Sie waren bundesweit in den Medien: Fünf große Zs prangten unübersehbar und hartnäckig seit dem 27. März an den Bruchsteinmauern der Gethsemanekirche. Vor gut einer Woche konnte eine Fachfirma sie entfernen. Für Gemeindepfarrerin Anna Bamberger ist damit aber noch längst nicht alles ausgestanden. Sie möchte die jahrzehntelange Friedensarbeit am Würzburger Heuchelhof ausbauen. Das Stadtviertel ist Anfang der 1970-er Jahre entstanden. Viele Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion, Rumänien und Polen sind dorthin gezogen. Die Pfarrerin will jetzt heraus finden, was zum Unfrieden geführt hat, damit es wieder Frieden am Heuchelhof geben kann.
Anna Bamberger: Die Stimmung in der Gemeinde hat sich verändert. Anfangs gab es viel Entsetzen über die Z-Zeichen an der Kirchenmauer. Dass die Kirche beschmiert worden ist, hat bei vielen Wut ausgelöst. Und das Empfinden, Opfer geworden zu sein. Damit geht ja auch eine Beschämung einher. Das ist jetzt nicht mehr so. Jetzt überwiegt die Gewissheit, dass wir in der Gethsemanegemeinde für den Frieden stehen, um den wir uns seit Jahrzehnten mit friedenspolitischer Arbeit bewusst bemühen. Deswegen steht die Gemeinde auf gutem Grund - den auch die Z- Symbole an den Kirchenmauern nicht zum Beben bringen. Im Gegenteil: Sie bestärken uns in unserer Arbeit, die wir weiterführen.
Bamberger: Ich bin sehr erleichtert, dass diese Symbole nun weg sind. Denn, sie haben viele Menschen im Alltag sehr belastet und bedroht. Aber auch sehr motiviert. Zusammen mit der Quartiersmanagerin, mit der Landsmannschaft und dem Bürgerverein wollen wir den Frieden auf dem Heuchelhof fördern und uns mit dem Krieg in der Ukraine, auch mit den Verletzungen, die dadurch entstanden sind, auseinandersetzen. Und wir haben schon erste Projektideen.
Bamberger: Es wird noch im Mai einen Seminartag mit einer Psychologin und einem Journalisten geben. Beide möchten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Handwerkszeug mitgeben, damit sie sich an einem friedensbringenden Austausch beteiligen können. Und Fragen klären: Beispielsweise wie es überhaupt zu solchen extremen politischen Haltungen kommen kann. Oder welche Möglichkeiten es gibt, darauf spontan, beispielsweise beim Gespräch über den Gartenzaun, zu antworten.
Bamberger: Bevor es Frieden geben kann, muss klar werden, was zum Unfrieden geführt hat. Dieser ist ja nicht von heute auf morgen entstanden, sondern durch politische Entscheidungen oder durch Verletzungen, die einzelne oder ganze Familien in ihrer Biographie erlebt haben. Meine Aufgabe sehe ich darin, Gespräche zu fördern, zu moderieren, Verständnis anzulegen und Räume zu öffnen. Damit Menschen erzählen können, woran sie gelitten haben. Ich glaube, dass sie ihre Verletzungen dann nicht in Aggressionen gegen andere äußern, sondern dieser Austausch zu Respekt und Verständnis führen kann.
Bamberger: Nein, auf gar keinen Fall! Wenn ich sehe, dass in einer Nacht vielleicht einer oder zwei sehr feige Menschen, ohne dass man sie zu Gesicht bekam, ihre Meinung durch kriegsverherrlichende Z-Symbole geäußert haben und am Abend danach 350 Menschen ganz bewusst öffentlich für den Frieden waren, zeigt sich die Verhältnismäßigkeit. Viele, die allermeisten, lassen sich eben nicht von wenigen mobilisieren. Das hat sicher auch etwas mit der Arbeit der vergangenen Jahre zu tun. Wir dürfen die Meinungsmache nicht denen überlassen, die am lautesten oder am agressivsten sind, deshalb müssen wir diese Arbeit fortführen.
Bamberger: Tatsächlich ist diese Osterfreude eine besondere. Es ist keine Freude, die anlasslos entsteht, sondern die mitten im Tod entsteht. Die Vorgeschichte ist ja, dass Gottes Sohn völlig zu Unrecht verurteilt wird. In dieser Ungerechtigkeit, in diesem Leid, schafft es Gott, Freude, Leben, Hoffnung und Frieden entstehen zu lassen. Die Ostergeschichte ist immer dort gut aufgehoben, wo gerade besonders viel Leid ist, weil sie dort ihre allergrößte Wirkmacht entfaltet: Nämlich das Vertrauen darauf, dass Gott in jedem unserer Leiden Gutes schaffen kann. Und darüber werde ich predigen.
Bamberger: Mir fällt die Hoffnung auf Frieden nicht schwer. Ich glaube, ohne sie könnte ich gar nicht leben. Wenn ich aufmerksam durch mein Leben gehe, entdecke ich auch großen Anlass zur Hoffnung. So sehe ich beispielsweise, dass sich viele Menschen für den Frieden stark machen, obwohl es vielleicht aussichtslos erscheint. Und ich bekomme täglich die große Hilfsbereitschaft für Geflüchtete mit. Das alles ist nicht Nichts und muss gefüttert werden. Und darüber wird auch ein österlicher Segen liegen.
Diese Gefühlsduseleien müssen ein Ende haben!
Wer sich hier nicht integrieren will und mit dem Leben was Deutschland bietet nur für sich das Positive rausstreicht, soll wieder dahin, wo er hergekommen ist!
So einfach ist das! Wo ist da ein Problem?