Jahr für Jahr ergibt sich ein ähnliches Bild am Main. Sobald das Wetter passt, strömen Menschenmassen an das Mainufer. Oftmals hinterlassen sie dabei ein Bild der Verwüstung: Leere Pizzakartons, Plastiktüten, Flaschen und Becher liegen herum. Zum wiederholten Male haben Leser dieses Mediums Fotos an die Redaktion geschickt und ihren Unmut über die Situation am Main ausgedrückt.
Wer an Fronleichnam am Mainufer in der Sanderau oder am Kranenkai unterwegs war, traute seinen Augen kaum, so verstreut waren die Überbleibsel der Feiernden der vergangenen Nacht. Von Partys, Ruhestörungen, Saufgelagen und einer großen Umweltverschmutzung ist die Rede. Wie gehen Stadt und Polizei mit diesem Problem um?
Anwohner berichtet: "Es gibt keine Hemmschwelle mehr."
Michael W. (Name von der Redaktion geändert) ist sauer. Seit 16 Jahren wohnt er direkt am Theodor-Heuss-Damm und bekommt die Situation hautnah mit. Seinem Eindruck nach arten die Feiern dort immer weiter aus. "Die Menschen fahren teilweise mit dem Auto hin und lassen laute Musik über einen Subwoofer laufen", berichtet er. "Es gibt keine Hemmschwelle mehr."
Da er und seine Frau berufstätig sind, ärgert er sich besonders. Denn: Die Feiern finden nicht nur am Wochenende statt. "Auch unter der Woche können wir oft nicht schlafen, weil es so laut ist." Er fühlt sich von Stadt und Polizei im Stich gelassen. Dabei hätte er Vorschläge, die Situation zu verbessern: Schilder mit dem Hinweis, dass ab 22 Uhr Nachtruhe gilt, beispielsweise. Oder Bereiche schaffen, wo keine Menschen wohnen und die Feiernden ausweichen können. Auch das Ordnungsamt sollte seiner Meinung nach öfter vorbeilaufen und kontrollieren.
Stadt und Polizei ist das Problem bekannt
Wie bereits berichtet, ist auch der Polizei das Problem bekannt. "Das haben wir an jedem Freitag, Samstag und vor Feiertagen", sagt Dienstgruppenleiter Stefan Köhler von der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt auf Anfrage. "Das Wetter ist schön, die Leute treibt es nach draußen." Die Vermüllung sei ein "Riesenproblem". So konnten Polizeibeamte am Fronleichnam-Morgen am Theodor-Heuß-Damm nicht mal mehr durchfahren.
Wie die Stadt Würzburg auf Anfrage mitteilt, beläuft sich das Müllaufkommen am Wochenende am Alten Kranen, in der Sanderau und an der Leonhard-Frank-Promenade derzeit auf mindestens drei Lkw-Ladungen pro Tag – Tendenz steigend.
In sämtlichen Grünanlagen sei das Müllaufkommen von 2019 auf 2020 um 30 Prozent auf 157 Tonnen gestiegen. "An Spitzentagen sammeln die Mitarbeiter des Gartenamts allein bis zu 200 Pizzakartons nur am Alten Kranen auf", berichtet Claudia Lother, Pressesprecherin der Stadt. Bereits an Wochenenden werde der gröbste Abfall von Mitarbeitenden des Gartenamtes eingesammelt, am Montag darauf werde derzeit das gesamte Personal des Gartenamtes nur dafür eingesetzt, die großen Mengen an Abfällen einzusammeln.
Müllaufkommen wegen des Lockdowns gestiegen
Dass die Ansammlungen und das Müllaufkommen in diesem Jahr wegen des Lockdowns und somit geschlossener Clubs und eingeschränkter Gastro besonders stark seien, kann die Stadt bestätigen. "Sowohl Stadtreiniger als auch Gartenamt verzeichnen im Stadtgebiet in diesem Jahr eine Zunahme weggeworfener oder liegengelassener To-Go-Essensverpackungen", so Lother.
In der warmen Jahreszeit, von April bis Oktober, sind zusätzlich fünf Saisonkräfte mit der Müllbeseitigung durch das Gartenamt beauftragt. Es werden täglich an den Hotspots die Müllbehälter geleert und Müllansammlungen beseitigt. Brennpunkte sind laut Stadt: Bahnhof, Kranenkai, Kurt-Schumacher-Anlage in der Sanderau, Leonhard-Frank-Promenade, Mainwiesen in der Zellerau mit Grillplätzen und Skatepark.
An Spitzentagen sammeln etwa 50 Mitarbeiter des Gartenamtes Müll ein. Diese Mitarbeiter fehlen laut Stadt dann in der Grünpflege: So können beispielsweise Rasenflächen nicht gemäht, Hecken nicht geschnitten oder Verunkrautungen nicht beseitigt werden.
Für die Müllbeseitigung wendet das Gartenamt jährlich etwa 20 000 Stunden auf. Es entstehen Kosten (inklusive Lohnkosten) in Höhe von rund 700 000 Euro. Alleine an Fronleichnam haben die Mitarbeiter des Gartenamtes in der Kurt-Schumacher-Promenade rund 1000 Bierflaschen und 500 Weinflaschen eingesammelt.
Stadt Würzburg setzt weiterhin auf Appelle
Doch wie will die Stadt diesem Problem entgegenwirken? "Speziell an Feiertagen verstärkt das Gartenamt zur Müllbeseitigung in den öffentlichen Grünflächen das eigene Personal, zudem unterstützt dauerhaft ein externer Dienstleister am Landesgartenschau-Gelände am Hubland und in der Leonhard-Frank-Promenade, um dem dortigen Müllaufkommen irgendwie Herr zu werden", erklärt die Pressesprecherin der Stadt.
Die Umweltstation der Stadt Würzburg führt zudem zum zweiten Mal eine Anti-Littering-Kampagne (Kampagne gegen Vermüllung) durch. Studierende der Würzburger Universität werden nach einer ausführlichen Einweisung durch das Team der Umweltstation regelmäßig über die Mainwiesen laufen und dort über die Problematik der wilden Müllentsorgung aufklären, Infomaterial und gratis Abfalltüten verteilen sowie Taschenaschenbecher an Raucher verschenken.
Die Stadt Würzburg setzt darüber hinaus weiterhin auf Appelle wie auch auf das Aufstellen weiterer Mülleimer in den Grünanlagen. 78 zusätzliche Mülltonnen wurden Anfang März am Main aufgestellt. Mitte März wurden sie zudem durch 28 weitere an den Mainwiesen, in Grombühl und am LGS-Gelände ergänzt. "Stadtreiniger und Gartenamt sehen sich jedoch großen Müllfluten gegenüber und das Verständnis, warum die Feiernden ihren Abfall nicht mitnehmen, schwindet", so Lother. "Genauso wie das Verständnis dafür schwindet, wenn der neu gepflanzte Sommerflor gleich am darauffolgenden Wochenende herausgerissen wird."
Kommt ein nächtliches Alkoholverbot?
Wie die Stadt Würzburg in einer Pressemitteilung am Freitag mitteilt, erwägt sie und die Polizei ein nächtliches Alkoholverbot in Teilbereichen des Mainkais – sollten sich am Wochenende Verstöße gegen coronanotwendige Beschränkungen ereignen.
Im Zuge einer einheitlichen Regelung werde außerdem darüber nachgedacht, ein mögliches nächtliches Alkoholverbot auf die gegenüberliegende Flussseite auszuweiten. Davon betroffen sein könnte dann auch die Leonhard-Frank-Promenade. Das probeweise Aussetzen des vollständigen Alkoholverbots genau an dieser Stelle war erst in der jüngsten Stadtratssitzung mehrheitlich beschlossen worden, um Verweilzonen am Main zu vergrößern.
"An diesem Wochenende werden die Ordnungskräfte von Stadt und Polizei noch einmal die Lage vor Ort kritisch beobachten. Sollten sich wieder erhebliche Verstöße gegen das in Coronazeiten erforderliche und vorgeschriebene Verhalten ereignen, werden wir über ein temporäres Alkoholverbot zu später Stunde entscheiden müssen", so Wolfgang Kleiner, Kommunalreferent der Stadt Würzburg.
"Wir setzen auf Kommunikation und hoffen auf das Verständnis der Menschen in diesen Coronazeiten", fasst Kleiner das bisherige Vorgehen zusammen. "Aber nur bis zu einer gewissen Grenze." Der Schutz der Bevölkerung vor Corona habe immer noch Priorität.
Dafür auf Demos für Klimaschutz gehen. Wo leben wir hier?
Immer mehr und immer größere Mülltonnen aufstellen ist jedenfalls keine Lösung, die die Abfallflut eindämmt.
Aber die Stadt pennt auch nur. wieso stellt man zumindest an den Zugängen nicht Müllcontainer auf, am Wochenende meinetwegen auch Bauschuttcontainer auf.
Viele würden ihren Abfall soweit tragen. Mit 3 Pizzakartons sind die Mülleimer ja voll.
Eine weitere grundsätzliche Möglichkeit wäre , das Pfand für alle Flaschen auf 1 Euro erhöhen, dann liegt auch nichts mehr im Straßengraben. Der Bierkasten kostet dann einmal 25 Euro Pfand, wenn man tauscht, merkt man es garnicht.
Aber unsere leern Flaschen wieder mitgenommen . Dieses Partyvolk ist für mich schlicht
ASOZIAL.
Das zweite Foto wieder spiegelt doch eine gute Vernunft. Wenn Mülleimer voll sind, dann stellt man den Müll daneben, was die Entsorgung leichter macht, als ihn versteht aufzusammeln.
Außerdem kann man sich fragen, ob es nicht Sinn macht, an einem sonnigen Sommertag, an dem ein Aufenthalt von vielen Menschen am Main unabhängig einer Party, ein mehrmaliges Leeren der Mülleimer seitens der Stadt rechtfertigt. Auch hier mag es kostenärmer zu sein, als den ganz großen Müll immer nur am Morgen danach zu entsorgen.