Die Botschaft von Forst-Betriebsleiter Matthias Wallrapp an den Hammelburger Hauptausschuss war eindeutig: "Der Schwammspinner befindet sich nahezu im gesamten Stadtwald." Auf den meisten Flächen sei die Population bislang unproblematisch, aber auch in diesem Jahr schlug Wallrapp der Stadt die Bekämpfung auf einer Teilfläche vor: Östlich von Gauaschach sollen rund zehn Hektar vom Hubschrauber aus gespritzt werden. Nach längerer Diskussion stimmte der Hauptausschuss mehrheitlich zu, lediglich Elisabeth Assmann (Grüne) und Christian Fenn (Junge Liste) stimmten dagegen.
Im vergangen Jahr waren - ebenfalls auf Wallrapps Empfehlung hin - rund 25 Hektar Wald rund um Ober- und Untererthal gespritzt worden. "Das Ergebnis war, dass die Wälder dort nicht kahl gefressen wurden und der Befall heuer unterhalb der Schwelle ist", berichtet Wallrapp. Der Förster des Würzburger Juliusspitals, das seit fünf Jahren den Stadtwald betreut, betonte auf Nachfrage, dass der Schwammspinner durch den Häutungsbeschleuniger "Mimic" nicht komplett ausgerottet werde, sondern: "Es geht darum, den Kahlfraß zu verhindern."
"Durch die chemische Bekämpfung unterbricht man auch den natürlichen Kreislauf", gab Grünen-Stadträtin Elisabeth Assmann zu Bedenken. Natürliche Feinde könnten sich dadurch nicht entwickeln. Nach Schäden und Nebenwirkungen fragte auch Stadtrat Christian Fenn .
"Man trifft alle Schmetterlingsarten, die zu diesem Zeitpunkt im Häutungsstadium sind", gestand Wallrapp ein. Allerdings werde alles getan, um die Auswirkungen zu reduzieren: Im betroffenen Gebiet im Waldstück "Krone" würden zum Beispiel lichte Waldränder nicht beflogen, weil es dort viele andere Insektenarten gebe. Zudem gebe es gesonderte Vorschriften für naturschutzfachlich wertvolle Flächen. Auf Nachfrage betonte Wallrapp jedoch, dass es beim aktuellen Beschluss um eine bewirtschaftete Fläche gehe. Im Rest des Stadtwaldes befürchte er lediglich einen "Lichtfraß", also ein teilweises Abfressen der Bäume . Bei Gauaschach sei die Population aber so groß, dass es vermutlich zum Kahlfraß komme. In Kombination mit den immer trockeneren Sommern könne das zum Absterben vor allem der Eichen führen.
Für Borkenkäfer ungeeignet
Die Stadträte fragten auch, weshalb der Schwammspinner per Hubschrauber bekämpft werde, aber der Borkenkäfer nicht, obwohl er viel größeren Schaden anrichte. "Der Borkenkämpfer lebt zum einen unter der Rinde und schwärmt außerdem das ganze Jahr, deshalb ist er aus der Luft schwer zu bekämpfen", sagte Wallrapp, und: "Außerdem befällt er vor allem die Fichte, und die ist in unserer Region eh' verloren." Dagegen müssten Eichen und andere Laubbäume geschützt werden.
Stadtrat Edmund Schaupp (H.A.B.) hofft, dass "durch einen relativ kleinen Eingriff jetzt größere Schäden verhindert werden". Mehrfach hingewiesen wurde in der Sitzung auf den Markt Sulzthal: Dort habe die Gemeinde im vergangenen Jahr die Bekämpfung abgelehnt, jetzt gebe es auf einer viel größeren Fläche Probleme.
"Das hat sich gerächt", kommentiert auch Bernhard Zürner die Situation im Sulzthaler Gemeindewald. Zürner ist als Abteilungsleiter beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) für die Wälder im Landkreis Bad Kissingen zuständig. Rund 50 Hektar sollten 2019 südlich von Sulzthal gespritzt werden. "Dann wäre man wahrscheinlich glimpflich aus der Sache herausgekommen", vermutet er. Sicher wisse das aber niemand, weil es keine verlässlichen wissenschaftlichen Studien gebe. Deshalb ist auch Zürner gespannt, wie sich die Schwammspinner-Situation in diesem Jahr entwickelt: Die Stadt Bad Kissingen etwa habe entscheiden, auch im zweiten Jahr in Folge keine Bekämpfung für ein betroffenes Waldstück bei Arnshausen vorzunehmen.
Ein Drittel des Gemeindewalds
In Sulzthal dagegen hat die Gemeinde jetzt eingelenkt: Rund 135 Hektar sollen dort voraussichtlich Ende April beflogen werden. Insgesamt habe das AELF rund 360 Hektar Wald zur Schwammspinner-Bekämpfung im Süden des Landkreises Bad Kissingen angemeldet. Die genauen Flächen und Größen würden erst am Freitag festgelegt. Bei Gauaschach haben neben der Stadt auch die Bayerischen Staatsforsten und die örtliche Wald-Körperschaft einer Befliegung zugestimmt. Weitere Informationen zum Ablauf gibt das AELF demnächst. Auf alle Fälle würden die betroffenen Waldgebiete am Tag der Befliegung gesperrt, außerdem sollten dort mindestens drei Wochen keine Kräuter oder Waldfrüchte gesammelt werden. Der Laubaustrieb werde aktuell täglich beobachtet, ideal wirke die Bekämpfung beim Übergang auf das dritte von fünf Raupen-Stadien. Deshalb werde der Zeitpunkt kurzfristig festgelegt.