Wer in Würzburg mit der Straßenbahn beispielsweise vom Hauptbahnhof zum Sanderring fahren will, muss dafür 2,80 Euro berappen. Günstiger wird es, wenn Fahrgäste nur eine kurze Strecke mit der Straba oder dem Bus zurücklegen wollen. Dann müssen sie nur die Hälfte bezahlen. In Augsburg muss der Geldbeutel jedoch seit 1. Januar in einer bestimmten Zone gar nicht geöffnet werden.
Dort gilt im Zentrum der Innenstadt ein Gratis-ÖPNV. Die City-Zone liegt jeweils eine Haltestelle um den "Königsplatz" und "Moritzplatz" herum und umfasst insgesamt neun Haltestellen. Wer innerhalb dieses Bereichs fährt, muss keine Fahrkarte ziehen. Kontrollen gibt es erst ab dem Rand der City-Zone. Das Modell, bei dem in einem bestimmten Bereich die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs kostenlos ist, ist deutschlandweit einzigartig.
Innenstadt und Nahverkehr soll attraktiver werden
Erst Anfang 2018 hatte es massiv Ärger in Augsburg gegeben, weil durch eine Tarifreform für viele Innenstadtbewohner die Fahrpreise teils verdoppelt wurden. Mit dem neuen Konzept wollen die Stadt und die Stadtwerke Augsburg, die gemeinschaftlich für die Einführung der City-Zone verantwortlich sind, die Wogen wieder etwas glätten. Das Ziel ist es, den Parksuchverkehr zu reduzieren und die Innenstadt zu stärken. "Es ist aber auch ein Baustein, um den Nahverkehr attraktiver zu machen, vor allem auch für hartgesottene Autofahrer", erläutert Jürgen Fergg, Pressesprecher der Stadtwerke.
Kein Test, sondern ein langfristiges Konzept
Während sich Fahrgäste über ein paar gesparte Euro freuen können, schreiben die Stadtwerke damit Verluste. "Wir rechnen mit Einnahmeausfälle von rund 870 000 Euro jährlich", so Fergg. Diese werden von der Stadt Augsburg aus Nahverkehrs-Zuwendungen des Freistaats getragen. Zudem geht die Stadt davon aus, dadurch mittelfristig mehr Fahrgäste für den Nahverkehr gewinnen zu können. Das Konzept soll kein kurzfristiges Experiment sein, sondern langfristig gelten.
Ist das Modell auch für Würzburg geeignet?
Kann das, was in der 300 000-Einwohner Stadt Augsburg funktioniert, auch in Würzburg klappen? Die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH (WVV) zeigt sich nicht sonderlich euphorisch über dieses Konzept. Auf die Frage, ob das Modell auch etwas für Würzburg wäre, gibt es auf Nachfrage der Redaktion zwar keine eindeutige Antwort von Unternehmensseite, doch die WVV argumentiert mit einer Untersuchung dagegen.
So gab es 2018 an insgesamt drei Tagen (Stadtfest und Samstage vor drittem und vierten Advent) einen kostenlosen ÖPNV. Dabei wollte das Unternehmen auch herausfinden, ob eine kostenfreie ÖPNV-Nutzung in der Innenstadt die Besucher zu einem Umstieg vom eigenen Auto zur Straßenbahn bewegen kann. Doch dies sei nicht der Fall gewesen. "Insofern waren diese Maßnahmen in Würzburg kein Erfolg und fanden deswegen auch keine Fortsetzung", so WVV-Pressesprecherin Cornelia Wagner schriftlich. Nach Meinung der WVV seien es zudem nicht nur die Preise allein, die dafür sorgen, ob eine Person mit Straba oder Bus in die Stadt kommt. Statt auf einen kostenlosen ÖPNV zu setzen, möchte die WVV auf Nachfrage der Redaktion beispielsweise die vorbereitete Überplanung des Busnetzes weiter auf den Weg bringen.
Was das Verkehrsbündnis zum Modell sagt
Das Bündnis "Verkehrswende Jetzt" hat unter anderem das Ziel, eine 180-Grad-Wende im ÖPNV Würzburgs zu erreichen. Augsburg ist für das Bündnis ein gutes Beispiel für eine Stadt, die auf dem Weg ist, das zu schaffen. "Die ticketlose City-Zone in Augsburg zeigt, welchen Stellenwert der öffentliche Personennahverkehr in anderen Städten genießt", heißt es in einer Stellungnahme. Seit Jahren werde das dortige Straßenbahnnetz kontinuierlich erweitert und das Busliniennetz optimiert. Auch seien nahezu alle Haltestellen bereits barrierefrei ausgebaut. "Diese Priorisierung des ÖPNV muss sich die Politik ernsthaft zum Vorbild nehmen", so das Netzwerk. Auf die konkrete Nachfrage, ob das Augsburger Modell auch für Würzburg sinnvoll wäre, erfolgte keine Stellungnahme des Bündnisses.
Weniger Pickerl. Was ist mit einer City-Maut?
Diese finanziert den ÖPNV.
Funktionierende Modelle gibt es genug. Es scheitert doch wieder nur an persönlichen Befindlichkeiten.
Wann Söder dann mal das 365 € Ticket in Bayern flächendeckend und für alle Mitmenschen umsetzt, darauf bin ich gespannt.