zurück
Würzburg
Nach illegaler Feuershow in Würzburger Club: Freunde des Brandopfers melden sich zu Wort, Kripo ermittelt gegen Odeon-Angestellte
Wenige Tage nach dem schweren Brandunfall erheben Freunde des Verletzten Vorwürfe gegen den Odeon-Betreiber. Was sie ihm vorwerfen und was die Stadt Würzburg als Aufsichtsbehörde sagt.
Ab sofort bis auf Weiteres geschlossen: Nach dem Brand-Unfall vom vergangenen Wochenende darf der Club Odeon in Würzburg zunächst nicht mehr öffnen.
Foto: Fabian Gebert | Ab sofort bis auf Weiteres geschlossen: Nach dem Brand-Unfall vom vergangenen Wochenende darf der Club Odeon in Würzburg zunächst nicht mehr öffnen.
Sophia Scheder
 und  Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 22.05.2023 02:26 Uhr

Nach dem schweren Brand-Unglück im Würzburger Club Odeon ermittelt die Kripo nun gegen eine der Angestellten. Fahrlässige Körperverletzung und der Anfangsverdacht des Herbeiführens einer Brandgefahr lauten die Vorwürfe. Konkret geht es um eine Mitarbeiterin, die im Barbereich die brennende Flüssigkeit ausschüttete, erklärt Martin Kuhn, Pressesprecher der Polizei Unterfranken, auf Anfrage. 

Wie berichtet, hatte eine Mitarbeiterin der Bar am vergangenen Wochenende bei einer der im Club üblichen Feuershows Flüssigkeit aus einer Glasflasche – womöglich handelt es sich hierbei um Alkohol – auf eine bereits brennende Theke geschüttet und damit die Flammen weiter angeschürt. Das Feuer ging auf einen Partygast über, der am Ende der Theke stand. Sein Oberkörper und Kopf standen in Flammen.

Wie Kuhn weiter berichtet, richten sich die Ermittlungen auch gegen mögliche weitere Verantwortliche, die eine Mitverantwortung an dem Vorfall tragen und beispielsweise im Hintergrund organisatorisch daran beteiligt waren, dass die Aktion stattfand. Hier müssten derzeit noch die genaue Geschäftsstruktur und die Verantwortlichkeiten geklärt werden. 

Freundeskreis des Brandopfers meldet sich mit einem Statement zu Wort 

Mittlerweile hat sich auch der Freundeskreis des Brandopfers auf Social Media zu Wort gemeldet. Er kritisiert vor allem den Umgang der Clubleitung – im Nachgang und vor allem an dem Abend des Unfalls. "Da der Club Odeon die Kommentarfunktion auf den sozialen Netzwerken gesperrt hat, wollen wir nun so auf die Sache aufmerksam machen", heißt es in dem Statement unter anderem. Es sei nicht zu verstehen, dass vonseiten des Clubs versucht werde, die Tat zu verschweigen. "Es sind inzwischen Tage vergangen und es kam weder zu einer Stellungnahme, noch zu einer Entschuldigung zum Vorfall."

Mit mehreren Fragen wenden sich die Verfasser direkt an das Odeon-Team. Warum sogenannte Feuershows ohne jegliche Erlaubnis durchgeführt werden, warum sich in der Nähe kein Feuerlöscher befand und warum die Musik nicht gestoppt und weiter gefeiert wurde, als sei nichts passiert, fragen sie. "Ist die Gesundheit der Gäste wirklich so irrelevant? Das Odeon Team kann weiterhin mit allen Mitteln versuchen, die Tat zu vertuschen, aber wir werden dies nicht zulassen", so das Statement.

Club-Betreiber spricht Mitgefühl und Unterstützung aus – eine Entschuldigung bleibt aus

Knapp eine Stunde nach Erscheinen des Statements des Freundeskreises äußert sich dann schließlich auch die Club-Leitung – ebenfalls über Social Media. Dort wendet sich Frank Knüpfing mit seinem Team schriftlich an die Odeon-Gäste. "Wir stehen selbst noch unter Schock und können kaum fassen, was am Samstag in der Odeon Lounge an einer unserer Bars passiert ist. Es hätte niemals geschehen dürfen, dass ein Gast, der zu uns kommt, um eine gute Zeit zu verbringen, am Ende des Abends mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert wird", heißt es unter anderem. Mitgefühl und Unterstützung werden ausgesprochen. 

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert

"Bis zu Aufarbeitung und Aufklärung des Geschehenen haben wir daher heute gemeinsam mit den Behörden der Stadt Würzburg beschlossen, den Clubbetrieb zunächst ruhen zu lassen." Laut Stadt Würzburg wurde im Zuge der Begehung am Dienstag der Betrieb aufgrund festgestellter Mängel eingestellt. Vom Betreiber und seiner Rechtsvertretung sei dies akzeptiert und ebenfalls freiwillig angeboten worden. 

Unter Druck: Odeon-Betreiber Frank Knüpfing, hier auf einem Archivbild vom November 2022.
Foto: Patty Varasano | Unter Druck: Odeon-Betreiber Frank Knüpfing, hier auf einem Archivbild vom November 2022.

Mit dem Odeon-Statement ist die Freundesgruppe des Opfers nicht zufrieden. "Eine konkrete Entschuldigung haben wir nicht rauslesen können", erzählt Oktay, ein Freund des Verletzten, im Gespräch mit der Redaktion. "Die Worte sind gut und schön, doch dass vorher erst so viel passieren muss, bis sie sich zu Wort melden, geht gar nicht", sagt er und nennt als Beispiel das Löschen von kritischen Kommentaren, nachdem das Odeon einen Beitrag über kommende Veranstaltungen veröffentlicht hatte. Zudem wurden zahlreiche öffentliche Videos, auf denen die Feuershows zu sehen waren, gelöscht. "Wir als Freundesgruppe wollen einfach nur, dass die Sache nicht in Vergessenheit gerät."

Die Frage, welche Mängel festgestellt wurden, ließ die Pressestelle unbeantwortet

Wie die Stadt Würzburg auf Anfrage der Redaktion mitteilt, ist der Club zuletzt im April dieses Jahres von der Bauaufsicht überprüft worden. Damals wurden "bauaufsichtlicher Art keine Mängel angezeigt, die den Erlass einer Nutzungsuntersagung rechtfertigen". Dass am Dienstag, also nur wenige Wochen später, bei der Begehung des Clubs Mängel unter anderem Mängel im "Bereich Baurecht" festgestellt worden sind, erklärt die Stadt auf Nachfrage mit der unterschiedlichen Zielsetzung der beiden Vorort-Termine. Im April habe es sich "um eine rein baurechtliche Überprüfung im Sinne der Versammlungsstätten-Verordnung" gehandelt. Beim Termin nach dem Brand-Vorfall sei es dagegen um "die Aufklärung des Sachverhaltes und offener Thematiken" gegangen. 

Die Frage, welche Mängel am Dienstag festgestellt wurden, ließ die Pressestelle unbeantwortet und verweist auf das laufende polizeiliche Ermittlungsverfahren, "das durch die Offenlegung einzelner Punkte beeinflusst werden kann". 

Die Redaktion wollte auch wissen, warum im Rathaus niemand etwas über die "Feuershows" im Odeon gewusst hatte – obwohl der Club damit seit längerem auch auf Social Media-Plattformen wirbt. "Weder wurden die Feuershows vom Club beantragt, noch waren sie Inhalt von Besprechungen. Normal ist davon auszugehen, dass ein Betreiber eines Clubs gängige Vorschriften einhält", heißt es aus der Pressestelle dazu. Und Instagram, TikTok & Co. habe man im Rathaus nicht im Blick: "Die Stadt Würzburg betreibt keine Social Media Überwachung."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Sophia Scheder
Torsten Schleicher
Aufsichtsbehörden
Brandgefahr
Freundeskreis
Polizei
Soziale Netzwerke
Stadt Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Kontrollen

    jenseits der Dinge, bei denen man im Handumdrehen jede Menge Geld abgreifen kann?! Da seien der Fachkräftemangel und gelegentlich auch der Rechsstaat bzw. der Datenschutz vor...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jlattke
    Es ist spannend nun zu lesen wie das alle Verurteilen. Vermutlich (wie auch im Falle der hier zitierten „Freunde“) standen genau die, die jetzt am lautesten Brüllen an diesen Abenden johlend um die Bar und fanden das Spektakel toll. Wie im übrigen auch das Opfer – das sich ja um es besser mitzubekommen gleich in erster Reihe platziert hat.

    Das ist keine Täter-Opfer Umkehr. Aber es würde helfen, wenn sich hier einige an die eigene Nase fassen würden!

    Leichtfertiger Umgang mit dem immer wieder gefährlichen Element Feuer paart sich mit Sensationslust und nun mit heischendem, geiferndem Mob. Das ist ziemlich ekelhaft.

    In diesem Fall gibt es einen Schwerverletzten. Ihm kann man nur baldige Genesung und geringstmögliche bleibende Schäden wünschen. Der auslösenden Dame (die unter Garantie nicht selbst auf diese Idee kam) das sie das verschuldete überwinden kann. Das Restliche werden Gerichte klären. Vorverurteilungen sind fehl am Platz.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • peter.r.weissenberger@deutschebahn.com
    Als unbeteiligter kann ich Ihnen nur sagen das Sie sich Ihre klugen Worte bis auf den letzten Absatz hätten sparen können.
    Wünsche dem Verletzen eine schnelle und vollständige Genesung.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • pasfig08431504
    Das ist pure Täter-Opfer-Umkehr. Und zwar der billigsten Art. Nein, nicht die Leute sind schuld, die sich das anschauen, sondern die Menschen, die verbotenerweise offenes Feuer auf Pressspanplatten mit Alkohol entzünden. In einem engen Club voller Menschen mit einem einzigen Notausgang (und einem kleinen den niemand kennt). Es sind die Betreiber schuld, die jungen Barkräften völlig unprofessionell Alkohol entzünden lassen und diese dann auch noch mit halben Fakeln durch den vollen Club laufen lassen. „Wunderkerzen“, die selbst beim Fußballspiel im Stadion verboten sind - nicht ohne Grund. Ihr Kommentar zeigt eigentlich nur, dass Sie die Gefahr gar nicht verstanden haben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Das Auftreten dieser Feuer-Truppe auf ihrer Homepage kann man durchaus mit dem Auftreten eines gewissen Motorrad-Clubs vergleichen ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ammi187@gmail.com
    …. Da der Club Odeon die Kommentarfunktion auf den sozialen Netzwerken gesperrt hat….

    Da scheint jemand nicht kritikfähig zu sein. Beziehungsweise möchte mit allen Mitteln verhindern, dass die Sache noch größere Wellen wirft.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Faustus
    "Die Redaktion wollte auch wissen, warum im Rathaus niemand etwas über die "Feuershows" im Odeon gewusst hatte – obwohl der Club damit seit längerem auch auf Social Media-Plattformen wirbt." Weil die Verwaltung ist erster Linie mit sich selbst beschäftigt ist.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Faustus
    "Dass am Dienstag, also nur wenige Wochen später, bei der Begehung des Clubs Mängel unter anderem Mängel im "Bereich Baurecht" festgestellt worden sind, erklärt die Stadt auf Nachfrage mit der unterschiedlichen Zielsetzung der beiden Vorort-Termine. " Es ist doch schön, wenn man für jede Situation die richtige Sprachregelung hat.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jlattke
    Das Verhalten der Stadt ist schlichtweg extrem Verlogen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • rolandroesch@web.de
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln (Behauptung ohne Beleg) auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    "Die Stadt Würzburg betreibt keine Social Media Überwachung."

    Das ist ein Fehler, ausser man will nicht wissen was in der Stadt vorgeht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • clubfan2@gmx.de
    das wäre auch in SaCHEN sANDERSTRA?E NICHT VERKEHRT
    zu lesen was da im Netz los ist
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ralfestenfeld@aol.com
    Odeon ist gleichbedeutend - wie auch bei anderen Unternehmen - mit Umsatz, Beschäftigung und Einkommen- und Gewerbesteuer. Ein nicht unwichtiger Aspekt für die Stadt bei der Ausübung von Kontrollaufgaben. Oder anders ausgedrückt: in einem "Kaff" wie Würzburg kann es nicht sein, dass diese Feuershows nicht bekannt waren. Aber wohl akzeptiert.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Winfriedvath@web.de
    Vor einem halben Jahr wurde Knüpfing von mehreren Stadtratsfraktionen noch als Glücksfall für Würzburg gepriesen, wahrscheinlich weil er investieren wollte. Daraus wird jetzt wohl nichts mehr.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Belph
    Was sowieso Quatsch war. Als ob er aus Menschenfreundlichkeit investieren will/wollte. Das war ein eiskalter strategischer Schachzug.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jlattke
    Ähhhh. Ja und? Ein Unternehmer will Geld verdienen. Daran ist nichts verwerfliches.

    Verwerflich ist es, das anzukreiden und dem Staat auf der Tasche zu liegen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Zitat: "Mit dem Odeon-Statement ist die Freundesgruppe des Opfers nicht zufrieden. "Eine konkrete Entschuldigung haben wir nicht rauslesen können", erzählt Oktay, ein Freund des Verletzten"

    Man kann sich eh nicht entschuldigen, man kann lediglich um Entschuldigung bitten! Meiner Meinung nach ein himmelweiter Unterschied.

    Ansonsten werden Gerichte die Sache aufarbeiten unabhängig von einer Entschuldigung oder einem Statement des Betreibers mittels Social Media.

    Überhaupt sollten sich alle (auch die Besucher) fragen die um die Feuershows gewusst haben warum sie das so lange hingenommen haben? Das war in dem Fall ein Unglück mit Ansage!

    Warum hat niemand zumindest mal nachgefragt oder sich bei der Stadt gemeldet ob das erlaubt ist oder wie die Sicherheitsvorkehrungen aussehen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass nur Minderbemittelte den Club besuchen.

    Selbstverständlich ist der Betreiber schuld aber mit mehr Zivilcourage im Vorfeld hätte das Unglück verhindert werden können.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Faustus
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Eriann08521603
    Ein Besucher hat nicht die Aufgabe vorab zu fragen, ob Dinge des Betreibers in Ordnung sind. Wenn ich irgendwo hingehe zu einer offiziell legalen Veranstaltung, dann muss ich mich darauf verlassen können, das alles seine Richtigkeit hat. Mal ein extremes Beispiel, ich gehe in einen Zirkus und muss mich fragen, ob die Käfige bei der Löwen-Show ordentlich angebracht sind? Oder ob die Elefanten nicht doch auf Zuschauer stürmen könnten?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • robertkremling@web.de
    Die Angestellte hat sicher nicht von sich aus gehandelt. Da hat wahrscheinlich jemand die Anweisung erteilt. Und das war vermutlich nicht das erste Mal, dass diese Show gelaufen ist.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten