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Würzburg
Nach den verbotenen "Z"-Zeichen auf der Kirchenmauer: Wie ist die Stimmung in der Würzburger Gethsemanegemeinde?
Prorussische Kriegspropaganda hat in der evangelischen Gemeinde am Würzburger Heuchelhof Entsetzen ausgelöst. Was Pfarrerin Anna Bamberger jetzt vor hat.
Gemeindepfarrerin Anna Bamberger ist erleichtert, dass die  Kriegspropaganda nun nicht mehr auf den Kirchenmauern prangt. Sie betreut die evangelische Gethsemanegemeinde am Würzburger Heuchelhof und die Trinitatisgemeinde im Stadtteil Rottenbauer, deren Kirche im Hintergrund zu sehen ist.
Foto: Daniel Peter | Gemeindepfarrerin Anna Bamberger ist erleichtert, dass die  Kriegspropaganda nun nicht mehr auf den Kirchenmauern prangt.
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:57 Uhr

Sie waren bundesweit in den Medien: Fünf große Zs prangten unübersehbar und hartnäckig seit dem 27. März an den Bruchsteinmauern der Gethsemanekirche. Vor gut einer Woche konnte eine Fachfirma sie entfernen. Für Gemeindepfarrerin Anna Bamberger ist damit aber noch längst nicht alles ausgestanden. Sie möchte die jahrzehntelange Friedensarbeit am Würzburger Heuchelhof ausbauen. Das Stadtviertel ist Anfang der 1970-er Jahre entstanden. Viele Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion, Rumänien und Polen sind dorthin gezogen. Die Pfarrerin will jetzt heraus finden, was zum Unfrieden geführt hat, damit es wieder Frieden am Heuchelhof geben kann.

Frage: Die Z-Zeichen an der Kirchenmauer der Gethsemanekirche ließen sich, auch wenn es sehr aufwendig war, entfernen. Doch Spannungen lassen sich nicht so schnell lösen. Wie ist die Stimmung jetzt in der Gemeinde, und was bleibt zurück?

Anna Bamberger: Die Stimmung in der Gemeinde hat sich verändert. Anfangs gab es viel Entsetzen über die Z-Zeichen an der Kirchenmauer. Dass die Kirche beschmiert worden ist, hat bei vielen Wut ausgelöst. Und das Empfinden, Opfer geworden zu sein. Damit geht ja auch eine Beschämung einher. Das ist jetzt nicht mehr so. Jetzt überwiegt die Gewissheit, dass wir in der Gethsemanegemeinde für den Frieden stehen, um den wir uns seit Jahrzehnten mit friedenspolitischer Arbeit bewusst bemühen. Deswegen steht die Gemeinde auf gutem Grund - den auch die Z- Symbole an den Kirchenmauern nicht zum Beben bringen. Im Gegenteil: Sie bestärken uns in unserer Arbeit, die wir weiterführen.

Wie ist denn Ihre persönliche Stimmung?

Bamberger: Ich bin sehr erleichtert, dass diese Symbole nun weg sind. Denn, sie haben viele Menschen im Alltag sehr belastet und bedroht. Aber auch sehr motiviert. Zusammen mit der Quartiersmanagerin, mit der Landsmannschaft und dem Bürgerverein wollen wir den Frieden auf dem Heuchelhof fördern und uns mit dem Krieg in der Ukraine, auch mit den Verletzungen, die dadurch entstanden sind, auseinandersetzen. Und wir haben schon erste Projektideen.

Welche denn?

Bamberger: Es wird noch im Mai einen Seminartag mit einer Psychologin und einem Journalisten geben. Beide möchten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Handwerkszeug mitgeben, damit sie sich an einem friedensbringenden Austausch beteiligen können. Und Fragen klären: Beispielsweise wie es überhaupt zu solchen extremen politischen Haltungen kommen kann.  Oder welche Möglichkeiten es gibt, darauf spontan, beispielsweise beim Gespräch über den Gartenzaun, zu antworten.

Zum Friedensgebet vor der Gethsemanekirche am Würzburger Heuchelhof am 27. März ist auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt (Bildmitte) gekommen. Die Kirche wurde mehrmals mit dem Buchstaben Z beschmiert.
Foto: Thomas Fritz | Zum Friedensgebet vor der Gethsemanekirche am Würzburger Heuchelhof am 27. März ist auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt (Bildmitte) gekommen. Die Kirche wurde mehrmals mit dem Buchstaben Z beschmiert.
Was können Sie denn als Gemeindepfarrerin tun?

Bamberger: Bevor es Frieden geben kann, muss klar werden, was zum Unfrieden geführt hat. Dieser ist ja nicht von heute auf morgen entstanden, sondern durch politische Entscheidungen oder durch Verletzungen, die einzelne oder ganze Familien in ihrer Biographie erlebt haben. Meine Aufgabe sehe ich darin, Gespräche zu fördern, zu moderieren, Verständnis anzulegen und Räume zu öffnen. Damit Menschen erzählen können, woran sie gelitten haben. Ich glaube, dass sie ihre Verletzungen dann nicht in Aggressionen gegen andere äußern, sondern dieser Austausch zu Respekt und Verständnis führen kann.

Diesen Weg ist die Gethsemanegemeinde aber doch schon gegangen. Ist er gescheitert und Sie brauchen jetzt einen neuen Ansatz?

Bamberger: Nein, auf gar keinen Fall! Wenn ich sehe, dass in einer Nacht vielleicht einer oder zwei sehr feige Menschen, ohne dass man sie zu Gesicht bekam, ihre Meinung durch kriegsverherrlichende Z-Symbole geäußert haben und am Abend danach 350 Menschen ganz bewusst öffentlich für den Frieden waren, zeigt sich die Verhältnismäßigkeit. Viele, die allermeisten, lassen sich eben nicht von wenigen mobilisieren. Das hat sicher auch etwas mit der Arbeit der vergangenen Jahre zu tun. Wir dürfen die Meinungsmache nicht denen überlassen, die am lautesten oder am agressivsten sind, deshalb müssen wir diese Arbeit fortführen.

An diesem Sonntag wird Ostern gefeiert, das höchste christliche Fest. Wie schwer ist es Ihnen angesichts der grauenvollen Bilder aus Butscha, Mariupol und anderen ukrainischen Orten gefallen, einen Predigttext zu finden, der zur freudigen Osterstimmung passt?

Bamberger: Tatsächlich ist diese Osterfreude eine besondere. Es ist keine Freude, die anlasslos entsteht, sondern die mitten im Tod entsteht. Die Vorgeschichte ist ja, dass Gottes Sohn völlig zu Unrecht verurteilt wird. In dieser Ungerechtigkeit, in diesem Leid, schafft es Gott, Freude, Leben, Hoffnung und Frieden entstehen zu lassen. Die Ostergeschichte ist immer dort gut aufgehoben, wo gerade besonders viel Leid ist, weil sie dort ihre allergrößte Wirkmacht entfaltet: Nämlich das Vertrauen darauf, dass Gott in jedem unserer Leiden Gutes schaffen kann. Und darüber werde ich predigen.

Haben Sie in diesen Zeiten überhaupt noch Hoffnung auf Frieden?

Bamberger: Mir fällt die Hoffnung auf Frieden nicht schwer. Ich glaube, ohne sie könnte ich gar nicht leben. Wenn ich aufmerksam durch mein Leben gehe, entdecke ich auch großen Anlass zur Hoffnung. So sehe ich beispielsweise, dass sich viele Menschen für den Frieden stark machen, obwohl es vielleicht aussichtslos erscheint. Und ich bekomme täglich die große Hilfsbereitschaft für Geflüchtete mit. Das alles ist nicht Nichts und muss gefüttert werden. Und darüber wird auch ein österlicher Segen liegen.

 
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    Keine Kommentare, außer von mir?
    Diese Gefühlsduseleien müssen ein Ende haben!
    Wer sich hier nicht integrieren will und mit dem Leben was Deutschland bietet nur für sich das Positive rausstreicht, soll wieder dahin, wo er hergekommen ist!
    So einfach ist das! Wo ist da ein Problem?
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