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Würzburg
Nach illegaler Feuershow im Würzburger Club Odeon: Brandopfer liegt im künstlichen Koma und der Club muss schließen
Nach dem Brand-Unfall vom Wochenende förderte eine Begehung des Clubs Odeon jetzt verschiedene Mängel zutage. Unterdessen gibt es auch Erkenntnisse zum Zustand des Verletzten.
Ab sofort bis auf Weiteres geschlossen: Nach dem Brand-Unfall vom vergangenen Wochenende darf der Club Odeon in Würzburg zunächst nicht mehr öffnen.
Foto: Fabian Gebert | Ab sofort bis auf Weiteres geschlossen: Nach dem Brand-Unfall vom vergangenen Wochenende darf der Club Odeon in Würzburg zunächst nicht mehr öffnen.
Sophia Scheder
 und  Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 20.05.2023 02:29 Uhr

Der Brand-Unfall, der sich am Wochenende bei einer Feuershow im Würzburger Club Odeon ereignet hat, sorgt für große Anteilnahme und Bestürzung vieler Würzburgerinnen und Würzburger. Eine Mitarbeiterin der Bar hatte in der Nacht zum Samstag Flüssigkeit aus einer Glasflasche – womöglich handelt es sich hierbei um Alkohol – auf eine bereits brennende Theke geschüttet und damit die Flammen weiter angeschürt. Das Feuer ging auf einen Partygast über, der am Ende der Theke stand. Sein Oberkörper und Kopf standen in Flammen. Ein Video, welches gerade vielfach geteilt wird, zeigt die verstörende Szene. 

Das Brandopfer, ein Ende 20-jähriger Mann aus dem Landkreis Main-Spessart, wurde noch in der Nacht des Unfalls mit dem Helikopter in ein Nürnberger Krankenhaus geflogen, das bestätigt Oktay, ein Freund des Brandopfers, der seinen Nachnamen nicht öffentlich machen möchte, gegenüber der Redaktion. Im Krankenhaus sei der Verletzte in ein künstliches Koma versetzt worden.

Club Odeon muss vorläufig schließen

Für Odeon-Betreiber Frank Knüpfing hat der Vorfall jetzt klare Konsequenzen: Der Club muss vorläufig schließen. Die Entscheidung ist das Ergebnis einer Begehung des Clubs durch Mitarbeitende der Fachabteilung Bauaufsicht, des Ordnungsamts und des Amts für Zivil- und Brandschutz am Dienstag. "Im Zuge der Begehung wurde eine Mängelliste erstellt. Die Betriebsführung wird aufgrund der festgestellten Mängel vorläufig und ab sofort eingestellt. Dies wurde vom Betreiber und seiner Rechtsvertretung akzeptiert und ebenfalls freiwillig angeboten", heißt es in einer Antwort der städtischen Pressestelle auf eine Anfrage der Redaktion. 

Die Betriebsführung könne erst wieder aufgenommen werden, "wenn die Mängelbeseitigung vollständig erfolgt ist", heißt es weiter. Mängel seien in den Bereichen Baurecht und Brandschutz erkannt worden, außerdem gebe es organisatorische Mängel bei der Betriebsführung.

Freundeskreis des Brandopfers kritisiert unprofessionellen Umgang im Odeon

Oktay, der Freund des Verletzten, sei an dem Abend des Unfalls mit dem Mann in dem Würzburger Club feiern gewesen. "Wir sind fast jedes Wochenende dort", erzählt er. Den Club an sich finde er "top" doch, "die Feuershows in geschlossenen Räumen, wo sich unter anderem betrunkene Leute aufhalten", habe er schon immer kritisiert. Er erzählt unter anderem, dass die Feuershows regelmäßig auf mehreren Theken des Clubs entzündet würden.

Er kritisiert vor allem den Umgang des Personals – allgemein und vor allem an dem Abend des Unfalls. "Die ganze Theke war voller Flammen und trotzdem feuerte die Barkeeperin weiter an. Katastrophe!", sagt er. "Dann hat es leider meinen Kollegen getroffen, sie hat den Alkohol aus der Hand ausgeschwenkt und ihn getroffen."

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Weiter bestürzt ihn, wie die Barkeeperinnen dann mit dem Brandopfer umgegangen seien: "Die eine hat versucht, ihn mit Eiswürfeln zu löschen", sagt er ungläubig. "Wenn man schon solche Shows macht, dann sollte man doch wissen, was im Notfall zu tun ist."

Weder seien die Musik gestoppt, noch die Lichter angemacht worden. "Die haben versucht, es zu vertuschen, versucht, dass es kein anderer Partygast mitbekommt", so Oktay. Der Freundin des Brandopfers seien anschließend von einer Barkeeperin 20 Euro als "Geld fürs Taxi" in die Hand gedrückt worden. "Da frage ich mich wirklich, wann das Odeon aufhört, an das Geld zu denken und anfängt, an die Menschen zu denken."

Personal soll ungeschult gewesen sein

Andreas Kneitz gehört zu den bekanntesten Party-Fotografen in Würzburg. Vor einigen Jahren fotografierte er auch noch im Odeon – heute nicht mehr. Für ihn sei die Feuershow ein "netter Show-Effekt aus fotografischer Sicht"gewesen, sagt er. Doch er sei sich sicher, "dass das Personal im Umgang mit Brandschutzmaßnahmen nicht geschult gewesen ist." Zudem wisse er, dass die Club-Leitung nicht an Schulungen für das Personal interessiert gewesen sein soll. "Ich habe mir mal eine Thekerin gekrallt und habe sie gefragt, ob sie da wisse, was sie tut. Sie verneinte und meinte, dass sie eigentlich keine Ahnung habe, was sie da macht."

Für Patrick, er möchte seinen Nachnamen nicht nennen, war das Odeon sein Stammclub, sofern er Party machen wollte. Seit Corona war er jedoch nicht mehr da. Er erzählt, dass es die Feuershows jedes Mal gab, als er dort war. Diese seien, "sofern ich das noch beurteilen konnte, immer gut bei den Gästen angekommen." Ob die Feuershows professionell wirkten? "Naja, das sind halt Barkeeperinnen und Barkeeper, die Alkohol auf die Theke spritzen und dann anzünden. Pyrotechniker werden das vermutlich nicht sein", sagt er ironisch. 

Auch Nicole, sie war vor etwa vier Jahren im Odeon, hat eine negative Erfahrung mit den Feuershows gemacht, erzählt sie. "Ich habe meine Tasche auf der Theke abgestellt, als ich plötzlich gemerkt habe, dass die Barkeeperin Alkohol auf die Theke schüttete." Als es angefangen habe zu brennen, habe sie ihre Tasche weggezogen – gerade noch rechtzeitig. "Ich war stinksauer. Die Barkeeperin war arrogant und rücksichtslos. Ich habe mich so sehr geärgert, dass ich seitdem nicht mehr dort war." Sie bereue es heute etwas, sich damals nicht beschwert zu haben. "In Gedanken bin ich bei dem Opfer und wünsche, dass er alles übersteht!"

Club-Betreiber Frank Knüpfing war weiterhin nicht zu einer Stellungnahme gegenüber der Redaktion bereit. 

 
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  • C. P.
    Inwieweit steht dieser Artikel bzw. Akteure eigentlich mit den Inhalten diesen Artikels in Zusammenhang?
    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/mutmasslicher-betrug-mit-schwarzarbeit-und-corona-hilfen-staatsanwaltschaft-ermittelt-gegen-wuerzburger-club-betreiber-art-11122716
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  • U. A.
    "Wer sich in Gefahr begibt kommt darin um."
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  • M. B.
    Das ist grober gefährlicher Unfug und hat nichts mit Party und Disco zu tun. Unglaublich, dass man diese gefährlichen Feuerspiele so lange machen konnte.
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  • H. S.
    Ich habe sehr viele Jahre lang in den angesagtesten Locations in Würzburg im Hintergrund gearbeitet.
    Was mir in der Zeit aufgefallen ist, war, dass z.B. Überprüfungen durch das Gewerbeamt immer wochenlang vorher angekündigt wurden. Der Betreiber hat daraufhin eine "Putzwoche" mit Sonderschichten ausgerufen, um den Laden für das Gewerbeamt aufzuhübschen.
    War der Termin vorbei, ging es hinter den Kulissen immer so saumäßig weiter, wie zuvor.
    Ich habe mich damals schon gefragt: Warum wird das angekündigt?
    Und nein: Die Mitarbeiter sind keineswegs für sowas Geschult. Das sind zum Großteil Gäste aus dem Laden selbst, die es hinter die Theke geschafft haben und dadurch interessante Leute kennenlernen können. Mit diesem Argument werden die auch massiv angeworben.
    Die arbeiten da sogar freiwillig unter dem Mindestlohn, um in so eine exponierte Position zu kommen. Denn plötzlich kennt einen jeder in der Scene...
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Kann ich nur zustimmen! Sinn und Zweck einer Kontrolle durch Gewerbe- und Ordnungsamt ist verfehlt, wenn diese lange vorher angekündigt wird.
    Es ist eigentlich auch ein Wunder, dass nicht schon früher bei diesen "Feuerspielchen" etwas passiert ist.
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  • R. M.
    sehr viele Jahre zugeschaut und nicht den A... in der Hose und mal eine Anzeige zu machen.
    und hinterher ewig lange Kommentare schreiben.
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  • K. K.
    Die Örtlichkeit einer " Disco

    mit ihren ganzen nächtlichen >> Drum und Dran plus WE-Betrieb << in dieser Strasse; sollte man doch auch mal völlig wertungsfrei >> neu << / >> Überdenken << !

    Falls das Hochhaus gegenüber neu entsteht und belegt wird; ist doch neuer, anderer Ärger,
    schon vorprogrammiert. Die Polizei in unmittelbarer Nachbarschaft kann da gar nicht helfen.
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  • O. F.
    wie kann man denn nur zu so einer Idee kommen, eine Feuershow zu machen, wenn das gänzlich daneben geht, kann es zu einem Großbrand kommen, was denkt sich denn der Betreiber, wohl nichts, daher auch von mir, zumachen !!!!
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  • W. V.
    Aus einem Bericht vom 1. Dezember 2022:
    "Jetzt will der 49-Jährige stärker ins Veranstaltungsgeschäft einsteigen und dazu eine Halle auf seinem Grundstück in der Gattingerstraße bauen. Was Knüpfing als "Vision" bezeichnet, nennen die Stadträte der Fraktionen CSU, FDP/Bürgerforum und ÖPD einen "Glücksfall" für die Stadt."
    Was die betreffenden Stadträte wohl jetzt sagen?

    Diesmal hat anscheinend niemand Einwände, weil der volle Name genannt wird.
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  • F. Z.
    Es wäre schön mal eine Stellungnahme vom Besitzer zu bekommen … bzw. von seinem Anwalt… ich hoffe die Stadt fängt langsam an auch sich für die anderen Lokale des Betreibers zu Interessieren…
    Gute Besserung und schnelle Genesung
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  • M. Z.
    Ja, schön wär´s. Aber ich glaube, da können wir lange warten.
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  • R. E.
    Warum ist die Stadt nun PLÖTZLICH da? Weil es einen flammenbetroffenen Gast gibt. Ansonsten scheint das Odeon und sein Betreiber eher entsprechenden Freiraum gehabt zu haben. Schlicht traurig, dass es dramatischer Vorfälle bedarf, um Grenzen zu ziehen. Dass Herr Knüpfing hier "mitzieht" ist klar. Geht garnicht anders.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Es ist ja schön, dass die Stadt Würzburg jetzt sofort reagiert hat. Allerdings trifft die Aufsichtsbehörde hier klar eine Mitschuld! Die Feuershows waren weit über Würzburg hinaus durch die sozialen Medien bekannt. Nur bei den Behörden anscheinend nicht?! Bau- und brandschutzrechliche Mängel entstehen auch nicht von heute auf morgen und wären bei einer regelmäßigen Kontrolle sicherlich aufgefallen. Feuershows gehören nicht in die Hände von Amateuren. Außerdem werden die wenigsten Barkeeper von alleine regelmäßig auf so eine schwachsinnige Idee kommen! Insofern muss man wohl davon ausgehen, dass die Geschäftsleitung die Mitarbeiter dazu angestiftet hat, um einen günstigen und, im wahrsten Sinne des Wortes, brandgefährlichen Effekt zu inszinieren, anstatt so etwas geschulten und versicherten Profis zu überlassen! Hier muss man tatsächllich an der gewerberechtlichen Zuverlässigkeit des Betreibers zweifeln!
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  • C. B.
    Zu und nicht mehr aufmachen.
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  • U. S.
    Es ist bekannt, was dort üblich ist. Entweder bleibe ich dort fern oder ich weisss was mich erwartet und setze mich dem aus. Diesmal ging es schief - aber es war vorhersehbar und so schlimm es auch für das Opfer ist, wenn es nicht ein total Fremder ist wusste er was ihn dort erwartet. Gute Besserung!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Er wusste sicher nicht, dass ihn dort eine Brandverletzung erwartet.
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  • G. W.
    Hätte sich in oder vor diesem Club ein Gast eine Grastüte angezündet,
    dann wäre sicherlich irgendein Polizeischüler oder Beamter in Freizeit sofort parat gestanden,
    um die Diensthabenden zu alarmieren.

    So aber wird über Jahre hinweg lebensgefährlicher Unfug betrieben,
    aber niemandem interesierts.

    Ich kanns schlichtweg nicht glauben,
    daß so ein Treiben über so lange Zeit nicht aktenkundig wird.

    Alles Gute dem Feuergeschädigten!
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  • E. E.
    Volkommene Zustimmung! Ich will und kann es nicht glauben, dass so Etwas über Jahre von den Behörden Behörden unbemerkt geblieben sein soll. An der Einen oder Anderen Veranstaltung war ich in den letzten30 Jahren auch schon beteiligt und da wird bei Begehungen oft richtiggehend korinthenkackerei betrieben und wenn was vorfällt findet sich immer Einer ders petzt. Die brennenden Theken im Odeon sollen über Jahre Niemanden aufgefallen sein? Fast schon lächerlich!
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  • M. E.
    @GWM. Warum müssen Sie den immer boshafte/gehässige Seitenhiebe verteilen. Ihrem Kommentar könnte ich zustimmen, würden Sie den ersten Satz weggelassen haben.
    Dem Betreiber muß man solch eine Verantwortung entziehen, der spielt mit dem Leben seiner Gäste!

    Dem Brandopfer kann man wirklich nur alles gute wünschen
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  • G. W.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln (fehlender Bezug zum Thema des Artikels) auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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