Nach genau 20 062 Kilometern auf dem Motorrad durch 17 Länder, davon zehn auf dem afrikanischen Kontinent, hat der Würzburger Dieter Schneider Cape Town erreicht: Er ist am Ziel seiner abenteuerlichen Reise. Seine Frau und seine Tochter in Rottenbauer wird dies besonders freuen. Am 5. Oktober vergangenen Jahres war er dort morgens von seinem Haus aufgebrochen. An diesem Dienstag nun war Schneider am Fuße des Tafelbergs.
Die Fahrt durch Namibia und Südafrika ans Kap der Guten Hoffnung, dem südwestlichen Zipfel Afrikas, sei landschaftlich noch einmal ein Höhepunkt gewesen, berichtet Schneider: „Als ich den Tafelberg von Cape Town am Horizont sah, beschlich mich ein gemischtes Gefühl unterm Helm. Es überwog zwar die Freude darüber, es geschafft zu haben, jedoch war ein wenig Wehmut dabei, dass das Abenteuer auf zwei Rädern nun zu Ende geht.“
Schneider, der mit der Werbeagentur Buena la Vista bekannt wurde, hatte seine Reise von Anfang an nicht nur als privates Abenteuer gesehen. Mit seinen regelmäßigen Berichten im Internet wollte er das Interesse für die Länder, die Menschen und ihre Kulturen fördern.
Als „Botschafter Würzburgs“ überbrachte der 56-jährige Geschäftsmann im Rathaus von Mwanza am Victoriasee in Tansania einen Brief des Würzburger Oberbürgermeisters Christian Schuchardt. Beide Städte feiern heuer 50 Jahre Partnerschaft. Vor allem aber überreichte er in Kampala, der Hauptstadt Ugandas, eine Spende aus seiner Sportstiftung, die er gemeinsam mit dem Würzburger Weltklasse-Schwimmer Thomas Lurz gegründet hatte. Mit dem Geld unterstützt die Stiftung ein Projekt für Rollstuhl-Basketball, das Schwerbehinderten ein Stück normales Leben wiederbringen soll.
Die vielen Erlebnisse und Begegnungen während der 111 Tage sind für Schneider überwältigend gewesen. „Es wird einige Zeit brauchen, bis ich die Fotos sortiert und die Eindrücke verarbeitet habe“, sagt der Werbefachmann. „Heilfroh bin ich, und dem Schutzengel sei Dank, dass Freud und Leid auf der Reise in einem Verhältnis 90 zu 10 stehen.“
„Ich fühlte mich nie bedroht. Auch hatte ich nie Angst. Wenn ich mir zu viele Gedanken über das gemacht hätte, was alles hätte passieren könnte, wäre ich unterm Helm verrückt geworden,“ schildert der 56-Jährige seinen abenteuerlichen Ritt auf dem Motorrad-Sattel.
„Ich bin mit einem gesunden Phlegma und einer guten Portion Optimismus unterwegs gewesen.“ Physisch sei alles machbar gewesen. Doch mental sei er immer wieder berührt worden, als er wochenlang durch einige der ärmsten Regionen der Welt fuhr.
„Die Landschaften Ost- und Südwestafrikas können einem den Atem rauben: die Wüsten Sudans, das Hochland von Äthiopien, das Rift-Valley, der Mount Kenia, die Serengeti, Zanzibar, die Weite Namibias, die Cap Region in Südafrika. Die Kulturstätten in Luxor, Meroe, Lalibela haben mich tief beeindruckt“.
Die vielen Begegnungen mit den Menschen vor Ort hat er sehr genossen – mit Ausnahme einiger korrupter Grenzbeamten. Seine BMW hat ihn nie im Stich gelassen. 1000 Liter Sprit sind durch den Tank gelaufen, keinen Tropfen Öl musste er nachfüllen. Der Plattfuß in der Wüste Namibias war einem Dorn beim Offroadfahren geschuldet. Die Birne im Scheinwerfer war das einzige Teil, das er austauschen musste.
Die moderne Technik macht vieles möglich. Das Navi hat ihn aus dem chaotischsten Verkehr in Kampala gelotst. Der Hinterreifen hat gehalten und klaglos die vielen Schlaglöcher, den tiefen Schlamm und die endlosen Geröllpisten weggesteckt.
Von den insgesamt 300 Stunden unterm Helm hat Schneider nicht wenige fürs Nachdenken über Gott und die Welt genutzt. „Was die Reise mit mir gemacht oder wie sie mich verändert hat, wird sich zeigen, wenn ich wieder zu Hause bin.“
Er bedanke sich bei allen, die geholfen und ihm dieses einmalige Erlebnis ermöglicht haben. „Danke bei allen, die mir Mut gemacht haben. Hakuna Matata Afrika!“