Die Eltern von Simone Strobel in Rieden bei Würzburg sind tief getroffen davon, dass der australische Staatsanwalt die Ermittlungen zum Tod ihrer Tochter aufgibt. Vor allem aber macht Gabi und Gustl Strobel die Reaktion von Simones früherem Freund Tobias wütend. Er hatte den Strobels zufolge fast 15 Jahre lang nichts von sich hören lassen - und tat jetzt vor laufenden Fernsehkameras in Australien so, als suche er plötzlich wieder den Schulterschluss mit Simones Familie in Unterfranken.
Die Eltern: Simones damaliger Freund "spricht nicht für uns"
Die leidgeprüften Eltern bewog dies, ihre bisherige Zurückhaltung aufzugeben und deutlich und umfassend Stellung zur aktuellen Entwicklung zu nehmen. Sie betonen: "Tobias behauptet in seiner Pressemitteilung, für uns zu sprechen, aber das tut er nicht." Die Wahrheit sei: Tobias M. habe seit 2009 keinen Kontakt mehr zu Simones Familie aufgenommen.
Die letzten Worte ihrer Tochter haben Gabi und Gustl Strobel bis heute im Ohr: Zwei Tage vor ihrem Tod 2005 hatte Simone aus Australien angerufen und fast eine Stunde telefoniert. "Es geht mir gut", habe sie gesagt und geschwärmt: "Alles ist so schön hier, Papa, du glaubst gar nicht, wie schön die Welt ist."
Haus voller Erinnerungen und jedes Jahr eine Wallfahrt im Gedenken an die tote Tochter
Dann erhielten die Strobels schreckliche andere Anrufe. Ihre Tochter war spurlos verschwunden. Sechs Tage später fand man ihre Leiche, neben dem Campingplatz, auf dem sie mit drei Freunden war. Bis heute ist ungewiss, was in jener Nacht des 12. Februar 2005 geschah - und was ihr damaliger Freund damit zu tun hat.
Der Tod ihrer Tochter liegt seit 18 Jahren wie ein düsterer Schatten über dem Leben von Gabi und Gustl Strobel und Simones Geschwistern. Ihr Haus ist voller Erinnerungen an die in der Jugendarbeit engagierte junge Frau mit dem fröhlichen Lachen. Jedes Jahr machen die gläubigen Christen zum Gedenken an Simone eine Wallfahrt zum Kreuzberg - wie damals mit ihr, bevor sie 2004 nach Australien aufbrach.
Die Eltern erinnern sich, wie Tobias nach seiner Rückkehr auch ihnen auf drängende Fragen darüber, was in Lismore geschehen war, keine Antwort gegeben habe. Jetzt sahen sie, wie der lange Tatverdächtige in Australien nach der Nachricht über den Rückzug der Staatsanwaltschaft und das Ende des Mordprozesses vor den Kameras stand - und stumm seine australischen Frau für sich sprechen ließ. Die Zeit sei für ihre Familie hart gewesen, Tobias sei entgegen von Medienberichten ein hart arbeitender Mann. Er denke "jeden Tag" an Simone.
Was Simones Eltern von den Aussagen ihres Ex-Freundes halten
Das ärgert Gustl Strobel. Er habe Simones Entscheidung für diesen Freund akzeptiert, hatte er gegenüber der Redaktion einmal gesagt, sei ihm aber distanziert gegenüber gestanden. Die Entscheidung, "die Anklagen gegen Tobias wegen des Mordes an unserer Tochter fallenzulassen, lässt uns mit tiefer Enttäuschung zurück", betonen die Strobels jetzt. Nach 18 Jahren liege ihnen daran, "dass die Gründe für die Anklage gegen Tobias nicht vergessen werden, die ja auch für die Würzburg noch laufenden Ermittlungen weiterbestehen".
Weiter heißt es in der Stellungnahme der Eltern: "Dass Tobias der Polizei gegenüber gelogen hat und seine Mitreisenden dazu ermutigt hat, wichtige Beweise im Zusammenhang mit dem Mord an unserer Tochter zu verschweigen, hat uns immer irritiert." Sie seien "verwirrt über die vielfachen und widersprüchlichen Versionen, die Tobias gegenüber den australischen und deutschen Polizeibehörden bezüglich wichtiger Ereignisse im Zusammenhang mit ihrem Tod geschildert hat".
Appell an die Ermittler: Nachforschungen nicht aufgeben
Gabi und Gustl Strobel erinnern daran, wie sich Tobias und seine mitgereiste Schwester weigerten, an der ersten Untersuchung in Australien im Jahr 2007 teilzunehmen. Nun ruht ihre Hoffnung darauf, dass Ermittlungen fortgesetzt werden. Und sie erwarten, dass Tobias und seine Schwester vollständig kooperieren und dann als Zeugen erscheinen.
"Immerhin wissen wir jetzt, dass Tobias und Simone in der Nacht, in der sie ermordet wurde, gestritten haben und ihr Körper unter einem Baum abgelegt wurde, direkt gegenüber des Campingbusses, den sie gemeinsam nutzten", so die Eltern.
Die Stellungnahme schließt mit einem Appell an die Behörden, nicht aufzugeben: "Auch wenn uns die heutige Bekanntmachung schockiert und traurig macht, danken wir den engagierten Ermittlern in Australien und Deutschland, die so hart daran arbeiten, Gerechtigkeit für Simone zu erreichen."
Sinnvollerweise sollten sich die leidgeprüften Eltern auf diese speziellelle Form von ständig lauter "Öffentlichkeitsarbeit" besser verzichten. Auch im Interesse stillen Gedenkens an ihre leider unwiederbringliche Tochter Simone. Diese lebt hoffentlich heute in einer besseren Welt.
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