
Die Abschiedstournee durch die Gemeinden der Pfarreiengemeinschaft hat schon begonnen, Ende Juli wird Pater Fritz Vystrcil das letzte Mal in der Kirche Unsere Liebe Frau predigen. Auch das Kloster St. Alfons wird gerade ausgeräumt, es wird Ende August geschlossen. Die Redemptoristen verlassen Würzburg. Was bleibt sind viele schöne Erinnerungen an die Menschen in den Würzburger Gemeinden.
Pater Fritz betrachtet den Altar in der Kirche Unsere Liebe Frau - kurz ULF genannt - und wirkt nachdenklich. "Zu ULF und der hiesigen Gemeinde habe ich eine ganz enge Beziehung, es fällt schwer Abschied zu nehmen", sagt der Geistliche und lächelt. War es doch eine der ersten Gemeinden, für die er tätig wurde, als er 2011 nach Würzburg kam.
Ganz freiwillig sei der Gang von Österreich nach Würzburg damals nicht gewesen. In der Pfarrei und dem dazugehörigen Kloster St Alfons an der Keesburg -aufgebaut 1954 von den Redemptoristen - sollte in der Funktion als Ausbildungshaus immer auch ein Redemptorist aus Österreich vor Ort sein, "dazu wurde ich auserkoren", erklärt der Priester, der erst mit Mitte 30 seiner Berufung, Pfarrer zu werden, gefolgt war. Bevor er mit dem Theologiestudium begann, arbeitete er als Nachrichtentechniker und Computerexperte.

13 Jahre Wurzeln geschlagen und viele Freundschaften geschlossen
Eigentlich seien nur zwei Jahre in Würzburg geplant gewesen, daraus geworden sind 13. In denen der Pater Wurzeln geschlagen hat, viele Taufen, Kommunionen, Hochzeiten und Trauerfeiern begleitet hat und seelsorgerisch tätig war. In denen er viele Freundschaften geschlossen hat und nebenbei auch lernte, wie unterfränkischer Fasching gefeiert wird. "Da mache ich mich jetzt auch gerne mal zum Deppen", sagt er lachend.
Was ihn bewegt, beschreibt der 56-Jährige, seien die Begegnungen mit Menschen. Für die Mitglieder seiner Gemeinde habe er da sein wollen und " ihnen zuhören". Er habe lernen müssen, manch schwer Belastendes nicht zu nah an sich heranzulassen. In seinen Anfängen in Würzburg habe er zum Beispiel zwei Frauen begleitet, die unheilbar an Krebs erkrankt waren. Das habe ihn sehr geprägt. "Sie haben jemanden gesucht, mit dem sie über ihre Ängste sprechen konnten, einen Ort einfach nur zum Loslassen." Da werde man demütig, so der Pater, der im Juni 2011 zum Priester geweiht wurde. "Und es wurde mir auch klar, dass fromme Sprüche zu zitieren, fehl am Platz ist. Wichtig war es, einfach da zu sein."

Pfarreiengemeinschaft wurde stetig erweitert
Im Jahr 2017 übernahm Fritz Vystrcil die Leitung der Pfarreiengemeinschaft Würzburg Ost, seit 2019 ist er auch Rektor des Klosters St. Alfons. Im Zuge der Gründung der Pfarreiengemeinschaft Würzburg Ost wuchs der Verantwortungsbereich mit der Übernahme der Pfarreien Unsere Liebe Frau, Sankt Barbara, Sankt Nikolaus Gerbrunn und Sankt Vitus Rottendorf (mit der Filiale Rothof) weit über Sankt Alfons hinaus.
Über 70 Jahre lang haben die Redemptoristen an der Keesburg gewirkt. Zuletzt lebten drei Patres - neben Vystrcil auch Martin König und Bernd Wagner sowie Bruder Gerhard Rheintaler - in der Kommunität. "Ich bedauere sehr, dass wir gehen", so Pater Fritz. Vergangenes Jahr im Mai hatte die Ordensgemeinschaft beschlossen, den Standort aufzugeben. Zu groß waren die Spannungen mit der Diözese geworden.

Spannungen mit der Diözese Würzburg wurden schärfer
Laut des Priesters war der Umgangston des Bistums gegenüber der Redemptoristen immer unfreundlicher geworden. 2022 seien finanzielle Vergütungen für die Ordensbrüder gestrichen worden. "Zudem hätte plötzlich Pater Martin König außerhalb der Pfarreiengemeinschaft eingesetzt werden sollen, was für uns überhaupt nicht nachvollziehbar war". Es habe sich auch so angefühlt, "als würde unsere Arbeit gar nicht mehr wertgeschätzt werden".
Dass die Gemeinden für sie gekämpft haben und mit Plakaten und Parolen für den Verbleib der Redemptoristen in Würzburg demonstrierte, zeigt die Beliebtheit der Patres. "Ich weiß das Engagement sehr zu schätzen und es hat Kraft gegeben, aber da war unser Entschluss schon gefasst." Seitdem konzentrieren sich die Patres auf eine gute Übergabe an ihre Nachfolger.
Zum 1. August wechselt Pfarrer Sven Johannsen (52) von Lohr als Pfarradministrator in die Pfarreiengemeinschaft Würzburg Ost. "Ich habe ein gutes Gefühl, dass es nicht zu einem krassen stilistischen Bruch kommt", sagt er. Er geht davon aus, dass mit dem neuen Pfarrer die gute Gemeinschaft weitergeht. Denn: "Auch wenn ich als Pfarrer gehe, die Gemeinden bleiben und können Neues mitgestalten."

Wie geht es mit den Patres weiter?
Um das Wirken der Redemptoristen in Würzburg zu würdigen und sich zu verabschieden, wird Bischof Dr. Franz Jung am Samstag, 27. Juli um 18 Uhr zu einer Vesper in die Kirche St. Alfons kommen. Am 1. August, dem Festtag des Heiligen Alfons, wird es um 18 Uhr eine letzte Messfeier der Redemptoristen in der Kirche St. Alfons geben.
Aber wie geht es mit den Patres weiter? Pater Fritz geht als Pfarrer und Rektor ins Redemptoristen-Kloster Attnang-Puchheim im Bistum Linz in Oberösterreich. "Ich war dort schon einmal und freue mich auf eine neue Herausforderung." Neuer Einsatzort der Patres Martin König und Bernd Wagner ist der Wallfahrtsort Schönenberg in Ellwangen. Und Bruder Gerhard Rheintaler zieht nach Cham in die Oberpfalz.

Pater Fritz geht davon aus, dass das Klostergebäude auf der Keesburg abgerissen werden müsse, es seien wohl Pläne am Laufen, dass auf dem 9000 Quadratmeter großen Grundstück etwas Neues, vielleicht im sozialen Bereich, entstehen könnte. Näheres aber müsste sein Nachfolger kommunizieren, wenn es feststeht, sagt er.
Fritz Vystrcil blickt traurig: "Es ist ein Abschied mit viel Wehmut." Zurückkommen werde er auf jeden Fall, "um Freunde und Bekannte zu besuchen". Soviel steht fest.
Es folgen noch zwei Verabschiedungen: In der Pfarrei Unsere Liebe Frau am Sonntag, 7. Juli um 10 Uhr und in St. Nikolaus in Gerbrunn am Sonntag, 21. Juli um 10 Uhr.