zurück
Hubland
Nach Anschlagsandrohung auf Uni Würzburg: Das hat es mit dem TikTok-Trend "Swatting" auf sich
Bei der Anschlagsandrohung auf die Uni Würzburg geht die Polizei davon aus, dass der Täter dem sogenannten "Swatting" nachkam. Das LKA erklärt, was es damit auf sich hat.
Vor etwa einer Woche kam es zu einem Großeinsatz der Polizei am Hubland-Campus der Universität Würzburg.
Foto: Ulises Ruiz Diaz | Vor etwa einer Woche kam es zu einem Großeinsatz der Polizei am Hubland-Campus der Universität Würzburg.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 09.09.2024 02:30 Uhr

Mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften war die Polizei Unterfranken am vergangenen Freitagmittag am Unicampus am Würzburger Hubland im Einsatz. Grund war eine konkrete Anschlagsdrohung, die die Uni kurz zuvor per Telefon erhalten hatte. Das gesamte Gelände wurde abgesperrt, teilweise evakuiert und der Verkehr umgeleitet.

Wie sich später herausstellte, kam der Anruf von einer männlichen Person aus Nordrhein-Westfalen. Nach aktuellen Erkenntnissen könnte es sich wohl um die aktuelle TikTok-Challenge "Swatting" handeln, erklärte ein Pressesprecher der Polizei Würzburg die Hintergründe des Anrufes. Doch was genau hat es damit auf sich?

"Swatting" ist vor allem ein Medienphänomen

Beim sogenannten "Swatting" handelt es sich um Vortäuschen von Notsituationen, beispielsweise durch einen Anruf bei der Polizei oder dem Rettungsdienst, erklärt Katrin Günzel, Pressesprecherin des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA), auf Anfrage der Redaktion. Ziel sei es, einen Einsatz bei der Zielperson auszulösen und diese dadurch zu belästigen.

Der Name leitet sich von den Spezialkommandos der Polizei in den USA ab, den sogenannten Swat-Teams (Special Weapons and Tactics; zu Deutsch: spezielle Waffen und Taktiken). In Deutschland kann man diese mit dem Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei vergleichen.

Oftmals werde "Swatting" gegen Prominente sowie in der Online-Gaming-Szene verwendet, sagt Günzel. "Aufgrund der medialen Präsenz entwickelte es sich schnell zu einem Trend, der von den USA unter anderem nach Deutschland überschwappte." Das Phänomen sei jedoch mithilfe der polizeilichen Kriminalstatistik nicht erhebbar und auch im polizeilichen Vorgangsverwaltungssystem sei kein entsprechendes Schlagwort vergeben, weshalb Günzel nicht sagen kann, wie viele Fälle des "Swatting" es in Bayern bislang gab.

2017 endete das "Swatting" in den USA sogar tödlich

Prof. Frank Schwab, Medienpsychologe an der Universität Würzburg, erklärt, dass "Swatting" vor allem ein Medienphänomen ist, denn die Täter hätten durch das Netz die Fantasie der Anonymität. "Sie denken, dass man im Internet eh nicht erwischt wird", sagt er. Aber auch die entsprechende Aufmerksamkeit führe zu Nachahmer. "Die vielen Likes hatte man früher nicht. Heute gibt es für solche dummen Aktionen Zuspruch von tausenden Menschen im Netz."

Medienpsychologe Prof. Frank Schwab von der Uni Würzburg weiß, dass'Swatting' vor allem ein Medienphänomen ist. 
Foto: Johannes Kiefer | Medienpsychologe Prof. Frank Schwab von der Uni Würzburg weiß, dass"Swatting" vor allem ein Medienphänomen ist. 

In Amerika scheint es den Trend schon länger zu geben. Wie verschiedene US-Medien berichten, wurden Prominente und Influencer bereits Opfer der sogenannten Swatter. "Da gibt es große Stars wie Ashton Kutcher oder Justin Bieber, denen das schon passiert ist", sagt Schwab. Einige Falschmeldungen führten sogar beispielsweise dazu, dass die Häuser von Menschen durchsucht wurden – und unschuldige Menschen von der Polizei mit vorgehaltener Waffe festgehalten wurden.

Für einen 28-Jährigen endete das "Swatting" Ende 2017 sogar tödlich. Ein 26-jähriger Kalifornier rief bei der Polizei von Wichita im US-Bundesstaat Kansas an und meldete fälschlicherweise eine Schießerei und eine Geiselnahme an der Adresse des 28-Jährigen. Das unbewaffnete Opfer wurde an der Tür von einem Polizeibeamten erschossen, da dieser glaubte, dass er nach einer versteckten Waffe greifen wollte.

Täter sind meistens männlich 

Frank Schwab erklärt gegenüber der Redaktion, dass es sich beim "Swatting" meistens um ein männliches und jüngeres Täterumfeld handelt. "Man sieht das ganz deutlich, wenn man sich die Verteilung von antisozialem Verhalten in der Bevölkerung anschaut. Wir haben dann eine starke Beule bei den Männern und vor allem bei den Männern in einem gewissen Alter", sagt Schwab.

Er nennt den Beginn der Pubertät bis in die Zeit der Familiengründung als Zeitraum. "Da neigen sie dazu, zu eskalieren - vor allem in affektgeladenen Situationen: Ärger, Zorn und Wut." Aber auch der Status sei hier ein Thema. "Wer ist der Held auf dem Feld? Da ticken viele aus und machen Blödsinn". 

Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um präventiv gegen "Swatting" vorzugehen?

Um als Privatperson nicht von "Swatting" betroffen zu sein, sollten persönliche Informationen wie die eigene Adresse oder Handynummer niemals öffentlich im Internet geteilt und Konten im Internet vor unbefugtem Zugriff gesichert werden, heißt es von Seiten des LKA. Freundschaftsanfragen in den sozialen Medien sollten zudem vor Bestätigung genau hinterfragt werden, bevor ein Einblick auf die privaten Seiten gewährt wird.
Sollten Sie über die Kanäle von Social Media Hinweise auf einen "Swatting"-Versuch bekommen, sichern Sie den Chatverlauf und informieren Sie umgehend die Polizei.
Quelle: LKA
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Sophia Scheder
Ashton Kutcher
Evakuierungen
Hubland
Influencerinnen und Influencer
Instagram-Inhalte
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Justin Bieber
Kalifornier
Landeskriminalämter
Polizei
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Hans-Martin Hoffmann
    TikTok -

    ich glaube sehr, wenn China uns sabotieren will, brauchen die sich gar nicht selber zu bemühen. Es reicht, einen entsprechenden Trend loszutreten, und den Rest besorgen irgendwelche Dummköpfe ganz von alleine. Wer es fassen kann, der fasse es!

    Schon mal dran gedacht, dass das sogar Methode haben könnte? Und die Urheber lachen sich wahrscheinlich noch scheckig über unsere "Dämlichkeit" - in China gäbe es sowas "Dank" umfassender Überwachung (und Internet-Zensur) wohl nicht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten