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Frauenland
Der Schlüssel ist abgegeben, die Erbpacht aufgelöst: Kloster St. Alfons schließt seine Pforten
Ein neues Kapitel wird aufgeschlagen. Die Redemptoristen verlassen Würzburg. Wie die Vergangenheit im Kloster war und wie es jetzt weitergeht.
Vor dem Auszug der Redemptoristen: Pater Fritz Vystrcil, der Rektor des Hauses, und Priester Bernd Wagner (rechts) packen tatkräftig mit an.
Foto: Benjamin Brückner | Vor dem Auszug der Redemptoristen: Pater Fritz Vystrcil, der Rektor des Hauses, und Priester Bernd Wagner (rechts) packen tatkräftig mit an.
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 12.08.2024 02:39 Uhr

Die Umzugskartons stapeln sich im langen Flur des Klosters St. Alfons an der Keesburg. Vor wenigen Tagen schloss sich für die dort lebenden drei Patres Fritz Vystrcil, Martin König und Bernd Wagner sowie Bruder Gerhard Rheintaler ihr Kapitel Würzburg und ein neues beginnt. Traurig, wie sie alle bekennen, aber vergangenes Jahr im Mai hatte die Ordensgemeinschaft beschlossen, den Standort aufzugeben. Zu groß waren die Spannungen mit der Diözese geworden.

 Letzte Ansichten des Klosters St. Alfons auf der Keesburg vor dem Auszug der Patres.
Foto: Benjamin Brückner |  Letzte Ansichten des Klosters St. Alfons auf der Keesburg vor dem Auszug der Patres.

Über 70 Jahre lang haben die Redemptoristen nun an der Keesburg gewirkt. Weil die so genannte Hindenburg-Siedlung südöstlich des Stadtteils Frauenland immer weiter wuchs, ließ der damalige Würzburger Bischof Matthias Ehrenfried bereits 1941 ein Grundstück für den Bau einer Kirche kaufen. "Zuvor gehörte das Grundstück der Stadt Würzburg", weiß Pater Fritz Vystrcil, der von 2017 an bis zuletzt Pfarradministrator der Pfar­reiengemeinschaft Würzburg-Ost und seit 2019 Rektor des Klosters St. Alfons war. 

In einer Notkirche wurden Gottesdienste gefeiert

Da sich der Stadtteil in der Nachkriegszeit stetig erweiterte, übertrug der Nachfolger von Bischof Ehrenfried, Julius Döpfner, den Redemptoristen die Seelsorge in der jungen Gemeinde. Benannt wurden Kirche und Kloster nach dem Ordensgründer, dem heiligen Alfonso di Liguori, der sich in Süditalien im 18. Jahrhundert für die Armen einsetzte.

Blick in den Klostergarten. Vor 70 Jahren zogen die ersten Redemptoristen hier ein. 
Foto: Benjamin Brückner | Blick in den Klostergarten. Vor 70 Jahren zogen die ersten Redemptoristen hier ein. 

Bereits 1953 seien die ersten Redemptoristen eingezogen und hätten zunächst in einer Notkirche Gottesdienste gefeiert, erzählt Pater Fritz Vystrcil bei dem Gespräch im Klostergarten. Im Mai 1954 wurde die Pfarrei offiziell eingerichtet und am 7. November die neue Kirche geweiht, die nach Plänen des Architekten Hans Schädel vom Bischöflichen Bauamt beschlossen worden war. Das berühmte Altarbild von Georg Meistermann (1911-1990), so der Pater, sei erst später dazugekommen.

Erster Pfarrer der neuen Gemeinde war 1954 Pater Franz Lutz. "Die Erlöserschwestern betreuten indes das Pfarrbüro und den Kindergarten im Keller des Pfarrhauses." Anfang der 60-er Jahre entstand dann ein neuer Kindergarten sowie das Pfarrheim. Bis heute sei der Auftrag der Redemptoristen auch die Gemeinde- und Volksmission, berichtet der Seelsorger. "Dass Kontakte auf Augenhöhe geschehen, ist mir dabei sehr wichtig." Dafür zieht Vystrcil auch gerne seine Ordenstracht aus und schlüpft in Alltagsklamotten. Wie der Pater erzählt, halfen die Redemptoristen über die Jahrzehnte hinweg auch immer wieder in Kliniken oder Senioreneinrichtungen in Würzburg mit.

Foto nach dem Vorbild der Beatles: Die Redemptoristen verabschieden sich aus Würzburg. Martin König, Fritz Vystrcil, Bernd Wagner sowie Bruder Gerhard Rheintaler.
Foto: Felix Lamprecht | Foto nach dem Vorbild der Beatles: Die Redemptoristen verabschieden sich aus Würzburg. Martin König, Fritz Vystrcil, Bernd Wagner sowie Bruder Gerhard Rheintaler.

Im Zuge der Gründung der Pfarreiengemeinschaft Würzburg Ost wuchs der Verantwortungsbereich der Ordensgemeinschaft mit der Übernahme der Pfarreien Unsere Liebe Frau, Sankt Barbara, Sankt Nikolaus Gerbrunn und Sankt Vitus Rottendorf (mit der Filiale Rothof) weit über Sankt Alfons hinaus.

Rehe und Hasen im Klostergarten

Auf dem etwa 13 000 Quadratmeter umfassenden Klostergelände sticht der riesige Klostergarten, umrandet von hoch gewachsenen Büschen und Bäumen, ins Auge. Früher sei hier auch das hauseigene Gemüse gezogen worden, erzählt Pater Fritz Vystrcil. Zuletzt habe sich Bruder Gerhard fast allein um die Instandhaltung des Gartens gekümmert. Die Natur direkt vor ihren Fenstern werden die Patres vermissen: "In letzter Zeit konnten wir regelmäßig zwei Rehe beobachten, die sich im Garten aufhielten. Auch Hasen und Eichhörnchen gibt es viele", so Pater Martin König etwas wehmütig. 

Ein wichtiger Schritt für die Redemptoristen war 1996 die Gründung eines Ausbildungshauses der deutschsprachigen Provinzen des Ordens. Somit konnten die ordenseigenen Studenten in der Domstadt an der Julius-Maximilian-Universität studieren. Ein Anbau an das bestehende Gebäude schaffte kleine Appartements zum Wohnen. Bis 2015 sei das Kloster noch Ausbildungshaus gewesen. 

Wie sah ein Tag im Klosterleben zuletzt aus?

In Hochzeiten habe das Kloster St. Alfons bis zu zwölf Mitbrüder oder auch Studenten beherbergt, zuletzt waren es noch ein Bruder und drei Patres. Die Verkleinerung sei jedoch nicht der Grund für das Aufgeben des Standorts, versichert der Pater nochmals.

Hell und einladend:  Die Kapelle wurde erst vor kurzem aufwändig renoviert.
Foto: Benjamin Brückner | Hell und einladend:  Die Kapelle wurde erst vor kurzem aufwändig renoviert.

Doch wie sah zuletzt ein Tag im Klosterleben von St. Alfons aus? Seit Corona, so der Geistliche, habe sich das frühe Morgengebet etwas nach hinten verschoben. "Um 7.30 Uhr trafen wir uns jeden Morgen zum Beten in der Kapelle." Nach dem gemeinsamen Frühstück sei jeder seiner Arbeit in der Pfarreiengemeinschaft nachgegangen. "Abends trafen wir uns wieder zum Gebet und dem Abendessen. Eigentlich führen wir für eine Ordensgemeinschaft ein recht normales Leben, nicht sehr feierlich und nicht sehr monastisch", so Fritz Vystrcil.

Die in hellen Farben strahlende neue Kapelle, die die Patres in den vergangenen Jahren gemeinsam gestaltet hatten, bleibe so erhalten wie sie  ist. "Wir hoffen und würden uns wünschen, dass sie von der Pfarrei weiter als Ort des Gebets genutzt wird." In einem Abschiedsgottesdienst für die Ordensbrüder hatte zuletzt Würzburgs Bischof Franz Jung seine Wertschätzung für die Arbeit der Redemptoristen ausgedrückt: „Ich weiß, wie sehr die Menschen Ihre Begleitung und Ihre Wegweisung geschätzt haben, über sieben Jahrzehnte hinweg hier auf der Keesburg und viele Jahre im Frauenland, im Heimgarten, in Gerbrunn, Rottendorf und Rothof. Möge diese Dankbarkeit auch Ihnen Trost und Kraftquelle sein für das, was da kommt."

Es geht nach Linz, Schönenberg und die Oberpfalz

Nun ist der Schlüssel abgegeben, die bestehende Erbpacht wurde aufgelöst, beschreibt Pater Fritz Vystrcil die letzten Schritte in Würzburg. Wie es für die Geistlichen weitergeht, ist klar: Pater Fritz Vystrcil geht als Pfarrer und Rektor ins Redemptoristen-Kloster Attnang-Puchheim im Bistum Linz, neuer Einsatzort der Patres Martin König und Bernd Wagner ist der Wallfahrtsort Schönenberg in Ellwangen. Für Bruder Gerhard Rheintaler geht es nach Cham in die Oberpfalz.

Was jedoch mit dem ehemaligen Klostergebäude geschehen wird, scheint noch nicht hundertprozentig klar. Wie Pater Fritz erläutert, könnte auf dem Gelände an der Keesburg eventuell eine soziale Einrichtung entstehen. Näheres aber müsste sein Nachfolger, Pfarrer Sven Johannsen, kommunizieren. Wie der Pressesprecher der Diözese, Bernd Schweßinger, auf Nachfrage mitteilte, soll in einer Sitzung der Kirchenverwaltung Sankt Alfons am 13. August über die Nachnutzung des Klosters beraten werden. Erst danach könne der Pfarrer entsprechende Auskünfte erteilen.

 
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Kommentare
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  • Horst Blatz
    Ist es nicht befremdlich, das zu Beginn des Berichts auf Spannungen mit der Diözese verwiesen wird, aber im weiteren Verlauf kein weiterer Hinweis dazu erfolgt? Hätte mich schon interessiert, wo dort die Differenzen lagen. War wohl die zu laute Beatlesmusik?
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  • Bernhard Schneider
    Mit ihrem Verhalten vertreibt das Bistum und viele Personen in der Bistumsverwaltung immer mehr Gläubige. Da wird man dann immer wieder mal von oben herab behandelt und es wird vom Bistum des Öfteren nach Gutsherrenart entschieden. Nach rund 20 Jahren in der Kirchenverwaltung beende ich zum Jahresende meine Tätigkeit und will mit diesen Bistum/Bistumsverwaltung nichts mehr zu tun haben. Ich kenne einige Ehrenamtliche die eine ähnliche Meinung wie ich haben. Für meine Kirche vor Ort bin ich weiterhin da.
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  • Herbert Stapff
    Wir alle hier werden sie auf der Keesburg sehr vermissen.
    Euch allen alles Gute, herzliche Grüße und hoffentlich auf ein gesundes Wiedersehen.
    Verband Wohneigentum - Siedlervereinigung Wü Sieboldshöhe
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  • Klaus B. Fiederling
    ortschaften haben jeden sonntag die mühe, priester für gottesdienste zu finden.
    und da "wirft man die padres einfach raus". verstehe ich nicht. sie haben wertvolle arbeit geleistet und dem bistum kein geld gekostet, da sich die gemeinschaften selber tragen.
    frage mich: was soll das ganze?
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