
Im Kampf gegen Personalnot in der Pflege geht die Uniklinik Würzburg neue Wege. Das Versprechen: Arbeite, wann und wieviel du willst. Im Gegenzug steckt im neuen Arbeitszeitmodell "Flex4UKW" der Uniklinik der folgende Deal: Wer sich seine Zeiten aussucht, muss dafür flexibel in unterschiedlichen Stationen einsetzbar sein.
Manche dieser Pflegekräfte arbeiten jeden Tag auf einer anderen Station – je nachdem, wo gerade Personal ausfällt oder Engpässe herrschen. Der Uniklinik steht damit ein Pool von Springern zur Verfügung, der das Stammpersonal entlastet.
Mit "Flex4UKW" hat das Uniklinikum Würzburg schon 180 Pflegekräfte eingestellt
Etwa 700 Bewerbungen hat es für das neue Programm bereits gegeben. 180 Pflegekräfte hat die Uniklinik seit dem Start des Programms im November 2022 bis Anfang Oktober darüber eingestellt. Weil viele davon in Teilzeit arbeiten, entspricht dies 120 Vollzeitstellen. Ziel sind 160, weitere Verträge sind bereits unterschrieben, sagt Flexbüro-Leiterin Cashanna Schöller vom Uniklinikum.
Bis Mitte 2024 steht das Uniklinikum nach ihren Angaben schon jetzt bei 224 Flexkräften mit 145 Vollzeitkontingenten. "Von vier bis fünf Stunden pro Woche bis zur vollen Stelle mit 38,5 Stunden ist alles dabei."
So wie Melissa Zehn, Charlene Saunders und David Rieß.
1. Melissa Zehn, 27 Jahre, Medizinische Fachangestellte, Poliklinik und Ambulanzen

Melissa Zehn hatte bei einem Hausarzt ihre Ausbildung absolviert und war fünf Jahre als Medizinische Fachangestellte bei Fachärzten und in der HNO-Uniklinik tätig. Dann musste und wollte sie ein halbes Jahr pausieren: Ihr Großvater war schwer krank, sie kümmerte sich um ihn.
Wieder eingestiegen ist sie bei der Würzburger Uniklinik im Februar 2023 mit einer vollen Stelle, bewusst über das Flexmodell: "Damit kann ich reduzieren, falls mein Opa mich wieder brauchen sollte." Das gebe ihr ein Gefühl von Sicherheit. Derzeit ist sie für mehrere Wochen als Krankheitsvertretung an der Poliklinik für Urologie in Würzburg eingesetzt.
Auf 15 unterschiedlichen Stationen könnte das Uniklinikum Melissa Zehn über das sogenannte Cluster "Poliklinik und Ambulanzen" einsetzen. Damit sie flexibel verfügbar ist, wurde sie gut drei Monate lang auf allen 15 Stationen eingearbeitet.
Da ist Abwechslung garantiert, und das gefällt der 27-Jährigen: "Ich sehe und lerne viel und treffe neue Leute." Am Anfang habe sie noch etwas Skepsis seitens des Stammpersonals gespürt, sagt Zehn. Die sei aber verschwunden. "Jetzt freuen sich alle, dass wir da sind."
2. Charlene Saunders, 34 Jahre, Pflegefachkraft, Operative Medizin

Charlene Saunders kommt aus der Altenpflege, zehn Jahre lang arbeitete sie als Helferin in verschiedenen Einrichtungen und für ambulante Dienste. Nach einer Weiterbildung zur Pflegefachkraft suchte sie den Wechsel in die Krankenpflege. Für die Arbeit im Krankhaus musste sie einiges nachholen, seit März 2023 ist sie im Uniklinikum angestellt – über den Flexpool von "Flex4UKW".
Saunders hat sich für das Cluster "Operative Medizin" entschieden – mit mehr als 15 Stationen ist es äußert breit gefächert. Die 34-Jährige hat zwei Kinder (zwei und sieben Jahre) und kann deshalb nur montags bis freitags im Frühdienst von 6 bis 14 Uhr arbeiten. "Das macht mir die Planung deutlich einfacher. Mit Kindern ist immer etwas los, vor allem am Wochenende."
Auch Saunders hat eine mehrmonatige Einarbeitung durchlaufen. Jetzt muss sie wöchentlich, teils täglich, die Station wechseln – je nachdem, wo sie gebraucht wird. Dabei hat sie schon verschiedenste Bereiche kennengelernt: Unfallchirurgie, HNO, Augen- und Frauenklinik, Urologie, Allgemeine Chirurgie.
"Mir machen die Wechsel nichts aus", sagt die Pflegerin, "ich finde das total interessant." Wobei sie nicht ausschließt, später fest auf einer Station zu arbeiten – "wenn die Kinder größer sind."
3. David Rieß, 34 Jahre, Gesundheits- und Krankenpfleger, Onkologie

Er kennt das Uniklinikum Würzburg: Seit 2017 arbeitet David Rieß hier als Gesundheits- und Krankenpfleger. Bis zu seinem Wechsel in den Flexpool Anfang des Jahres hatte er bereits 14 Stationen durchlaufen.
Entscheidendes Plus für ihn als Flexkraft: Er kann seinen Dienstplan selbst vorgeben, mit Rücksicht auf Partnerin und Freunde. Und er kann frei entscheiden, an wie vielen Wochenenden er arbeiten möchte. "Ich kann Berufliches auf das Private abstimmen", sagt der 34-Jährige, dies sei als Stammkraft auf Station nur bedingt möglich. Nebeneffekt der besseren Planung: Rieß hat seine Arbeitszeit von 80 auf gut 90 Prozent erhöht.
Im Moment wird er als Springer fast täglich auf eine andere Station geschickt. Der Pfleger schätzt die Abwechselung: "Die Palette ist breiter und weniger eintönig, ich lerne viele Dinge kennen." Und Neid des Stammpersonals auf die freie Dienstwahl? "Habe ich bisher nicht erlebt", sagt Rieß. Auf Station sei man vor allem froh, wenn jemand kommt und Ausfälle kompensiert.
wie kann man aber bei 180 dazugeworbenen pflegekräften allen gerecht werden, dies ist schon ein gewaltiger einsatz der pflegedienstleitung, möchte nicht in ihren schuhen stecken. der eine will da nicht, der andere dort nicht, da hab ich geburtstag,.....
Das ist einfach die moderne Zeit, ich finde die altgediente 40 Stunden Woche mit sturen festen Zeiten hat in der Arbeitswelt ausgedient. Länder wie Dänemark und Schweden machen es uns schon Jahre vor das Überstunden und starre Zeiten nicht sein müssen und die Wirtschaft trotzdem gut läuft.
Das Klinikum Aschaffenburg hat zum Beispiel für alle Pflegekräfte als Anreiz über 600 E Autos angeschafft wo der Mitarbeiter keinerlei Kosten hat weder Werkstatt noch Strom. Am Ladegerät ist ein Stromzähler und die Klinik zahlt dann den verbrauchten Strom.