicht nur das legitime sondern auch verständliche Anliegen, auf Gleichbehandlung zu pochen. Was nicht heißen muß, daß die Polizei gleich Tränengas, Knüppel und Wasserwerfer einsetzem soll. Personalien aufnehmen hätte in diesem Fall schon genügt.

    Musste ich übrigens in WÜ als Passant, nicht als Teilnehmer, bei einer Nazidemo auch schon. Ich war gute 400m vom Geschehen entfernt und, wie schon gesagt, nicht beteiligt, vielleicht habe ich dem Uniformierten irgendwie zu links ausgesehen (ich hatte weder Lodenjanker noch Hundekrawatte an... zwinkern
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  • J. L.
    Schätze mal, da gibt es im Polizeipräsidium ein paar Sympathisanten. Bei anderen Themen würde man hier recht schnell recht hart agieren …

    Und dennoch: so lange es friedlich bleibt, sollen die Querdenker sich doch frei bewegen können. Die aktuelle Lage sorgt zudem dafür, dass sich jeden Tag 0,6% dieser Gruppen noch intensiver und als kompetente Insider mit Corona beschäftigen können. Das sorgt dann letztlich auch für eine Art natürliche Selektion/Schwund. Es werden also definitiv weniger.
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  • R. B.
    Ihre unterschwellige Unterstellung können Sie sich schenken. Sie schreiben "bei anderen Themen würde die Polizei ganz anders reagieren", na ja, wenn Sie die ANTIFA meinen, dort sprechen wir auch nicht von Demonstrationen, sondern von Gewaltexzessen. Auch wenn ich die Querdenker-Demos absolut nicht gut heiße, diese mit den Gewaltaufmärschen der LINKEN zu vergleichen, wäre mehr als lächerlich.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Na wieder fleißig am Relativieren. Böse LINKE und GRÜNEN, pfui.
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  • R. B.
    @holzk....., Sie sind ja immer noch so übel drauf! Sie haben das Buch immer noch nicht gelesen stimmt`s? Verlassen Sie doch einfach mal Ihre engen Denkmuster, dieses Buch bietet Ihnen ein ungeheimes breites geistiges Spektrum.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Ach Herr Vogel "Verlassen Sie doch einfach mal Ihre engen Denkmuster"
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  • G. H.
    Doppelposting.
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  • G. H.
    Mich wundert in diesem Land nichts mehr. Schuld haben unsere gewählten Vertreter, und nicht die Polizei die den Kopf für die überwiegend unfähigen Politiker hinhalten muss. Demokratie sieht anders aus. So eine Zeit haben wir doch schon einmal durchgemacht. Das Volk gegeneinander aufzubringen führ am Ende immer zum Chacos. Armes Deutschland!
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  • J. L.
    Na, ist doch gut wenn die Welt so einfach ist und man auch noch so schnell einen Schuldigen ausmachen kann! Schnell noch alle Regierungsvetreter mit einem Regime vergleichen und fertig ist das Weltbild. Das Leben kann so einfach sein!
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