
Ende letzten Jahres schien der Kampf um die einzige Apotheke in Sommerhausen verloren. Trotz einer beispiellosen Nachfolger-Suche musste Dr. Beyer's Schloss-Apotheke endgültig schließen. Jetzt – neun Monate später –, gibt es doch ein Happy End. Rezepte einlösen, Medikamente ab- oder einen gesundheitlichen Rat einholen – das geht in den alten Räumlichkeiten in der Hauptstraße der Marktgemeinde nun wieder. Unter dem Namen Sommerhäuser Apotheke hat Apothekerin Lisa Lutzenberger mit ihrem Team dort den Betrieb wieder aufgenommen.
"Gesundheit ist für mich eine persönliche Angelegenheit", sagt Lutzenberger am Eröffnungstag. Für umso wichtiger halte sie es, dass die Menschen eine Apotheke vor Ort besuchen können. "Eine Online-Apotheke hat eben keinen Notdienst und keine persönliche Beratung."
Viel Betrieb schon am Morgen des Eröffnungstags
Ähnlich sieht das Bürgermeister Wilfried Saak. "Wir müssen schauen, dass Sommerhausen als Ort funktioniert, und da trägt die Apotheke auch dazu bei." Nicht nur Sommerhausen selbst profitiere von der Wiedereröffnung, sagt Saak. "Sommerhausen ist auch für Winterhausen und Erlach der Arzt-Stützpunkt. Und ein Arzt ohne Apotheke ist irgendwie schwierig."
Auch im Ort ist die Wertschätzung für die Apotheke förmlich spürbar. Während draußen am Eröffnungstag noch Reden gehalten und Bratwürste und Getränke ausgeben werden, läuft im Inneren der Apotheke bereits der normale Betrieb. Schon seit die Apotheke am Freitagmorgen ihre Türen geöffnet hat, sei viel los, schildert Filialleiterin Eva Berger. "Wir haben gestern alles fertig gemacht und hatten da schon Leute hier stehen, die am liebsten sofort vorbeigekommen wären."
Vor allem im Hinblick auf deutschlandweit sinkende Apotheken-Zahlen sei er froh, dass es in Sommerhausen nun doch geklappt hat, die Apotheke zu erhalten, sagt Bürgermeister Saak. Ein Selbstläufer war das allerdings bei weitem nicht.
Zwei Todesfälle, Fachkräftemangel und Platzprobleme
Als der damalige Apotheker Andreas Scheld, der die Schloss-Apotheke seit 2006 von Inhaber Dr. Wolf-Eberhard Beyer gepachtet hatte, im vergangenen Herbst plötzlich starb, begann die fieberhafte Suche nach einem Apotheker oder einer Apothekerin, der oder die die Apotheke hätte übernehmen können. Denn Eva Berger war damals die einzige andere Apothekerin im Team – während der Öffnungszeiten muss allerdings immer ein Apotheker oder eine Apothekerin anwesend sein. Trotz großer Bemühungen und Unterstützung von allen Seiten verlief die Suche vorerst im Sande. "Es scheiterte immer an der Kurzfristigkeit", so Saak.
Personalmangel blieb aber nicht die einzige Herausforderung. Hinzukamen der plötzliche Tod des damaligen Verpächters der Apotheke und Inhaber der Apotheken-Zulassung, Dr. Wolf-Eberhard Beyer, sowie die Tatsache, dass die Apotheken-Räume nicht mehr den heutigen Kriterien entsprachen.

Dass sich die Situation noch innerhalb eines Jahres zum Guten wenden würde, das sei für viele der Beteiligten – ihn selbst eingeschlossen –, zu diesem Zeitpunkt schwer vorstellbar gewesen, sagt Bürgermeister Saak. "Mit Apothekerin Lisa Lutzenberger haben wir Ende November doch noch eine gefunden, die es versuchen wollte", so Saak. Ausschlaggebend für diese Entscheidung sei für sie der Zusammenhalt in Sommerhausen gewesen, sagt die Apothekerin. "Das hat mich wirklich fasziniert und ist etwas Besonderes."
Betriebserlaubnis gilt nur für fünf Jahre
Von der Entscheidung bis zur Eröffnung galt es dennoch, einige Hürden zu nehmen. Die vollständige Renovierung etwa, den Einbau einer Medikamenten-Schleuse, die Schließung neuer Verträge. Hinzu kam der Bau eines neuen barrierefreien Zugangs, dessen Kosten von etwa 18.000 Euro die Gemeinde übernommen hat.
Dennoch könne die Apotheke auch nur betrieben werden, weil bei einer Ortsbesichtigung mit Vertretern der zuständigen Behörden und Pharmazieräten aus Kitzingen und Würzburg die Kriterien wohlwollend ausgelegt wurden, sagt Bürgermeister Saak. Ein Beispiel: "Eine Apotheke braucht mindestens 110 Quadratmeter. Also wurde hier auch der Flur mit einbezogen, dann hatten wir die Fläche", erklärt Saak. Allerdings gelte die Betriebserlaubnis unter diesen Umständen nur für die kommenden fünf Jahre.
Umzug in neues Gebäude bereits geplant
Für die Zeit danach gibt es aber bereits Pläne. Ein privater Investor aus Sommerhausen solle bis dahin ein geeignetes Gebäude in der Nähe des Ärztezentrums bauen – und anschließend Räume an Lisa Lutzenberger verpachten, so laute die Vereinbarung laut Wilfried Saak. "Dort bleiben wir hoffentlich open end", sagt die Apothekerin.
Derzeit wird die Sommerhäuser Filiale noch von Eva Berger geleitet. Fünf Jahre lang war die Apothekerin vor der Schließung in der Schloss-Apotheke im Einsatz. Dass sie gerne weiter in Sommerhausen arbeiten würde, habe für sie sofort festgestanden, sagt sie. "Das ist eben kein Schreibtisch-Job, bei dem es egal ist, wo der Schreibtisch steht. Das hat mit der Atmosphäre im Ort zu tun, das hat mit den Leuten zu tun." Die Filialleitung soll langfristig Nadine Seubert übernehmen. Das übrige Team der Marktstefter Apotheke wird laut Lisa Lutzenberger vorerst im Wechsel in Sommerhausen im Einsatz sein.