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Würzburg
Mit Gift gegen den Schwammspinner: Kritik von Umweltschützern
Der Schwammspinnerbefall ist für Eichenwälder der Region ein großes Problem. Nun ist der Insektizideinsatz auf Gefährdungsflächen geplant. Umweltschützer freut das nicht.
Die Eigelege vom Schwammspinner erstrecken sich über den gesamten Baum - von der Krone bis zum Stamm.
Foto: Fabian Gebert | Die Eigelege vom Schwammspinner erstrecken sich über den gesamten Baum - von der Krone bis zum Stamm.
Maria Faiß
Maria Pfister
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:29 Uhr

Der Schwammspinner ist eine Schmetterlingsart, die in heimischen Eichenwäldern vorkommt. Der Befall durch das Insekt schwächt die Pflanzen und kann bis zum Baumsterben führen. Seit den 1980-er Jahren ist das ein frankenweites Problem. Auch dieses Jahr rechnet die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (BLWF) mit einem Befall in ganz Bayern. Deswegen plant sie mit den Gemeinden und Waldbesitzern eine gezielte Behandlung mit dem Insektizid Mimic. Das ist ein selektivwirkendes Pflanzenschutzmittel gegen Schmetterlingsarten.

Waldbestand und seine Funktion als Lebensraum erhalten

"Ziel dieser Maßnahme ist es, Kahlfraß zu verhindern und so den Waldbestand und seine Funktion als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu erhalten“, sagt die BLWF. In Bayern sind ungefähr 3000 Hektar Eichenwald in zehn Landkreisen betroffen. Das entspricht etwa der Fläche von 4200 Fußballfeldern. Der Schwerpunkt liegt in Unter- und Mittelfranken – vor allem in Schweinfurt, Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen, Würzburg und Kitzingen, so Andreas Hahn vom BLWF.

Bei der Behandlung werde darauf geachtet, nur die Gebiete zu besprühen, die durch den Schwammspinner bedroht sind. Dafür wurden Tests durchgeführt und eine Karte mit Gefährdungsflächen erstellt. Hahn fügt hinzu: "Außerdem werden Waldbesitzer und Gemeinden informiert und können selbst entscheiden, ob diese durchgeführt werden soll." Die Projektleiter stehen auch in  Kontakt mit dem amtlichen Naturschutz, um deren Auflagen einzuhalten. Es bestehen Abstandsauflagen zu Naturschutzgebieten und es dürfen nur 50 Prozent eines zusammenhängenden Gebietes behandelt werden". Die Insektizidbehandlung erfolgt mit Hubschraubern, deswegen muss darüber hinaus auch auf Witterungsbedingungen wie Wind und Regen geachtet werden.

"Ziel dieser Maßnahme ist es, Kahlfraß zu verhindern und so den Waldbestand zu erhalten.“
Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft

Es wurden bereits alternative Verfahren getestet, so zum Beispiel das Absammeln der Larven. Allerdings sei dieses Vorgehen auf großen Flächen nicht realisierbar. Außerdem befindet sich der Großteil der Eigelege im unerreichbaren Kronenraum, wodurch die Entfernung am Stamm wenig effektiv ist, teilte die BLWF mit.

Es ist ein Umdenken in der Forstwirtschaft nötig

Naturschützer des Bund Naturschutz fordern trotzdem den Verzicht des Insektizideinsatzes. Für Steffen Jodel vom Bund Naturschutz (BN) in Würzburg ist ein Umdenken in der Forstwirtschaft nötig, um dem Schwammspinnerbefall entgegenzuwirken. "Staatswälder werden zum Teil massiv ausgelichtet und dadurch gelangt mehr Sonne in die Waldgebiete. Das fördert die Verbreitung des Schwammspinners." Außerdem führe der erhöhte Lichteinfall zu Sonnenbrand bei vielen Bäumen. Auch für Ralf Straußberger, Waldreferent beim BN in Bayern, ist der flächige Insektizideinsatz nicht zulässig: "Die Forstverwaltung konnte dem BN nicht belegen, dass in den letzten Jahren Wälder durch Schwammspinnerfraß abgestorben sind."

Damit würde die Grundlage für ein derartiges Vorgehen entfallen und die Existenz anderer Tiere riskiert werden, da auch Insekten vernichtet werden, die als Nahrungsgrundlage für andere Tiere dienen. Darüber hinaus kritisiert Jodel die Auskunftsbereitschaft des Forstamtes. "Dem BN liegen bis heute keine Daten über die Waldflächen vor, die tatsächlich bespritzt werden sollen", sagt er.

"Die Forstverwaltung konnte dem BN nicht belegen, dass in den letzten Jahren Wälder durch Schwammspinnerfraß abgestorben sind."
Ralf Straußenberger, Waldreferent Bund Naturschutz Bayern

Einen genauen Termin gibt es noch nicht

Die Informationsveranstaltungen zum Vorgehen mussten aufgrund der Corona-Pandemie zum größten Teil abgesagt werden, teilte Hahn dieser Redaktion mit. Trotzdem gäbe es Informationsmaterial und den intensiven Austausch mit Gemeinden, Verbänden und Waldbesitzern. Ab wann mit der Behandlung begonnen wird, könne nicht genau gesagt werden. Der Start hängt vom Wetter und der Vermehrung der Schwammspinner ab. "Sollten Blätter bei Schlupf der Raupen noch nicht vorhanden sein, verhungert der Schwammspinner und eine Behandlung wird hinfällig." Voraussichtlich wird die Behandlung in befallenen Wäldern zwischen Ende April und Ende Mai begonnen, so Hahn. 

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  • K. D.
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  • M. N.
    Ich habe ein Waldstück das mit Schwammspinner befallen war und mit dem Hubschrauber bespritzt wurde gesehen. Viele verlassene Vogelnester mit toten Jungvögeln. Viele tote Insekten und wenig Vögel.
    Wenn die Bauern so spritzen werden sie eingesperrt und der BUND und die Vogelschützer würde sich nicht mit einem Beitrag in der Mainpost begnügen. Aber viele Förster sind im BUND führend tätig.
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