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Würzburg
Nach Erstimpfung mit Astrazeneca: Was alle unter 60 Jahren wissen müssen
Manche Unter-60-Jährige haben bereits eine erste Corona-Impfung mit Astrazeneca erhalten. Dann änderte die Impfkommission ihre Empfehlung. Was bedeutet das für Betroffene?
Der Corona-Impfstoff von Astrazeneca hat nicht das beste Image. Das liegt auch an den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, die sich mehrfach geändert haben. Derzeit wird der Impfstoff allen ab 60 Jahren empfohlen.
Foto: Matthias Bein, dpa | Der Corona-Impfstoff von Astrazeneca hat nicht das beste Image. Das liegt auch an den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, die sich mehrfach geändert haben. Derzeit wird der Impfstoff allen ab 60 Jahren empfohlen.
Jonas Keck
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:53 Uhr

Das Hin und Her um den Impfstoff von Astrazeneca verunsichert viele Menschen. Erst war der Impfstoff nur für Menschen unter 65 Jahre zugelassen, dann empfahl die Ständige Impfkommission (Stiko) ihn nur noch für Menschen über 60. Der Grund für die Einschränkung ist, dass es zuletzt über 40 Verdachtsfälle einer Sinusvenenthrombose nach Astrazeneca-Impfungen gab. Vor allem jüngere Frauen waren davon betroffen. In Bayern kann sich seit Donnerstag jeder beim Hausarzt mit Astrazeneca impfen lassen - "nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung", heißt es von Seiten des Bayerischen Gesundheitsministeriums. Was Unter-60-Jährige über den Impfstoff wissen müssen.

Ich bin jünger als 60 Jahre und habe bei der Erstimpfung Astrazeneca bekommen. Was werde ich bei der Zweitimpfung erhalten?

Unter 60-Jährige, die bereits einmal mit Astrazeneca geimpft wurden, sollen für ihre Zweitimpfung in der Regel die Präparate von Biontech oder Moderna erhalten. Auf diese Empfehlung haben sich die Gesundheitsminister der Länder einstimmig geeinigt und folgen damit dem Vorschlag der Stiko von Anfang April. Alternativ können Betroffene "mit Astrazeneca geimpft werden, wenn sie sich gemeinsam mit dem impfenden Arzt und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung dafür entscheiden", so das Bundesgesundheitsministerium.

Die Stiko empfiehlt Menschen unter 60 eine Zweitimpfung mit einem anderen Impfstoff. Auf welcher wissenschaftlichen Grundlage?

Hinsichtlich der zweiten Impfstoffdosis für Personen, die bereits eine erste Dosis Astrazeneca erhalten haben, gibt es dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge "noch keine wissenschaftliche Evidenz zur Sicherheit und Wirksamkeit einer gemischten Impfserie". Das bedeutet, dass der wissenschaftliche Nachweis bislang nicht erbracht ist. Bis entsprechende Daten vorliegen, empfiehlt die Stiko für Personen unter 60 Jahre anstelle der zweiten Impfdosis von Astrazeneca, eine Dosis eines mRNA-Impfstoffs zwölf Wochen nach der Erstimpfung zu verabreichen. Hintergrund hierfür sei laut RKI, dass der von einer einmaligen Astrazeneca-Impfung ausgelöste Schutz nach zwölf Wochen abzunehmen beginne.

Was sagt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Impfung mit unterschiedlichen Vakzinen?

Die WHO hat bisher noch keine Empfehlung für sogenannte Kreuzimpfungen gegen das Coronavirus ausgesprochen. Es lägen noch keine ausreichenden Daten für mögliche Risiken einer ersten Impfdosis mit Astrazeneca und einem anderen Mittel als Zweitimpfung vor, hatte WHO-Sprecherin Margaret Harris vor einigen Tagen erklärt. Sie bezog sich auf eine vorläufige Empfehlung eines WHO-Expertengremiums von Februar. Demnach solle vorläufig das gleiche Produkt für beide Impfungen gespritzt werden. "Ohne ausreichende Daten über mögliche Risiken darf es keine Zweitimpfung mit anderen Impfstoffen geben", sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz.

Ist davon auszugehen, dass die Impfung mit unterschiedlichen Impfstoffen denselben Schutz bietet wie eine Impfung mit demselben Impfstoff?

Es gibt keine Daten, die das belegen. Das bestätigt Prof. Oliver Kurzai vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg. "Die Studien laufen noch. Allerdings ist es naheliegend, einen gleichwertigen Impfschutz anzunehmen." Die Stiko stützte diese Empfehlung auf biologische Plausibilität und tierexperimentelle Befunde, die zeigen würden, dass eine Kombination aus Vekorimpfstoff und RNA-Impfstoff einen gleichwertigen Impfschutz bildet.

Warum kann nach der Erstimpfung mit einem Vektorimpfstoff eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff folgen? Gibt es so etwas schon bei anderen Erkrankungen?

Eine solche Kombination gibt es laut Prof. Kurzai bei anderen Erkrankungen nicht – das sei auch nicht möglich, da mRNA-Impfstoffe eine "Weltneuheit" sind. Der Wissenschaftler betont aber: Die Vektorimpfstoffe und die mRNA-Impfstoffe verwenden das gleiche Impfantigen: Das S-Protein des SARS-CoV-2-Virus. "Von daher sind es zwar unterschiedliche Impfstoffe, enthalten aber den gleichen Wirkstoff", sagt er. Aus immunologischer Sicht könne es sogar sinnvoll sein, unterschiedliche Impfstoffarten mit demselben Impfantigen zu kombinieren – man spricht von "heterologen prime-boost Kombinationen". Das gebe es laut Kurzai durchaus schon, zum Beispiel beim Ebola-Virus, wo in Studien zwei unterschiedliche Vektorimpfstoffe kombiniert wurden. "Auch beim russischen Covid-Impfstoff Sputnik V werden im Prinzip für die Erst- und Zweitimpfung zwei unterschiedliche Vektorimpfstoffe genutzt", sagt der Würzburger Mediziner.

Was muss ich tun, damit ich auch den Impfstoff bekomme, den ich will?

Unter-60-Jährige, die ihre Erstimpfung im Impfzentrum bekommen haben, erhalten über das Internetportal BayIMCO (www.impfzentren.bayern) einen Termin für die Zweitimpfung. Das teilt eine Sprecherin des bayerischen Gesundheitsministeriums auf Anfrage mit. Aktuell lege BayIMCO für die Zweitimpfung denselben Impfstoff fest, der auch bei der Erstimpfung verwendet wurde. Die Auswahl eines anderen Impfstoffs für die zweite Impfung sei daher aktuell in BayIMCO noch nicht möglich. In den nächsten Tagen werde BayIMCO aber dahingehend umgestellt, dass der Impfstoff der Zweitimpfung für Bürger, die bereits eine Erstimpfung mit Astrazeneca erhalten haben, auszuwählen ist. Den kann dann der Arzt im Impfzentrum beim Termin für die Zweitimpfung auswählen. "Das heißt, nach dem Scan eines QR-Codes muss der Arzt den Impfstoff auswählen, der für die Zweitimpfung verwendet wird", teilt die Sprecherin mit. Grundsätzlich rät das Ministerium dazu, sich an das zuständige Impfzentrum zu wenden.

Wann muss ich entscheiden, welchen Impfstoff ich möchte?

"Der Impfling wird im Impfzentrum individuell vom Impfarzt beraten und aufgeklärt", sagt Michael Dröse, Verwaltungsleiter der Würzburger Impfzentren. Sollten besondere Vorerkrankungen vorliegen, sollten diese im Aufklärungsgespräch thematisiert werden. Danach erfolge die Entscheidung für den jeweiligen Impfstoff. Es findet hierzu keine Kommunikation zwischen dem Impfarzt und dem Hausarzt statt. "Der Impfling trifft im Impfzentrum nach dem Aufklärungsgespräch die Entscheidung", zitiert das Landratsamt Würzburg den Verwaltungsleiter.

Spielt die Wahl des Impfstoffs eine Rolle dabei, ob ich beim Hausarzt oder im Impfzentrum geimpft werde?

Nach Auskunft des bayerischen Gesundheitsministeriums werden die Impfzentren seit dem 19. April für Erstimpfungen nicht mehr mit Astrazeneca beliefert. Das Ministerium beziehe sich dabei auf Angaben des Bundes. Astrazeneca komme derzeit in Impfzentren nur noch für Zweitimpfungen zum Einsatz. Erst- und Zweitimpfung mit Astrazeneca erfolgen künftig in den Arztpraxen.

Sind die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna gleichwertig?

Ja, in Hinblick auf Sicherheit und Wirksamkeit hat sie die Stiko als gleichwertig eingestuft. Einen Unterschied gibt es beim Mindestalter der Impflinge: Biontech ist ab 16 Jahren, Moderna erst ab 18 Jahren zugelassen.

Wie viele Unter-60-Jährige wurden bereits mit Astrazeneca erstgeimpft und warten noch auf ihre Zweitimpfung?

Laut Bundesgesundheitsministerium haben in Deutschland rund 2,2 Millionen Menschen unter 60 eine erste Impfung mit dem Astrzeneca-Impfstoff erhalten. Für die Region liegen der Regierung von Unterfranken die Zahlen nicht vor.

Gelten für Personen mit Kreuzimpfung dieselben Lockerungen wie für andere Corona-Geimpfte?

Ja. Für die Lockerungen macht es einer Sprecherin des bayerischen Gesundheitsministeriums zufolge keinen Unterschied, welcher Impfstoffe verwendet wurde. In Bayern müssen Menschen mit vollständigem Impfschutz nach engem Kontakt zu einem Corona-Infizierten nicht mehr in häusliche Quarantäne. Das gelte unter anderem für vollständig geimpfte Personen ab dem 15. Tag nach der abschließenden Impfung.

Mit Informationen von dpa

 
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Kommentare
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  • klafie
    sowieso alles hü oder heut - heute so - morgen so, kennt sich doch kein mensch mehr aus.
    politik hat viel zu lange geschlafen.
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  • Therese
    Sehr geehrte Herr Redakteur Keck, bitte klären:
    Wie sieht es dann aus, wenn jemand unter 60 der Empfehlung folgt, die erste Impfung Astra hatte, nun eine 2. mit z. B. Biotec bekommt. Muss er dann nach einer weiteren Wartezeit noch eine 2. Impfung mit Biontec - somit also eine 3. Impfung- wie alle anderen rein Biontec Geimpften bekommen um einen gleichwertigen Schutz zu haben?
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  • Jonas_Keck
    Hallo Therese,

    eine dritte Impfung nach dem Wechsel des Impfstoffs empfiehlt die Ständige Impfkommission nicht. Auch der Mediziner Prof. Oliver Kurzai hält eine dritte Impfung aus immunologischer Sicht nicht für sinnvoll.

    Beste Grüße
    Jonas Keck
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  • tabima
    Stand 21.4.21 gab es bisher 63 Fälle einer Sinusvenenthrombose im Alter zwischen 20 und 79 Jahren - PEI
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  • Steler06501902
    Bei 4.777.923 Erstimpfung (0,0013%)sind 63 Fällen aufgetreten.12 Personen sind verstorben (0,00025%)
    Das Risiko an Covid 19 zu sterben liegt mit 34-38 Jahren bei 0,1 %; bei 50 - 54 Jahre 0,4 % und ab 90 Jahren 17,4 %
    Quelle: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.htm
    Hier der Punkt 13 -> konkret die Beschreibung des IFRs
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  • awounterfranken
    Was für ein Chaos!!! Der Impfling soll selbst entscheiden...?! Unfassbar! Entweder, die Zweitimpfung mit einem anderen Wirkstoff ist wirksam oder nicht! Aber nicht, der eine sagt hü der andere hot!
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