
Nach dem Weggang der Redemptoristen aus der Pfarreiengemeinschaft Ost und der Schließung des Klosters an der Keesburg, hat Pfarrer Sven Johannsen die Leitung der Pfarreiengemeinschaft übernommen. Zuvor war der 1971 in Dettelbach geborene Pfarrer als Kurator des Pastoralen Raums in Lohr zuständig.
Johannsen studierte in Würzburg und Verona
Der heute 52-Jährige studierte Theologie in Würzburg und Verona. Von 1996 bis 1998 absolvierte er ein Aufbaustudium "Caritaswissenschaft und christliche Sozialarbeit" in Freiburg und Lahti (Finnland). Nach seiner Zeit als Diakon in Karlstadt wurde er von Bischof Dr. Paul-Werner Scheele am 20. Februar 1999 im Würzburger Kiliansdom zum Priester ernannt.
Mehrere Stationen prägten seinen Werdegang, fast neun Jahre war er in Bad Brückenau, ganze 16 Jahre lang im Dekanat Lohr tätig. Im Interview erzählt der 52-Jährige, ob er sich in Würzburg angekommen fühlt, was seine Pläne für die Pfarreiengemeinschaft sind und warum das Zölibat in der jetzigen Form seiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß ist.

Pfarrer Sven Johannsen: Ich fühle mich wohl in Würzburg und habe auch den Eindruck, dass die Gemeinde mich gut aufgenommen hat. Die Stadt kenne ich ja bereits aus meinem Studium, aufgewachsen bin ich in Kitzingen. Früher habe ich immer gesagt, ich gehe nicht als Priester nach Würzburg, da ich nicht in die unmittelbare Nähe des Ordinariats wollte. Es ist nicht ganz meine Art Kirche, die dort gelebt wird. In Lohr sind wir als Pfarrgemeinde auch unsere eigenen Wege gegangen. Wir sind nicht in ständigem Konflikt mit dem Bistum gewesen, aber hatten auch keine intensive Beziehung. Wenn es hieß, der Bischof kommt vorbei, war der Jubel relativ gering.
Johannsen: Nach 16 Jahren in Lohr, wo ich wirklich sehr gerne tätig war, war für mich die Zeit jetzt reif für einen Wechsel. Eine Pfarreiengemeinschaft in einer größeren Stadt zu übernehmen, hat mich nach den vielen Jahren im ländlichen Bereich gereizt. Als mich der Würzburger Dekan und Domkapitular Stefan Gessner anfragte, ob ich nach dem Weggang der Redemptoristen die Pfarreiengemeinschaft Ost in Würzburg übernehmen möchte, habe ich gedacht, dass das passen kann. Das dachte er vermutlich auch.
Johannsen: In manchen Gesprächen ist immer noch spürbar, dass die Menschen der Pfarreiengemeinschaft Ost traurig und verärgert über das Geschehene sind. Zu dem Konflikt selbst, möchte ich mich nicht äußern, da ich überhaupt nicht involviert war. Aber ich kann die Verärgerung verstehen und höre zu. Es ist nie einfach, wenn ein beliebter Seelsorger geht. Schön ist, dass Pater Fritz Vystrcil mich sehr wohlwollend angekündigt hat. Zudem hatte ich im Vorfeld Gespräche mit den Gremien vor Ort. Da habe ich deutlich gemacht, dass ich nicht das Sprachrohr der Diözese bin, aber auch nicht derjenige, der eine Rebellion anzetteln will.
Johannsen: Die Redemptoristen waren beliebt und haben eine gute Seelsorge gemacht. Ich glaube in der Ausrichtung sind wir uns ähnlich. Ich drehe den Wind nicht besonders nach rechts oder links, sondern bleibe gerne in der Mitte. Nur mein Hintergrund ist etwas anders, eher theologisch, ich bin Priester der Diözese Würzburg, also beim Bischof angestellt. Mein Wunsch ist es - und das war bei den Redemptoristen ähnlich - ein lebendiges Gemeindeleben zu entwickeln, in der Generationen zusammenfinden. Zudem ist es mir wichtig, dass jede Gemeinde in der Pfarreiengemeinschaft einen eigenen Seelsorger hat, völlig unabhängig davon, ob Priester oder Nicht-Priester.

Johannsen: In den ehemaligen Räumlichkeiten des Klosters, die der Kirchenstiftung gehören, soll etwas Soziales entstehen. Momentan wird ein Gutachten erstellt, dann geht es in die Verhandlungen. Ob ein Neubau entsteht oder ob energetisch saniert wird, entscheidet sich nach der Bewertung. Ganz sicher wird das Projekt irgendetwas mit Wohnen zu tun haben, das ist für Würzburg ein zentrales Thema. Die Kapelle, die ja ziemlich neu gemacht ist, wird indes von der Gemeinde St. Alfons weiter genutzt, ebenso die Sakristei.
Johanssen: Mich haben meine Heimatgemeinde in Kitzingen und der Ministrantendienst sehr geprägt. Ich hatte einen sehr gütigen Pfarrer, der damals in den 80er-Jahren schon kein Auto mehr hatte und sehr bescheiden lebte. Ich fand das gut. Ihm gelang es, mit den Menschen in der Kitzinger Siedlung, wo eher sozial schwächere Familien lebten, auf Augenhöhe zu bleiben. Meine Zeit am Gymnasium der Benediktiner in Münsterschwarzach hat mir auch das klösterliche Leben nahegebracht. Doch mein Weg war nie der ins Kloster, da ich auch ein Privatleben führen und nicht andauernd in einer Gemeinschaft leben möchte.
Johannsen: Kirche sollte mit der Zeit gehen. Über das Zölibat wird ja schon lange diskutiert und es hat bereits kleinere Lockerungen gegeben. Dass man die Zölibatsverpflichtung für Priester in nächster Zeit komplett aufgibt, glaube ich aber nicht. Vielmehr muss überlegt werden, dass Priester, die sich entscheiden zu heiraten, einen Platz in der Kirche finden. Sei es in der Lehre, bei der Caritas oder in der Seelsorge. Wir haben Priestermangel, die katholische Kirche kann es sich nicht leisten, hervorragend ausgebildete Priester einfach abzuweisen. Da stelle ich gerne die Frage, ob das Zölibat theologisch so bedeutend ist, dass es in eine solch rigorose Verpflichtung umgesetzt werden muss, wie sie momentan noch besteht.

Johannsen: Bis dies geschieht, wird es glaube ich noch eine lange Zeit dauern. Aber auch hier entsteht Druck, weil die theologischen Argumente gegen eine Weihe von Frauen eher dünn sind. Ich kann nicht aus dem, dass Jesus mir nicht den Auftrag gegeben hat, Frauen zu weihen, schließen, dass er es nicht wollte. Tradition spielt eine wichtige Rolle, aber wenn ich das Gefühl habe, dass eine Frau berufen ist, die Liturgie zu leiten, kann ich das doch nicht verwehren. Zumindest die Weihe von Diakoninnen steht in meinen Augen eher an, diesen Schritt hoffe ich noch zu erleben.
Johannsen: Was die Kirchensteuer angeht, gefällt mir die italienische Alternative "otto per mille". Da gibt es die sogenannte Mandatssteuer, eine Steuer zugunsten von Religionsgemeinschaften oder sozialen, kulturellen und humanitären Zwecken. Das heißt, jeder ist verpflichtet etwas abzugeben, darf sich aber aussuchen, an wen der Beitrag gehen soll. Ich bin überzeugt, dass auch die Kirche in Deutschland von diesem System profitieren würde. Denn Kirche wäre damit nicht mehr so eng wie jetzt an Steuer gebunden.
Neben Pfarrer Johannsen sind in der Pfarreiengemeinschaft neu im Team: Pfarrvikar Manuel Thomas und Diakon Werner Trenkamp für St. Vitus (Rottendorf), Pastoralreferentin Lisa Hippe gemeinsam mit Pfarrer Johannsen in Unsere liebe Frau, Gemeindereferent Christoph Gewinner für St. Alfons und Pastoralreferent Felix Lamprecht in St. Nikolaus sowie Pater Mario Muschik in Mariannhill.
Frohes Arbeiten!
Sa: 17.30 VAG im Dom
So: 09 00 Neumünster (Anbetungskapelle)
10 00 Konventamt (Dom mit nur mäßiger Beteilung, siehe Liveübertragung)
12 00 Spähtgottesdienst (Dom)
18 30 Abendmesse (Dom)
hier könnte man mindestens den einen oder anderen Gottesdienst auch streichen 3 oder 4 würden am Wochenende auch für den Dom genügen.
Es wäre mal gut zu wissen wieviel sonntags Würzburger Katholiken die Messen in den immer noch hohen Anzahlen von Gottesdiensten jeweils besuchen.
Schade trotzdem dass die Redemptoristen nach segnsreichem Wirken nach so langer Zeit einfach aus Würzburg wegrationalisiert worden sind. Die Padres gingen schweren Herzens von ihren Schäflein, die sie lange Zeit würdig "bedient" hatten. Anscheinend gibt es noch genügend Priester, die in den Gemeinden arbeiten, wenn man erfahrene Männer wie die Padres einer anderen Tätigkeit überlässt.
Aber mal ein ganz anderes Thema:
Ich hatte am Sonntag Morgen, krankheitsbedingt, den Gottesdienst aus Würzburg im BibelTv angeschaut, Würzburger Dom.
Gerade mal ca. 250 Gottesdienstbesucher in einer so großen Kathedrale wie der Kiliansdom nun mal ist. gut 70 % der Kirche war noch frei. Da frage ich mich: andererorts müssen die
Priester sehen, dass sie ihre Gemeinden mit Priester irgendwie abdecken können, und die Gläubigen eine Messe am Sonntag feiern, was ja schon lange keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Aber andererseits gibt