Als sich Dieter Schneider am 10. Juni 2018 auf sein Motorrad setzt und Würzburg hinter sich lässt, weiß noch niemand, welche Ausmaße diese Reise annehmen wird. Auch er selbst nicht. Sein erstes Ziel ist der Iran. Aber weder hier noch im Himalaya, noch in Kambodscha oder Indien entscheidet er sich dafür umzukehren. Bei der Überfahrt von Malaysia nach Australien wird im klar: er will die Welt umrunden.
Fast zwei Jahre lang fährt er durch vier Kontinente. Kurz vor seiner Rückkehr nach Europa muss er seine Fahrt aufgrund der Pandemie in Buenos Aires beenden. Bilder dieser spektakulären Reise sind nun im 70-minütigen Dokumentarfilm "Ride don't hide" zu sehen.
Das Thema Depression spielt eine große Rolle im Film
Dieter Schneider, in den 80er-Jahren zweifacher Olympia-Teilnehmer im Fechten, setzt sich sehr für den Kampf gegen Depressionen und für Suizidprävention ein. Ein Jahr nachdem sich sein Sohn das Leben nahm, brach er mit dem Motorrad auf eine Transafrika-Reise nach Kapstadt auf. "Traumaverarbeitung", wie er selbst sagt. Das Thema Depression spielt nun auch im Film über seine Weltumrundung eine große Rolle.
Das Filmprojekt wurde von Regisseur Meci Stojmirovic und Produzent Allie Schropp umgesetzt. Der Kontakt zu Schropp kam über Michael Reizel zu Stande, der sowohl ein guter Freund von Dieter Schneider als auch der Geschäftsführer des Versicherungsvermittlungs-Unternehmen BVUK ist. "Als ich Michael das Bildmaterial zeigte, hat er sofort gesagt, dass man daraus was machen muss", erzählt Dieter Schneider. Die BVUK finanzierte einen großen Teil des Films. Einen weiteren Teil sammelte man über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter. Allein auf diesem Weg kamen noch einmal 15 000 Euro zusammen.
Bereits im April 2020 begann man mit der Produktion. "Es war schon ein spezielles Projekt. Es war ja nie angedacht, dass aus der Reise eine Doku entstehen soll. Mir wurde eine Festplatte mit kurzen Videos gegeben. Die Dateien hatten keine Namen und bei vielen war das Datum falsch angegeben. Daraus einen Film zu machen war wie ein 1000 Teile-Puzzle", erzählt Regisseur Meci Stojmirovic. Schneider selbst war in alle wichtigen Prozesse involviert und fungiert als Erzähler.
Neben der Fahrt durch spektakuläre Landschaften zeichnet sich der Film durch die Auseinandersetzung mit dem Thema Depression aus. "Wir wollten keine reine Reisedokumentation machen. Davon gibt es genug. Die Bilder sollen die Leute in den Film ziehen. Wenn das geschafft ist, lassen sie sich auch auf das unbequeme Thema ein. Das ist wie beim Trojanischen Pferd", erklärt Schneider das Konzept.
In vielen Aufnahmen spricht er mit Menschen verschiedener Herkunft und lässt sich erzählen, welche Rolle mentale Gesundheit in ihrem Leben und in ihrer Kultur spielt. Der Film soll dem Zuschauer aber ein positives Gefühl vermitteln: Der Untertitel lautet schließlich "Die Welt ist zu schön für Depression".
Vorstellung im Kino "Central im Bürgerbräu"
Wer Interesse hat, die Bildgewalt der Dokumentation auf der großen Leinwand zu bestaunen, hat im Kino "Central im Bürgerbräu" in der Zellerau die Chance dazu. Am 26. Juni und am 3. Juli (jeweils Samstag) wird der Streifen um 16 Uhr über die Leinwand laufen.
Man ist aktuell noch auf der Suche nach einem Partner für eine Ausstrahlung im Fernsehen oder bei einem Streaming-Anbieter. Bei der Auswahl gehe es Schneider aber nicht um das Finanzielle: "Wichtiger ist mir, einen Partner zu haben, der uns eine gewisse Reichweite ermöglicht. Es sollen so viele Menschen wie möglich erreicht werden. 'Ride don`t hide' ist ein Film, der Leben retten kann."
Dieter Schneider hat bereits Pläne wie seine nächste große Tour aussehen soll. Er möchte aus seinem Motorrad das "erste mobile Institut für angewandte Glücksforschung" machen. Beginnen soll die Reise mit einem Trip nach Skandinavien. Dort sind viele der Länder, die nach dem "World Happiness Report" (einer Rangliste zur Lebenszufriedenheit in verschiedenen Ländern) zu den glücklichsten der Welt zählen.
Schneider möchte mit den Einheimischen darüber reden, was sie so glücklich macht. Zudem will er das Nordkap besuchen. Von dort soll die Reise nach Süden weitergehen. In Westafrika stehen dann die Staaten auf dem Programm, die am Ende der Rangliste zu finden sind. In Südafrika, am Kap der Guten Hoffnung, wird diese "Von Kap zu Kap"-Reise dann enden. Und nach seinem Buch zur Transafrika-Reise und dem Film zur Weltumrundung ist auch hier wieder eine kreative Umsetzung angedacht.
Der Dokumentarfilm "Ride don't hide" ist am 26. Juni und am 3. Juli (jeweils Samstag) um 16 Uhr im Kino "Central im Bürgerbräu" in der Zellerau zu sehen.