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Würzburg
Arbeiten, wann und wieviel man will? So will die Uniklinik Würzburg attraktiver für Pflegekräfte werden
Der Dienstplan ganz nach eigenen Wünschen? Das verspricht die Uniklinik für ihr neues "Flexteam". Wer dafür in Frage kommt und wie das System funktioniert.
Die Corona-Pandemie hat die Pflegekräfte in den Kliniken seit Frühjahr 2020 stark belastet. Um zusätzliches Personal zu gewinnen, geht die Uniklinik Würzburg jetzt ungewohnte Wege.
Foto: Thomas Obermeier | Die Corona-Pandemie hat die Pflegekräfte in den Kliniken seit Frühjahr 2020 stark belastet. Um zusätzliches Personal zu gewinnen, geht die Uniklinik Würzburg jetzt ungewohnte Wege.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 09.02.2024 05:10 Uhr

Not macht erfinderisch, das gilt auch für den Pflegenotstand. Die Würzburger Uniklinik macht nun einen Schritt, den sie selbst als "revolutionär" bezeichnet: Pflegekräfte können im neu geschaffenen "Flexteam" frei entscheiden, wo, wann und wieviel sie arbeiten möchten. Damit sollen Ausfälle kompensiert und die Stammteams gestärkt werden.

Es sollen 160 zusätzliche Vollzeitstellen entstehen

160 zusätzliche Vollzeitstellen sollen auf diese Weise entstehen. Weil viele wohl nur in Teilzeit oder stundenweise einsteigen, rechnet man am Klinikum mit rund 300 zusätzlichen Kräften. Ein bis zwei Jahre habe man für den Aufbau veranschlagt, sagte Pflegdirektor Marcus Huppertz bei einer Pressekonferenz.

Mit einer Werbekampagne auch auf Bussen macht die Uniklinik auf das neue Personalprogramm aufmerksam. Im Bild (von links) Pflegedirektor Marcus Huppertz, Flex-Büroleiterin Cashanna Schöller und Stationsleiter Hubert Riedmann.
Foto: Ivana Biscan | Mit einer Werbekampagne auch auf Bussen macht die Uniklinik auf das neue Personalprogramm aufmerksam. Im Bild (von links) Pflegedirektor Marcus Huppertz, Flex-Büroleiterin Cashanna Schöller und Stationsleiter Hubert ...

Eltern, Rentnerinnen und Rentner, Studierende – "alle sind willkommen", so Teamleiterin Cashanna Schöller. Eine Voraussetzung müssen sie allerdings erfüllen: eine pflegerische oder medizinische Qualifikation. Minimum dabei ist die einjährige Ausbildung als Pflegefachassistenz.

Gesucht sind ansonsten examinierte Alten- und Krankenpflegerinnen und -pfleger, medizinische Fachangestellte, anästhesie- und operationstechnische Assistentinnen und Assistenten sowie Notfallsanitäterinnen und -sanitäter. Medizinstudierende kommen für eine solche Festanstellung in Frage, wenn sie bereits eine praktische Ausbildung absolviert haben.

Das Uniklinikum will mit dieser Initiative ("FLEX4UKW") schlummerndes Pflegepotenzial heben. Beispielsweise Mütter oder Väter, die nur einen bestimmten Tag in der Woche oder zu gewissen Uhrzeiten oder Schichten arbeiten können oder wollen. Andere sind vielleicht nur am Wochenende verfügbar.

Elf verschiedene Arbeitsbereiche zur Auswahl

Interessierte können ihr persönliches Zeitfenster melden und sich für ein so genanntes Cluster entscheiden – einen Fachbereich, in dem sie tätig sein möchten. Beispielsweise in der Kinderklinik, Notaufnahme, Onkologie oder Operativen Medizin. Elf solcher Cluster wurden gebildet. Die Arbeitsverträge werden unbefristet ausgestellt, von der 450-Euro-Kraft bis zum Vollzeitjob. Ein Dreierteam sichtet und koordiniert die Bewerbungen. Die ersten lägen bereits vor.

Ist es pure Verzweiflung, die zu dem ungewohnten Personalprogramm führt? Die Uniklinik dementiert. "Wir sind nicht verzweifelt, wir sind überzeugt", sagt Pflegedirektor Huppertz. Überzeugt, dass die Suche mit starren Personalprofilen nur noch begrenzt fruchtet. Stattdessen wende man sich nun dem Arbeitsmarkt zu und frage: "Was hast Du uns zu bieten?"

Können die flexiblen Pflegekräfte die Leiharbeit überflüssig machen?

Vorzeichen werden damit umgekehrt – und das ist auch eine Kampfansage an die Leiharbeit. Sie ist Trägern von Kliniken und Seniorenheimen ein Dorn im Auge, weil die Leihpflegekräfte deutlich teurer eingekauft werden müssen als das Stammpersonal. Und die Leihpflege ködert Mitarbeitende eben mit jener Flexibilität an Dienstzeiten, wie sie nun die Uniklinik selbst verspricht. Rund 50 Leiharbeitende sind aufgrund von Engpässen derzeit dort tätig. Sie durch eigenes Personal zu ersetzen, wäre für die Klinik auch finanziell von Vorteil. 

Dienstplan nach eigenen Wünschen: Kann das funktionieren? Die Niederlande machen es vor. Dort habe man dieses System bereits in den Nuller Jahren etabliert, erklärte Marcus Huppertz. Außerdem habe man Erfahrungswerte aus anderen deutschen Krankenhäusern eingeholt. Bayernweit ist Würzburg das erste Universitätsklinikum, das mit dem flexiblen Personalpool arbeitet.

Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zwischen Stamm- und Flexteam befürchten die Verantwortlichen nicht. Hubert Riedmann, Stationsleiter der Herz-Thorax-Chirurgie: "Auch die Stammkräfte profitieren, wenn sie Ausfälle nicht permanent selbst auffangen müssen, sondern wir dafür zusätzliches Personal haben." Ziel sei ein verlässlicher und stabiler Dienstplan.

Info und Kontakt: www.ukw.de/flex4ukw

 
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  • weiric
    Warum werden alle Versuche zur Entspannung der Lage schon wieder im Vorfeld nur schlechtgeredet? Niemand der Kommentatoren überzeugt bislang durch eine bessere Idee.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Das ist unser Problem bei den deutschen Arbeitgebern, flexible Arbeitszeitmodelle für alle Mitarbeiter anzubieten (bei vernünftiger Bezahlung).
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  • Bsvoder
    Was nutzt das tollste Flexteam, wenn dann im akuten Fall von ausfallenden Diensten trotzdem keine Kraft schnell einspringen kann (weil z.B. unattraktiver Nachdienst) und am Ende das Stammteam sich selbst dafür verbrennen darf?
    Es sollte also sichergestellt sein, dass diese Flexteams dann auch alle potentiellen Dienste gleichermaßen ausreichend abbilden!
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Einspruch - @ Bsvoder -

    wenn ich mich fürs Flexteam gemeldet habe und kriege gleich eine Nachtschicht aufgedrückt, obwohl mein Kind krank ist/ ich keine Betreuung habe, ist die Sache sofort wieder gestorben.

    Haben Sie schon mal dran gedacht, dass jemand die flexiblen Stunden evtl. gar nicht für die eigene Work-Life-Balance braucht, sondern wegen anderer, z. B. familiärer Verpflichtungen?
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  • dietmar@eberth-privat.de
    "können im neu geschaffenen "Flexteam" frei entscheiden, wo, wann und wieviel sie arbeiten möchten."

    Warum macht man das nicht auch für das Stammpersonal?
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  • carmen.reitz-borst@gmx.de
    Und das Stammpersonal soll dann die Zeiten stemmen die das flexible Personal nicht machen möchte, Abend , Nachtschicht , Wochenende und Feiertagen.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Naja - @ ErSieEs2022 -

    ich vermute mal, es bleibt allen unbenommen, den Status von "Stammpersonal" nach "Flex" zu ändern/ damit wird das UKW rechnen müssen.
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  • Margarete-wuestner@web.de
    Vielleicht möchte das flexible Personal den Abend, die Nacht, die Wochenenden, die Feiertage arbeiten, weil es gerade die Lebens/Familiensituation nur so zulässt. Damit gewinnt das KH evtl wieder Personal zurück, bzw neues Personal.
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  • KarinStratmann66@web.de
    Wer gegangen ist, kommt nicht wieder. Schließlich haben sich die Arbeitsbedingungen null verbessert. Aber wem das egal ist....greift zu, wenn's Spaß macht?
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