Nach dem schweren Brand-Unglück im Würzburger Club Odeon ermittelt die Kripo nun gegen eine der Angestellten. Fahrlässige Körperverletzung und der Anfangsverdacht des Herbeiführens einer Brandgefahr lauten die Vorwürfe. Konkret geht es um eine Mitarbeiterin, die im Barbereich die brennende Flüssigkeit ausschüttete, erklärt Martin Kuhn, Pressesprecher der Polizei Unterfranken, auf Anfrage.
Wie berichtet, hatte eine Mitarbeiterin der Bar am vergangenen Wochenende bei einer der im Club üblichen Feuershows Flüssigkeit aus einer Glasflasche – womöglich handelt es sich hierbei um Alkohol – auf eine bereits brennende Theke geschüttet und damit die Flammen weiter angeschürt. Das Feuer ging auf einen Partygast über, der am Ende der Theke stand. Sein Oberkörper und Kopf standen in Flammen.
Wie Kuhn weiter berichtet, richten sich die Ermittlungen auch gegen mögliche weitere Verantwortliche, die eine Mitverantwortung an dem Vorfall tragen und beispielsweise im Hintergrund organisatorisch daran beteiligt waren, dass die Aktion stattfand. Hier müssten derzeit noch die genaue Geschäftsstruktur und die Verantwortlichkeiten geklärt werden.
Freundeskreis des Brandopfers meldet sich mit einem Statement zu Wort
Mittlerweile hat sich auch der Freundeskreis des Brandopfers auf Social Media zu Wort gemeldet. Er kritisiert vor allem den Umgang der Clubleitung – im Nachgang und vor allem an dem Abend des Unfalls. "Da der Club Odeon die Kommentarfunktion auf den sozialen Netzwerken gesperrt hat, wollen wir nun so auf die Sache aufmerksam machen", heißt es in dem Statement unter anderem. Es sei nicht zu verstehen, dass vonseiten des Clubs versucht werde, die Tat zu verschweigen. "Es sind inzwischen Tage vergangen und es kam weder zu einer Stellungnahme, noch zu einer Entschuldigung zum Vorfall."
Mit mehreren Fragen wenden sich die Verfasser direkt an das Odeon-Team. Warum sogenannte Feuershows ohne jegliche Erlaubnis durchgeführt werden, warum sich in der Nähe kein Feuerlöscher befand und warum die Musik nicht gestoppt und weiter gefeiert wurde, als sei nichts passiert, fragen sie. "Ist die Gesundheit der Gäste wirklich so irrelevant? Das Odeon Team kann weiterhin mit allen Mitteln versuchen, die Tat zu vertuschen, aber wir werden dies nicht zulassen", so das Statement.
Club-Betreiber spricht Mitgefühl und Unterstützung aus – eine Entschuldigung bleibt aus
Knapp eine Stunde nach Erscheinen des Statements des Freundeskreises äußert sich dann schließlich auch die Club-Leitung – ebenfalls über Social Media. Dort wendet sich Frank Knüpfing mit seinem Team schriftlich an die Odeon-Gäste. "Wir stehen selbst noch unter Schock und können kaum fassen, was am Samstag in der Odeon Lounge an einer unserer Bars passiert ist. Es hätte niemals geschehen dürfen, dass ein Gast, der zu uns kommt, um eine gute Zeit zu verbringen, am Ende des Abends mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert wird", heißt es unter anderem. Mitgefühl und Unterstützung werden ausgesprochen.
"Bis zu Aufarbeitung und Aufklärung des Geschehenen haben wir daher heute gemeinsam mit den Behörden der Stadt Würzburg beschlossen, den Clubbetrieb zunächst ruhen zu lassen." Laut Stadt Würzburg wurde im Zuge der Begehung am Dienstag der Betrieb aufgrund festgestellter Mängel eingestellt. Vom Betreiber und seiner Rechtsvertretung sei dies akzeptiert und ebenfalls freiwillig angeboten worden.
Mit dem Odeon-Statement ist die Freundesgruppe des Opfers nicht zufrieden. "Eine konkrete Entschuldigung haben wir nicht rauslesen können", erzählt Oktay, ein Freund des Verletzten, im Gespräch mit der Redaktion. "Die Worte sind gut und schön, doch dass vorher erst so viel passieren muss, bis sie sich zu Wort melden, geht gar nicht", sagt er und nennt als Beispiel das Löschen von kritischen Kommentaren, nachdem das Odeon einen Beitrag über kommende Veranstaltungen veröffentlicht hatte. Zudem wurden zahlreiche öffentliche Videos, auf denen die Feuershows zu sehen waren, gelöscht. "Wir als Freundesgruppe wollen einfach nur, dass die Sache nicht in Vergessenheit gerät."
Die Frage, welche Mängel festgestellt wurden, ließ die Pressestelle unbeantwortet
Wie die Stadt Würzburg auf Anfrage der Redaktion mitteilt, ist der Club zuletzt im April dieses Jahres von der Bauaufsicht überprüft worden. Damals wurden "bauaufsichtlicher Art keine Mängel angezeigt, die den Erlass einer Nutzungsuntersagung rechtfertigen". Dass am Dienstag, also nur wenige Wochen später, bei der Begehung des Clubs Mängel unter anderem Mängel im "Bereich Baurecht" festgestellt worden sind, erklärt die Stadt auf Nachfrage mit der unterschiedlichen Zielsetzung der beiden Vorort-Termine. Im April habe es sich "um eine rein baurechtliche Überprüfung im Sinne der Versammlungsstätten-Verordnung" gehandelt. Beim Termin nach dem Brand-Vorfall sei es dagegen um "die Aufklärung des Sachverhaltes und offener Thematiken" gegangen.
Die Frage, welche Mängel am Dienstag festgestellt wurden, ließ die Pressestelle unbeantwortet und verweist auf das laufende polizeiliche Ermittlungsverfahren, "das durch die Offenlegung einzelner Punkte beeinflusst werden kann".
Die Redaktion wollte auch wissen, warum im Rathaus niemand etwas über die "Feuershows" im Odeon gewusst hatte – obwohl der Club damit seit längerem auch auf Social Media-Plattformen wirbt. "Weder wurden die Feuershows vom Club beantragt, noch waren sie Inhalt von Besprechungen. Normal ist davon auszugehen, dass ein Betreiber eines Clubs gängige Vorschriften einhält", heißt es aus der Pressestelle dazu. Und Instagram, TikTok & Co. habe man im Rathaus nicht im Blick: "Die Stadt Würzburg betreibt keine Social Media Überwachung."
jenseits der Dinge, bei denen man im Handumdrehen jede Menge Geld abgreifen kann?! Da seien der Fachkräftemangel und gelegentlich auch der Rechsstaat bzw. der Datenschutz vor...
Das ist keine Täter-Opfer Umkehr. Aber es würde helfen, wenn sich hier einige an die eigene Nase fassen würden!
Leichtfertiger Umgang mit dem immer wieder gefährlichen Element Feuer paart sich mit Sensationslust und nun mit heischendem, geiferndem Mob. Das ist ziemlich ekelhaft.
In diesem Fall gibt es einen Schwerverletzten. Ihm kann man nur baldige Genesung und geringstmögliche bleibende Schäden wünschen. Der auslösenden Dame (die unter Garantie nicht selbst auf diese Idee kam) das sie das verschuldete überwinden kann. Das Restliche werden Gerichte klären. Vorverurteilungen sind fehl am Platz.
Wünsche dem Verletzen eine schnelle und vollständige Genesung.
Da scheint jemand nicht kritikfähig zu sein. Beziehungsweise möchte mit allen Mitteln verhindern, dass die Sache noch größere Wellen wirft.
Das ist ein Fehler, ausser man will nicht wissen was in der Stadt vorgeht.
zu lesen was da im Netz los ist
Verwerflich ist es, das anzukreiden und dem Staat auf der Tasche zu liegen!
Man kann sich eh nicht entschuldigen, man kann lediglich um Entschuldigung bitten! Meiner Meinung nach ein himmelweiter Unterschied.
Ansonsten werden Gerichte die Sache aufarbeiten unabhängig von einer Entschuldigung oder einem Statement des Betreibers mittels Social Media.
Überhaupt sollten sich alle (auch die Besucher) fragen die um die Feuershows gewusst haben warum sie das so lange hingenommen haben? Das war in dem Fall ein Unglück mit Ansage!
Warum hat niemand zumindest mal nachgefragt oder sich bei der Stadt gemeldet ob das erlaubt ist oder wie die Sicherheitsvorkehrungen aussehen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass nur Minderbemittelte den Club besuchen.
Selbstverständlich ist der Betreiber schuld aber mit mehr Zivilcourage im Vorfeld hätte das Unglück verhindert werden können.