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Würzburg
Arbeiten, wann und wieviel man will: Uniklinik Würzburg konnte schon 40 Mitarbeitende zurück in die Pflege holen
Wer Menschen für die Pflege zurückgewinnen will, muss sie bei ihren Bedürfnissen abholen. Das versucht die Uniklinik mit einer besonderen Jobaktion. Mit Erfolg.
Volle Konzentration auf der Intensivstation im Zentrum für Operative Medizin der Würzburger Uniklinik. Um Mitarbeitende für die Pflege zu gewinnen, setzt man auf flexible Arbeitszeiten.
Foto: Thomas Obermeier | Volle Konzentration auf der Intensivstation im Zentrum für Operative Medizin der Würzburger Uniklinik. Um Mitarbeitende für die Pflege zu gewinnen, setzt man auf flexible Arbeitszeiten.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:39 Uhr

Der Personalmangel in der Pflege ist dramatisch: Überall sind Heime, Kliniken oder ambulante Dienste auf der Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Nicht selten bleiben mittlerweile Betten oder teils ganze Stationen leer. Um Pflegekräfte zu gewinnen, geht das Würzburger Uniklinikum seit Mitte November mit einer besonderen Jobaktion in die Offensive: Arbeiten, wann und wieviel man will – das verspricht "Flex4UKW".

Frei entscheiden können das Pflegekräfte im neu geschaffenen "Flexteam". Damit sollen Ausfälle kompensiert und die Stammteams gestärkt werden. 160 Vollzeitstellen sollen auf diese Weise entstehen. Weil viele nur in Teilzeit oder stundenweise einsteigen, rechnet man mit rund 300 zusätzlichen Kräften.

170 Bewerbungen seit Start der Kampagne vor zwei Monaten

Die Uniklinik bewirbt die Aktion massiv, unter anderem mit großflächiger Werbung. Und der Erfolg scheint ihr recht zu geben: Nach Auskunft von Kliniksprecher Stefan Dreising sind innerhalb von zwei Monaten bereits 170 Bewerbungen eingegangen. Davon wurden bisher 40 Pflegerinnen und Pfleger neu eingestellt, weit über 100 Bewerbungsgespräche habe man geführt. "Das ist wirklich ein Erfolgsmodell", freut sich Dreising.

Dagegen rümpfen andere Betreiber von Pflegeeinrichtungen oder Kliniken bisweilen die Nase. Sie befürchten einen verschärften Konkurrenzkampf und die Abwanderung von Personal. Eine solche hat zumindest nach aktuellem Stand kaum stattgefunden. Nach Erhebung des "Flexteams" kam von den Neueinstellungen nur "eine Handvoll" aus anderen Einrichtungen. "Wir wollen niemanden abwerben", sagt Dreising, "schließlich arbeiten wir ja ansonsten gut zusammen."

Der Großteil der neuen Pflegekräfte seien Wiedereinsteiger, die eben nur ein bestimmtes Stundenkontingent arbeiten können oder auf bestimmte Tage fixiert sind. Das sind unter anderem Medizin-Studierende, die zuvor bereits eine Pflegeausbildung absolviert hatten. Auf sie hatten die Verantwortlichen an der Uniklinik durchaus gehofft.

"Positiv überrascht" ist man Dreising zufolge über die relativ große Gruppe von Pflegerückkehrern, die aus Zeitgründen oder wegen Überlastung den Job verlassen hatten. Sie hat man mit der Aussicht auf reduzierte und flexible Arbeitszeiten wiedergewonnen. Von sechs Wochenstunden bis zur halben Stelle reicht die Bandbreite. Darunter sind auch Eltern, die das Angebot wegen der besseren Vereinbarkeit mit der Kinderbetreuung nutzen. Und selbst einige Rentner seien mit einem abgespeckten Stundenkontingent wieder eingestiegen. Dagegen konnte man aus der umstrittenen Leiharbeit noch niemanden in die reguläre Pflegeanstellung zurückholen.

Auf ganzen Bussen betreibt die Uniklinik derzeit Werbung für ihr neues Pflege-Arbeitsmodell. Auf dem Bild  (von links) Pflegedirektor Marcus Huppertz, Cashanna Schöller, Pflegedienstleitung und Leiterin des neuen 'Flex-Büros' und Hubert Riedmann, Stationsleitung in der Herz-Thorax-Chirurgie.
Foto: Ivana Biscan | Auf ganzen Bussen betreibt die Uniklinik derzeit Werbung für ihr neues Pflege-Arbeitsmodell. Auf dem Bild  (von links) Pflegedirektor Marcus Huppertz, Cashanna Schöller, Pflegedienstleitung und Leiterin des ...

Regional kommen zwar die meisten Flex-Arbeitskräfte aus Stadt und Landkreis Würzburg. Aber selbst aus Schweinfurt sowie dem Landkreis Haßberge und dem Main-Tauber-Kreis liegen nach Auskunft des Kliniksprechers Bewerbungen vor.

Rosinen picken? Integration der Flex-Pflegekräfte läuft bisher gut

Befürchtungen einer Zwei-Klassen-Gesellschaft auf den Stationen hätten sich bisher nicht bewahrheitet. "Die Integration der Neuen in die bestehenden Teams läuft gut", sagt Dreising. Schließlich sei auch das Stammpersonal froh, wenn sie durch die Verstärkung weniger oft selbst "aus dem Frei" für ausfallende Kolleginnen und Kollegen einspringen müssen.

Ein bis zwei Jahre hat die Uniklinik für den Aufbau des neuen Personalpools veranschlagt. Um noch mehr Pflegekräfte dafür zu gewinnen, geht das Flexteam der Uniklinik auch unkonventionelle Wege. So sind Interessierte am 15. Februar von 11 bis 15 Uhr zum ersten Jobcafé "Gepflegt Kaffeetrinken" ins Café Fred eingeladen, um das Team kennenzulernen und Fragen zu klären. 

Infos im Internet: www.ukw.de/flex4ukw

 
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Kommentare
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  • H. W.
    ... und wer macht die unbeliebten Dienste (Heiligabend, Weihnachtsfeiertage, Silvester und Neujahr)?
    Ich tippe mal auf "die alten", denn sie werden ja ohne zu Fragen eingeteilt und sind dabei die Dummen.
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  • H. S.
    @hmw...diese sind sehr beliebt, nicht jeder ist Feierwütig und freut sich auf den Feiertagszuschlag!
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  • K. S.
    Schön blöd wer sich so ködern lässt. An den Arbeitsbedingungen hat sich nichts geändert
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Da sieht man mal, gute Ideen haben noch nie geschadet. Besser als auf bekannten Wegen verharren und sich wundern, dass sich die Welt weiter dreht.
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  • B. F.
    wenn man eine MFA für 4,99 netto in einer Notaufnahme (über Zeitarbeitsfirma) im Spätdienst und Wochenenddienst arbeiten lässt, dann wundert mich das nicht, wenn dort keiner mehr arbeiten will !!
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  • M. K.
    Auch da gilt doch der Mindestlohn von 12 €! Das ist netto deutlich über Ihrem Wert.
    Oder wie kommen Sie auf 4,99 ?
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  • M. R.
    Meiner Frau hat überall eine 1 und wurde nicht genommen
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  • H. S.
    ...könnte am Partner liegen?
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  • R. E.
    Eine gute Idee, um die Kosten für die Zeitarbeit in den Griff zu kriegen.
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